Leserbriefe 2018-10/11

Blutverdünner vor Verkehrsinfarkt

Der Verkehr kommt fast täglich zum Erliegen – in den nächsten 15 Jahren soll er noch über 30 Prozent wachsen. Unsere Agglomeration hat einen Infarkt. Der Verkehr muss aber pulsieren können, wie in einem Organismus das Blut. Dies gilt für die roten wie auch für die weissen Blutkörperchen, also für den öffentlichen und den Individual-Verkehr. In solchen Fällen wird vom Arzt Blutverdünner verschrieben. Im Gesamtverkehrskonzept von Luzern Plus geschieht diese Verkehrs-Verdünnung durch Förderung des öffentlichen und des Langsam-Verkehrs. Vorbei sind die Zeiten, als dies als linke, ideologisch gefärbte Ansätze abgetan wurde. Der nicht kaum erweiterbare Verkehrsraum ist nur rationell zu bewirtschaften, wenn der Verkehr intelligent gesteuert und Bahn und Busse bevorzugt werden. Ein einziger R-Bus befördert in Stosszeiten gegen 200 Personen. Er ersetzt damit ca. 160 Autos und gegen 1 Kilometer staufördernde Blechlawine auf den Strassen. Zudem werden Parkflächen eingespart, die einem kleineren Fussballfeld entsprechen.

Das Gesamtverkehrskonzept von Luzern Plus Ost ist im Mitwirkungsverfahren zu unterstützen, wenn damit der Umsteigeeffekt erzielt wird. Das Angebot, die Erreichbarkeit von Stationen sowie das Ein- und Umsteigen an Hubs, z.B. in Ebikon, muss für den ÖV-Benutzer attraktiv gestaltet werden. Der Individual-Verkehr ist auf direktem Weg aus den Dörfern heraus zur übergeordneten Autobahn abzuleiten. Für einen funktionierenden Autobahnanschluss in Buchrain besteht aber noch Handlungsbedarf. Die Behördenverbindlichkeit dieser Planung ist erforderlich, damit die Umsetzung konsequent verfolgt wird, auch bei sich wendenden «politischen Fahnen». Gelenkter, intelligenter Verkehr – mit Vernunft benutzt – ist eben effizienter als nur Asphalt und Beton.

Klara Vogel, i.A. der SP Buchrain Perlen

 

Was auf den ersten Blick genial erscheint, ist nicht immer gut

Was für eine tolle Idee! Mit dem Projekt Huwiler verschwindet die Kantonstrasse über eine Strecke von 280 Meter in einem Tunnel. Genial! Am Anfang liess ich mich auch von dieser Idee überzeugen. Aber auf den zweiten Blick überwiegen für mich – im Vergleich zum Masterplan – die negativen Aspekte und viele offenen Fragen:

  • Wollen wir unseren Moränenhügel zubetonieren und zerstören oder wollen wir die Moräne mit einem Moränenpark aufwerten (Masterplan)?
  • Glauben wir, dass der Verkehr sich nur durch einen Tunnel bannen lässt, oder glauben wir an die Zähmung der Kantonsstrasse durch Innovationen (leisere Motoren, Flüsterbeläge, Flüsterreifen, Lärmreduktion durch Temporeduktion, Stauvermeidung durch Erhöhung der Verkehrsdurchlässigkeit, intensive Begrünung)?
  • Wollen wir ein schwarzes Tunnelloch oder wollen wir eine breite und begrünte Äbiker-Allee und eine damit verbundene Aufwertung der Ladenflächen an der Kantonstrasse (Masterplan)?
  • Wollen wir E-Bike-Fahrer in einen Strassentunnel verbannen oder wollen wir gemischte Verkehrsflächen aufwerten (Masterplan)?
  • Wollen wir eine Einzelmassnahme über 280 Meter (Tunnellochprojekt) oder wollen wir eine nachhaltige Gesamtlösung für das gesamte Dorf (Masterplan)?
  • Wollen wir uns mit einem Tunnellochprojekt die Zukunft verbauen oder glauben wir, dass durch die zunehmende Digitalisierung und Elektrifizierung des Verkehrs der breite Ebikoner Strassenraum in Zukunft Tageszeiten- und nutzungsabhängig differenziert genutzt werden wird (z.B. variable Nutzung der Verkehrsspuren)?
  • Wollen wir die Steuern erhöhen, um einen Tunnel zu bauen oder wollen wir die Zähmung der Kantonsstrasse aus dem kantonalen Budget finanzieren?

Ich freue mich, dass das Tunnellochprojekt politische Diskussionen auslöst. Bilden Sie sich auch eine eigene Meinung, berücksichtigen und hinterfragen Sie alle Argumente kritisch! Und ich hätte da auch noch eine Utopie: Wie wäre es mit einem Strassentunnel der parallel zum Tiefbahnhof-Tunnel nach Ebikon verläuft? Dann könnten wir den Agglomerationsverkehr unter die Erde bannen und die gesamte Kantonsstrasse beruhigen. Was spricht dafür und was dagegen?

Sandor Horvath, Ebikon

Lebenswertes Ebikon statt Tunnelikon

Zugegeben: die Strasse, die Ebikon der Länge nach zerteilt, ist nicht schön. Kein Wunder findet die Idee Anklang, im Zentrum einen Deckel drauf zu machen. Schaut man aber genauer hin, so stellt man fest, dass dieser millionenteure kosmetische Betoneingriff mehr zerstört als er Ebikon bringt. Der Tunnelbau und die darauf geplanten Mehrfamilienhäuser würden nämlich das Zentrum von Ebikon unwiederbringlich zubetonieren. Da wo jetzt durch die gerade Strassenführung Offenheit und Weite dominiert, kämen mehrstöckige, gesichtslose Neubauten zu stehen, wie sie in Ebikon in den letzten 20 Jahren überall entstanden sind. Kein neues Zentrum wäre die Folge, sondern einfach ein weiteres Wohnquartier. Eines, das von zwei Seiten von hässlichen Tunnelportalen flankiert wäre und damit eine zusätzliche Teilung der Gemeinde zur Folge hätte.

