Leserbriefe KW40/41

Erneute Finanzkrise des Pflegezentrums Adligenswil

Mit Infoblatt orientiert der neue Gemeinderat seine Bürger über ein weiteres Mio-Loch des
Pflegezentrums nachdem bereits 2019 Mio-Beträge seitens der Gemeinde gesprochen werden mussten. Der prognostizierte Verlust 2020 von Fr. 2.6 Mio entspricht einem Betrag von Fr. 479 pro Einwohner (inkl. Kinder!). Obwohl ich bereits 2019 den Gemeinderat als blauäugig bezeichnete habe, die PWC eine Gefälligkeitsstudie erstellte, aber geflissentlich die Grunddaten für Ihre Berechnungen unbesehen übernahm, strotzt auch das neue Infoblatt von Intransparenz. Dem Bürger wird eine Zustimmung zur Fusion zugemutet, ohne wirklich offen die kritischen Punkte abzuklären. Schlichtweg fehlt ein fundiertes Budget für das Pflegezentrum. Der Bürger bleibt im Ungewissen, ob wirklich eine Besserung der jährlichen Verluste erwartet werden kann. Was ist mit der unsäglichen Fr. 15 Mio Garantie der Gemeinde, bleibt die bestehen oder wird die mit diesen Massnahmen hinfällig? Gemäss Infoblatt übernimmt die Gemeinde Aktiven von Fr. 48.3 Mio. Gibt es eine unabhängige Bewertung dieser Aktiven und wieviel beträgt der Mietwert der Liegenschaften? Von den Passiven (Schulden) wird gar nicht gesprochen. Ebenso von den Verantwortlichen für diese Misere. Derweil haben sich die Protagonisten micht mehr in ihren Funktionen und können politisch nicht zur Verantwortung gezogen werden. In einem Parlamentsbetrieb wäre schon längst der Ruf nach einer PUK aufgekommen, welche den Bürgern Klarheit über die Verantwortung verschafft und auch die Finanzsituation transparent und nachvollziehbar offen legt. Es ist bedauerlich, dass der neu gewählte Gemeinderat in die Fussstapfen ihrer Vorgänger tritt. Ich Frage mich wie lange die Stimmbürger von Adligenswil dieser Verschleiherungspolitik noch Folge leisten. Ich für meinen Teil kann mit den verfügbaren Informationen diesem Fusionsprojekt nicht zustimmen und plädiere für ein Ende mit Schrecken statt einem Schrecken ohne Ende.

