Viele Branchen beklagen einen Fachkräftemangel, so auch das Autogewerbe. Ein gutes Gegenmittel sind Weiterbildungen. Um zum Werkstattleiter aufzusteigen, absolviert Thomas Vogel aus Adligenswil die Berufsprüfung zum Automobildiagnostiker.
Eine Weiterbildung lohnt sich. Für den Lernenden, der dabei seinen Horizont erweitert und im Normalfall in eine höhere Lohnklasse aufsteigt. Aber auch für seinen Arbeitgeber. Den Beweis dafür liefert Thomas Vogel. Der 31-jährige Adligenswiler absolvierte zunächst die dreijährige Lehre zum Automonteur, hängte anschliessend die verkürzte berufliche Grundbildung zum Automechaniker an. Als bei seinem Arbeitgeber Amag in Rain der Werkstattleiter kündigte, übernahm Thomas Vogel kurzerhand dessen Funktion – allerdings geknüpft an die Bedingung, gleich die dafür nötige Berufsprüfung in Angriff zu nehmen. Weil Automobildiagnostiker auf dem Arbeitsmarkt zu einer seltenen Spezies gehören, war man bei Amag froh, einen Ersatzmann aus den eigenen Reihen rekrutieren zu können und zeigte sich entsprechend grosszügig. «Amag hat mir 10’000 Franken, also fast die Hälfte, an die Weiterbildungskosten bezahlt», erzählt Vogel. Im Gegenzug verpflichtete er sich, Amag nach erfolgreichem Abschluss mindestens drei Jahre lang die Treue zu halten.
Hohe Zulassungshürden
Im Sommer 2010 startete Thomas Vogel die berufsbegleitende Weiterbildung zum Automobildiagnostiker in der Fachrichtung «Leichte Motorfahrzeuge». Der Vorbereitungskurs zur Berufsprüfung besteht aus neun Modulen und dauert im Idealfall zwei Jahre. Der theoretische Teil wird jeweils am Montag im Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe in Luzern vermittelt. Hinzu kommen 22 Tage Praktikum, die auf die vier Semester verteilt im Ausbildungszentrum des Autogewerbeverbandes Schweiz, Sektion Zentralschweiz (AGVS-ZS) in Horw stattfinden. Zur Berufsprüfung zugelassen werden nur Automechaniker, Automobil-Mechatroniker, Baumaschinenmechaniker oder Landmaschinenmechaniker mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ), die vor der Diplomübergabe zwei Jahre Berufspraxis im entsprechenden Gebiet vorweisen können und sämtliche neun Module bestanden haben. «Zudem benötigen die Kandidaten ein Berufsbildner-Zertifikat und die Bewilligung für den Umgang mit Kältemitteln», ergänzt Patrick Schwerzmann, Präsident des Zentralschweizer Autogewerbeverbandes (AGVS-ZS). «Diese beiden Papiere können sie im Rahmen des Vorbereitungskurses erwerben.»
Elektronik wird immer wichtiger
Die Tätigkeiten der Automobildiagnostiker sind geprägt von der zunehmenden Bedeutung der elektronischen Systeme im Fahrzeug sowie des Umweltschutzes in der Automobiltechnik. Dazu Josef Rütter, Fachlehrer Automobiltechnik am Berufsbildungszentrums Bau und Gewerbe: «Für eine zielsichere Diagnose der Fahrzeugstörung müssen die Berufsleute heute über vertiefte elektronische und mechanische Kenntnisse verfügen.» Mit hochsensiblen Testgeräten untersuchen sie Schäden am Fahrwerk und prüfen Fehlfunktionen des Motors. Je nach Grösse des Betriebs führen Automobildiagnostiker die zum Teil anspruchsvollen Reparaturen selber aus. Übrigens: In den nächsten Wochen schliesst Thomas Vogel seine Weiterbildung ab und erfüllt damit sämtliche Bedingungen für einen idealen Werkstattleiter. Um später mal seinen eigenen Garagenbetrieb führen zu können, empfiehlt sich zusätzlich die Höhere Fachprüfung zum Automobil-Kaufmann. Diese beiden Teile ergeben zusammen die frühere Meisterprüfung. Das hat der Adligenswiler aber nicht im Sinn. «Ich sehe meine Zukunft eher in der Werkstatt.» In ölverschmutzten Arbeitskleidern unter Motorhauben defekter Autos.
Daniel Schwab
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Bildlegende: Der Adligenswiler Thomas Vogel (31) – hier bei seinem Arbeitgeber Amag Rain – darf sich demnächst Automobildiagnostiker nennen. (Bild zvg)