Für die Attraktivierung des Zentrums liegt ein tauglicher Plan vor. Der Masterplan zeigt, wie das Zentrum lebensfreundlicher gestaltet werden kann, ohne die historisch gewachsene Struktur und die Topografie von Ebikon zu zerstören. Die Strasse hat Ebikon geprägt und wird es weiterhin prägen – aber mit dem im Masterplan skizzierten «Äbiker Boulevard» wird ein Weg aufgezeigt, wie Ebikon den Strassenraum lebenswert gestalten kann, ohne das Zentrum zu verbauen und Gelder zu verlochen. Gelder, für welche es in Ebikon angesichts der schwierigen Finanzlage genug anderweitigen Bedarf gibt. Ein lebenswertes Ebikon heisst: keine weiteren Kürzungen bei den Öffnungszeiten der Bibliothek, keine weiteren Erhöhungen der Eintrittspreise der Rotseebadi, genug Mittel für Schulraum und die lange versprochene Umgestaltung des Schmiedhofparks, statt Gelder im Zentrum buchstäblich zu vergraben und Ebikon zu Tunnelikon zu machen.

Jonathan Winkler, Ebikon

Ein grosses Dankeschön an alle Behördenmitglieder

Einmal mehr wurde letzte Woche in der Presse mit einem Leserbrief über die Kirchenräte von Buchrain-Perlen hergezogen und ihre Arbeit aufs Gröbste kritisiert, teilweise sogar ins Lächerliche gezogen. Ich habe Verständnis dafür, dass der Verkauf der Kirche Perlen für viele Perler mit grossen Emotionen verbunden ist. Ich habe aber absolut kein Verständnis, wenn immer wieder Personen, in diesem Falle die langjährigen Zugpferde des Kirchenrates Buchrain-Perlen, persönlich angegriffen werden. Behördenmitglieder verdienen grosse Anerkennung, Dank und Unterstützung für ihre Arbeit und die riesige Verantwortung, welche sie tragen. Wer sich öffentlich engagiert, wird es nie schaffen, es allen recht zu machen. Wer sich jedoch in sein Schneckenhaus zurückzieht, wird kaum Kritik einfangen.

Meine Botschaft also: Ein grosses Dankeschön an alle Männer und Frauen, welche sich in der heutigen Zeit als Behördenmitglieder zur Verfügung stellen und ihre Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen anpacken.

Doris Bühler, Präsidentin Pfarreirat Buchrain-Perlen

Kritik an der Katholischen Behörde?

Kürzlich habe ich gelesen, dass man die Katholische Kirchenbehörde Buchrain-Perlen nicht kritisieren dürfe. Wieso nicht? Jede öffentliche Person (auch Behörde) muss mit Kritik leben können und sie auch akzeptieren. Kritik zeigt, dass man etwas nicht richtig macht und es ist eine Chance, die kritisierten Punkte noch einmal zu überdenken. Unsere Kirchenbehörde Buchrain-Perlen möchte jedoch nicht kritisiert werden. Verträgt sie etwa berechtigte Kritik nicht? Es wird schon sein, dass sie gute Arbeit leistet. Aber im Fall «Perlen» absolut nicht. Wie kann es sein, dass bereits beim ersten Informationsabend in der Kirche Perlen nur die eigene Meinung zählt und alles andere abgeblockt wird? Wie kann es sein, dass der ehemalige Pfarreileiter, also ein Mitglied erwähnter Behörde, während einer Messe dazu auffordert, die Kirche – seinen Arbeitsplatz – zu verkaufen? (Die Messe fand übrigens in der Kirche Perlen statt!) Wie kann es sein, dass am Informationsabend im Saal der Kirchgemeinde Buchrain in Anwesenheit von Vertretern der Serbisch-Orthodoxen Kirche und eines Vertreters des Bistums Basel, uns Perlern zugesagt wurde, dass wir den Pfarreisaal weiterhin werden benutzen können? Und trotzdem ist er jetzt geschlossen. So hält also diese Behörde ihre Zusagen ein. Nun ja, diese Behörde ist ja auch nur eine Vertretung der Katholischen Kirche und muss sich natürlich nicht an solche Versprechen halten. Im Gegenteil, mit solchen Machtdemonstrationen will man uns zwingen, die Einsprachen, die den Kirchenverkauf blockieren, zurückzuziehen. Nur ist dieses  Machtgeplänkel völlig sinnlos. Der Mittagstisch, der Jugendtreff  und auch der Perlentreff finden weiterhin statt. Zwar nur in einem provisorischen Lokal, aber er findet statt. Zum Schluss: Wie kann es sein, dass unser neuer Pfarreileiter, ebenfalls ein Mitglied dieser Behörde, der immer am Mittagstisch anwesend war, plötzlich nicht mehr kommt? Darf er nicht mehr oder traut er sich nicht mehr? Hat er Angst vor einer Konfrontation mit seinen «schwarzen Schäfchen»?  Was man von einer solchen Behörde halten soll, kann sich jeder  für sich selbst zusammenreimen. Ich habe mir auf jeden Fall meine eigene Meinung gebildet.     
                    
René Schmid, Perlen