Stephan Jud, Adligenswil


Tempo-30-Zone in Adligenswil: Resultat einer verfehlten Zentrumsplanung

Bei rein punktueller Betrachtung wird Adligenswil seine städtebauliche Aufgabe nicht erfüllen können. Zentrums-Wettbewerbe sind nie zielführend weil bruchstückhaft. Im Zentrum von Adligenswil wurden grosse Landflächen verplant und Wettbewerbsprojekte nach Belieben wie Karten gemischt. Klar definierte räumliche Strukturen fehlten. Die Konzeptlosigkeit bei der für „Laien“ zugänglichen Jurierung war offensichtlich, ebenso die fehlende dreidimensionale Wahrnehmung in Bezug auf das zu Erstellende sowie auf das ortsgegebene Umfeld. Materialvorgaben zur baulichen Einheit wurden unterlassen, unvorteilhafte Bauvorschriften beibehalten. Das Resultat: Der Zentrumsbau steht am falschen Ort. Die für den Dorfplatz nötige Fläche liegt auf der Nordseite des Gebäudes. Die nahen Hinterfassaden von Teufmatt und Gemeindehaus sowie eine Rampe werden zum Akzent. Dem gesichtslosen Dorfplatz fehlt die räumliche Atmosphäre und somit die Aufenthaltsqualität! Ausgangslage nach dem 4. „Wettbewerb für Zentrumsentwicklung und Gemeindeverwaltung“: Die schmale, unvorteilhafte Strassen-Restparzelle liegt auf der Nordseite der höher verlaufenden Kantonsstrasse. Die geplanten Gebäude werden zu einem erheblichen Teil hinter dem nahen Obgardi errichtet. In Übergangszeiten und im Winter fehlen Süd- und Südwest-Besonnung. Die Hinterhof-Fassade des Obgardis wird nun hier zum Akzent. Die nahe Strasse lässt für den parallel dazu verlaufenden Neubau kein lebenswertes Wohnen zu, er wird als Schallschutz für die bestehenden, dahinter liegenden Wohnblocks missbraucht. Diese wiederum platzierte man parallel abgestuft mit geringem Abstand an den Osthang, so dass dem jeweils darunter liegenden Gebäude die Westsonne, sowie die Privatsphäre fehlt. Für den Neubau werden die benötigten Parkplätze aus Platzmangel längs zur Kantonsstrasse angelegt. Eine kleine Grünfläche liegt auf der Nordseite des Gebäudes. Bedingt nicht die fortwährende fehlende planerische Sachlichkeit eine fortwährende Verkehrsberuhigung? Eine auf das Terrain gelegte, nicht sichtbare Strassenführung (im Bereich der Untergeschosse der Zentrumsüberbauung) wäre einst möglich gewesen. Ein verkehrstechnisch weit blickender Diskurs fehlte. Braucht es nun zwischen Kreisel Dorfplatz und Kreisel Widspühl mit nur einer übersichtlichen Ausfahrt wirklich eine Tempo-30-Zone? Wie sehr lässt sich in Adligenswil die Fehlplanung mit verkehrsberuhigenden Massnahmen in alle Richtungen noch steigern, um dann erneut Tempo 30 auf der Kantonsstrasse zu fordern? Der Abschnitt Kreisel Dorfplatz – Kreisel Obmatt lässt situationsbedingt ja bereits kaum eine höhere Geschwindigkeit zu. Und bei „freier Fahrt“ für Fussgänger sind Unfälle in der Tempo-30-Zone vorprogrammiert. Betreffend Staubildung: Ist es zu viel verlangt, den Schülern beizubringen, die Strasse nicht alle 3 Sekunden einzeln zu überqueren? 
 
Bruno Ackermann, Architekt, Adligenswil

Mit der Bibel gegen Konzerne

Mit Befremdung habe ich die kirchliche Stellungnahme zur Konzernverantwortungsinitiative im Pfarrblatt vom Oktober 2020 gelesen. Dass die Initiative und die Grundhaltung der Kirche zu dieser Initiative im Rontaler Pfarreiblatt in dieser Form Einzug halten kann finde ich deshalb deplatziert, weil die im Rontal ansässigen, weltweit tätigen Konzerne und KMU
mit Bestimmtheit sich strickte an lokale Gegebenheit, Vorschriften und Gesetze halten. Dass alle Konzerne nun unüberlegt und undifferenziert in der allgemein formulierten Abhandlung in den „Glencore- und Syngenta-Topf“ geworfen werden zeigt zudem, wie wenig sich die Redaktionsverantwortlichen Mühe gegeben haben zu unterscheiden. Es ist mir auch nicht bekannt, dass Kirchenverantwortliche diesbezüglich je das Gespräch mit Personen und Unternehmen unserer Region gesucht hätten. Wir können uns glücklich
schätzen, international erfolgreiche Unternehmen, Arbeitgeber und gewerbliche (Kirchen-)Steuerzahler im Rontal zu haben. Ich hätte den Kirchenverantwortlichen unserer Region etwas mehr Fingerspitzengefühl zugetraut. Offensichtlich wollen und müssen sie mit ihrem Engagement mithelfen, von den weltweit zum Teil tragischen (unchristlichen) Verfehlungen der Kirche abzulenken.
 
Joachim Walker, Ebikon

Krise als Chance

Wir alle kennen es aus eigener Erfahrung: Eine Krise ist fast immer auch eine Chance. Warum sollte das nicht auch für Ebikon so sein? Ein erster wichtiger Schritt haben die Stimmberechtigten bei der Abstimmung über die Einführung eines Einwohnerrates bereits gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass 75 Prozent diesem Vorhaben zustimmen? Aus meiner Sicht war das nur möglich, weil alle Parteien in eindrücklicher Einigkeit zusammengestanden sind und dazu die Initiative ergriffen haben. Sie haben es gemacht, weil alle  – auch der Gemeinderat – das Kommissionenmodell für die Gemeinde Ebikon als nicht geeignet beurteilen. Der Gemeinderat und die Parteien haben nun gemeinsam die Chance, den politischen Umbau so zu gestalten, dass die Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Gemeinderat offener und transparenter wird. Damit wird das Vertrauen geschaffen, das für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Ebikon so wichtig ist. Als ehemaliger Gemeinderat wünsche ich dieses Vertrauen, gerade jetzt, wo die Gemeinde mit einer schwierigen finanziellen Situation zu kämpfen hat und zusätzlich von der Corona Pandemie herausgefordert ist.  Jetzt ist ein entschlossenes, gemeinsames Handeln wichtig. 

