Adligenswil will «qualitatives» Wachstum

Seit dem 9. Mai kann die Adligenswiler Bevölkerung die vorgesehenen Zonenplanänderung zur Revision der Ortsplanung des Dorfes einsehen. Das Mitwirkungsverfahren läuft bis zum 10. Juli. | Bilder Elia Saeed

Am 14. Mai fand im Zentrum Teufmatt in Adligenswil die Orientierungsversammlung zur Revision der Ortsplanung statt. Die Gemeinde will bis in 15 Jahren auf 6000 Einwohner wachsen.

esa. Die Adligenswiler Gemeinderäte Ursi Burkart-Merz und Markus Sigrist stellten der anwesenden Bevölkerung die vergangenen und zukünftigen Schritte in der Überarbeitung des Zonenplans vor. Die «Region Luzern» soll laut Prognosen innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre um 8 Prozent wachsen, zumindest was die Bevölkerungszahl angeht. Da die Stadt an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt, werden vor allem die Luzerner Agglomerationsgemeinden einen merklichen Zuwachs erleben. Der Gemeinderat von Adligenswil hat sich für ein moderates, laut Ursi Burkart-Merz auch ein «qualitatives», Wachstum entschieden. Um mit den verschiedenen Expansionsbegehren gerecht umzugehen, wird der Zonenplan der Gemeinde im Zyklus von etwa 15 Jahren erneuert. Die letzte Ortsplanungsrevision Adligenwils war im Jahr 1996.

Moderates Wachstum forciert
Die Bevölkerung von Adligenswil hat sich in letzten 30 Jahren (seit 1981) mehr als verdoppelt. Jedoch schreitet das Wachstum in den letzten Jahren deutlich langsamer voran. Das Ziel des Gemeinderates ist es, mit möglichst wenig Bodenverbrauch eine maximale Nutzung der Flächen zu gewährleisten. Denn Adligenswil soll bis in 15 Jahren um 10 Prozent auf 6000 Einwohner wachsen. Um diese Herausforderung meistern zu können, startete der Gemeinderat im Jahr 2010 mit der ersten Phase des Räumlichen Entwicklungskonzeptes (REK). Im Jahr darauf folgte der Entwurfsprozess, in dem konkretisiert wurde, welche Gebiete umgezont werden sollen. Das aktuelle Jahr ist entscheidend. Denn bis zum 10. Juli läuft das Mitwirkungsverfahren für die Bevölkerung, während gleichzeitig eine Vorprüfung durch den Kanton durchgeführt wird. Die AdligenswilerInnen sind aufgerufen, sich aktiv an der Ortsplanung zu beteiligen und allfällige Stellungnahmen zu beziehen. Die endgültige Beschlussfassung und Genehmigung der Umzonung soll im Frühjahr 2013 an der Gemeindeversammlung erfolgen.

Reserven ausbauen
Hans-Jakob Wettstein, Vertreter des privaten Planungsbüros ecoptima, informierte zum räumlichem Entwicklungskonzept. In Adligenswil wohnen etwa 2,5 Personen pro Wohnung; 1980 waren es fast 3,5. Diese Tatsache allein erfordere laut Wettstein, dass über 100 neue Wohnungen gebaut werden müssten, um die Bevölkerungszahl zu halten. Die bestehenden Reserven bieten auf knapp sieben Hektaren Platz für fast 400 Personen. Der neue Zonenplan sieht vor, dass zehn Hektaren neu eingezont werden. Die grössten Flächen dafür befinden sich auf den Gebieten Äbnet, Obmatt, Chluse, Altmatt (Nord und Süd) und Chriesibühl, bei denen jeweils über eine Hektare umgezont werden soll. Der Jurybericht des Beurteilungsgremiums sah bei allen vorgängig von Architekten eingereichten Studien noch Anpassungsbedarf. So fiel der Entscheid auf einen «Synthesebericht», welcher eine Kombination von verschiedenen Architekturbüros vorsieht.

Ausgeweitete Wohngebiete
Bei den neu geplanten Wohnzonen wird vor allem versucht, bestehende Baustrukturen beizubehalten. Im Gebiet Äbnet soll der noch eingedolte Lettenbach freigelegt und in die geplante Überbauung eingegliedert werden. Im Gebiet Altmatt Süd sollen heute noch bestehende Ökonomiegebäude bis in 15 Jahren abgerissen und durch Mehrfamilienhäuser ersetzt werden. Beim Winkelbüel im Gebiet Angel Ost soll eine ungenutzte Gewerbezone zu einer Wohnzone werden. Der Grund dafür ist laut Markus Sigrist, dass die Lage attraktiv zum Wohnen sei, da seit über 20 Jahren durch das Gewerbe an dieser Stelle nichts realisiert worden ist. Beim Kernbereich im Dorfzentrum soll weiterhin eine «publikumsattraktive Erdgeschossnutzung» stattfinden. Der Hang beim Buggenacher sowie der Dietschiberg sollen vollständig zur Landschaftsschutzzone werden, welche in Zukunft keine Veränderungen mehr erfahren darf.

Wo sind die Grenzen?
Zum Schluss der Veranstaltung wurde die Fragerunde für das Publikum rege genutzt. Es ist noch vieles offen. So stellten sich Fragen wie: Wird es in Zukunft überhaupt noch Bauland für die nachfolgenden Generationen geben? Erfordert ein Bevölkerungswachstum nicht auch den Ausbau der Infrastruktur, wie zum Beispiel Schulen? Welche Gebiete werden prioritär behandelt und als erste umgezont? Die Antworten auf diese Fragen sind laut Markus Sigrist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht definitiv. Jedoch versicherte er, dass es in 15 Jahren immer noch Bauland geben wird. Möglich sei jedoch, dass nach 20 bis 25 Jahren kein weiterer Ausbau mehr durchführbar sei. Die derzeitigen Prognosen würden in Richtung verdichteteres Bauen gehen, was laut Sigrist aber auch seine Grenzen hat. Im Bereich der Infrastruktur sei dank dem geplanten moderaten Wachstum nicht mit einer Verknappung zu rechnen. Der Gemeinderat geht davon aus, dass im schlimmsten Fall ein zusätzliches Schulzimmer, und keine neue Schule, gebaut werden muss. Jedoch sei auch hier mit dem Blick auf die demographische Entwicklung Vorsicht geboten, was die Prognosen angeht.

Mitwirkung durch das Volk
Bis zum 10. Juli läuft das Mitwirkungsverfahren für die Adligenswiler Bevölkerung und den Kanton. Nach dem Beschluss durch die Gemeindeversammlung im kommenden Frühjahr 2013 sollen die definitiven Planungsvereinbarungen mit den Grundeigentümern folgen. In Etappen von jeweils etwa 5 Jahren sollen dann die einzelnen Gebiete nacheinander erschlossen werden. Neben dem Zonenplan liegen bei der Gemeinde auch Informationen zum Gefahrenzonenplan, zum Bau- und Zonenreglement und zum Synthesebericht für «Spezielle Wohnzonen» bereit. Gemeindepräsidentin Ursi Burkart-Merz betonte, dass es dem Gemeinderat ein Anliegen ist, dass sich die Bevölkerung an der Weiterentwicklung Adligenwils beteiligt. Weitere Informationen sind auf: www.adligenswil.ch unter Informationen – Projekte – Revision Ortsplanung verfügbar.