„Die grosse Solidarität der Schüler hat mich gerührt“

Das Oberstufenschulhaus Obmatt in Adligenswil. Bilder: zVg

Wegen des Krieges in der Ukraine sind nun auch Flüchtlinge in der Schweiz – auch im Rontal. In Adligenswil wurden in den letzten Tagen bereits acht Kinder eingeschult.

Seit letzter Woche besuchen acht Ukrainische Flüchtlingskinder die Schule in Adligenswil. Vier gehen im Obmatt-Schulhaus in die Oberstufe, drei besuchen die Primarschule und ein Kind wurde im Kindergarten eingeschult. Die Kinder und ihre Familien sind in Adligenswil und Udligenswil privat untergebracht. Deshalb ist sind die Gemeinden und nicht der Kanton Luzern zuständig für die Einschulung der Jugendlichen und Kinder.

Die Kurzfristigkeit und die neue Situation stellten die Schule und auch die Lehrpersonen vor besondere Herausforderungen. Wir haben mit der Schulleiterin des Oberstufenschulhauses Obmatt in Adligenswil, Claudia Christen, über diese anspruchsvolle Zeit gesprochen.


Wurde die Schule Adligenswil darauf vorbereitet, dass wohl bald Flüchtlingskinder eingeschult werden «müssen»?

Claudia Christen: Zu Beginn des Krieges in der Ukraine wusste man ja, dass nun Flüchtlinge kommen werden und dass es auch durchaus sein kann, dass auch Flüchtlinge mit Kindern hier nach Adligenswil kommen. Der Kanton Luzern hatte dann ziemlich schnell die entsprechenden Zuständigkeiten auf Stufe Schule kommuniziert.

Wie hatte die Organisation zu Beginn zwischen der Schule und der Gemeinde funktioniert?

Christen: Ja, am Anfang mussten wir uns kurz sortieren und organisieren. Einige hatten sich bei der Gemeinde angemeldet und einige haben das direkt bei uns – der Schule – gemacht. Wir haben aber schnell erkannt, dass wir die Anmeldungen für die Schule in unserer Schulverwaltung zentralisieren müssen. Es war halt auch für die Flüchtlinge nicht ganz einfach, wo sie was zu melden hatten.

Wie wurden die Flüchtlingskinder dann schlussendlich auf die Klassen verteilt?

Christen: Es war für uns nicht ganz einfach. Wie hatten ja nur die Namen und einen Jahrgang. Also haben wir Klassen genommen, die beispielsweise von der Anzahl Schüler her noch Spielraum hatten. In der Oberstufe haben wir anfangs auch alle Jugendlichen in den Niveaufächern im Niveau C eingestuft. So konnten sie ohne schulischen Druck starten. Wir haben aber schnell gemerkt, dass die die Einstufung in einzelnen Fächern zu tief war – die Jugendlichen sind deshalb teils bereits im Niveau B oder A im Unterricht.

Wie haben sie die Reaktionen der Schüler und Lehrer dabei wahrgenommen?

Christen: Das war richtig schön! Die Lehrpersonen waren sehr offen und auch die Schüler haben sich richtig gefreut auf die «neuen Lernenden». Das hat mich richtig gerührt – diese unglaubliche Solidarität auch bei den Jungen! Um den neuen Schülern den Start etwas zu erleichtern, wurde ihnen auch immer ein Pate oder eine Patin aus der Klasse zugeteilt. Und auch hier: es war nicht schwer jemanden zu finden, es war eher schwer zu entscheiden und den anderen Schülern «abzusagen». Alle wollten helfen!

Wie wird in der Schule die Sprachbarriere gemeistert?

Christen: In der Oberstufe haben wir das Glück, dass die meisten ziemlich gut Englisch sprechen und das funktioniert sowohl im Unterricht als auch auf dem Pausenplatz ziemlich gut. Ausserdem stehen den Jugendlichen Apps zur Verfügung, die ganze Arbeitsblätter übersetzen – und sie gehen nun fleissig in den Deutschunterricht. Was auch schön ist: wir haben einen Schüler, der Russisch spricht. Er hat sich nun sehr bereitwillig zur Verfügung gestellt zu übersetzen, wo immer es ihm möglich ist.

Wie haben Sie den Start der Flüchtlingskinder in der Schule Adligenswil wahrgenommen? Sie gehen nun bereits einige Tage hier zur Schule…

Christen: Ich habe das sehr positiv wahrgenommen. Die Jugendlichen sind sehr engagiert und die Solidarität der Klasse und der Lehrpersonen ist gross. Für die Flüchtlingskinder ist es nicht ganz einfach hier Fuss zu fassen – alles ist neu und unbekannt. Für die Lehrpersonen bedeutet es eine zusätzliche Herausforderung. Es geht jetzt aber nicht primär um schulische Leistungen. Wir wollen ihnen einen möglichst normalen Alltag und den Zugang zu Bildung ermöglichen.  

Text und Interview: Sara Häusermann