Ruedi Kaufmann, ehem. Gemeinderat Ebikon 


Ein Wuchtiger Sieg für die Linken

Gemäss Artikel in der LZ vom Montag, 28. September war der Jubel der Linken über die Ablehnung der angeblichen Mogelpackung «Erhöhung der Kinderabzüge» anlässlich des Mega-Abstimmungssonntages gross. Für die SP sei nun Schluss mit der «Asozialen Klientel- und Abbaupolitik» der Bürgerlichen. Klammern die Bürgerlichen mit ihrer Politik das Gemeinwohl aus und betreiben sie wirklich einen Abbau der Sozialleistungen? Fakt ist, dass im Kanton Luzern die Leistungen der individuellen Prämienverbilligung sowie der Alimenten-Bevorschussung aktuell wieder verbessert werden. Die Beiträge der Ergänzungsleistungen zur AHV/IV werden aufgrund eines Beschlusses des Kantonsrates erhöht. Bund, Kanton und Gemeinden sprechen derzeit mehr Gelder für familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung. Auf Bundesebene steht die Einführung von Überbrückungsleistungen für ältere Arbeitslose kurz bevor. Zu all dem kommen noch die ausserordentlichen Beiträge und Leistungen im Zusammenhang mit der Covid19-Pandemie. Die öffentliche Hand ist fortwährend bemüht und verstärkt laufend ihre Anstrengungen, um Personen mit tiefen Einkommen zu unterstützen und sie in eine bessere, wirtschaftlich unabhängige Selbständigkeit zu begleiten. Meine Erfahrung ist, dass vielen Bürger*innen eine grosse Anzahl der Unterstützungsangebote im sozialen Bereich nicht bekannt sind. Mit dieser Unkenntnis ist es einfacher die erwähnten Leistungen nun als «Abbaupolitik» zu bezeichnen. Sollten bürgerlichen Parteien einen Sachverhalt so einseitig darstellen, so würde man ihnen Populismus vorwerfen. Die Beurteilung der aktuellen (bürgerlichen) Sozialpolitik überlasse ich den Leser*innen.

Stephan Betschen, Gemeinderat/Sozialvorsteher Buchrain, Kantonsrat FDP


Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Die Sagenmatt ist und bleibt ein überzeugendes Wohnbauprojekt am richtigen Ort. Die Überbauung trägt wesentlich zur qualitätsvollen Entwicklung von Ebikon bei. Deshalb habe ich aus Überzeugung JA gestimmt. Schade, dass die Abstimmung infolge sogenannter Formfehler im Abstimmungsbüchlein abgesagt werden musste. Der Gemeinderat hat aber richtig reagiert und die Verantwortung übernommen. Er führt zur Klärung dieser (reichlich spät) aufgebrachten Punkte eine externe Untersuchung durch. Diese wird aufzeigen, was falsch gelaufen ist. Wichtig ist, dass jetzt die richtigen Lehren gezogen werden. Die Bauherrschaft hält meines Erachtens richtigerweise am massgeschneiderten Projekt fest. Das wird mit dem aktuellen Brief an die Ebikoner Bevölkerung klar. Die Fehler im Abstimmungsbüchlein müssen nun aber korrigiert werden. Das Projekt wird politisch breit getragen. Die Vorwürfe der Gegner stossen weitgehend ins Leere. Es ist zu hoffen, dass die abgesagte Abstimmung baldmöglichst nachgeholt werden kann. Mit der Realisierung des Sagenmattprojektes wird ein starkes Signal für eine positive Entwicklung unserer Gemeinde gesetzt. In der aktuell schwierigen finanziellen Lage braucht Ebikon nachhaltige und vertrauensbildende Signale.

Silvia Illi, Ebikon