Gedanken zu veränderten Bedürfnissen

Staus auf den meisten Strassen in und um Luzern sind an der Tagesordnung. Beim Mobilitätskongress wurden Lösungsansätze zur Abhilfe diskutiert. Bild rowi

Mobilitätskongress 2018: Die Zentralschweiz steht bei Schiene und Strasse vor grossen Herausforderungen

Wachsende Agglomerationen, eine dynamische Wirtschaft und stark veränderte Mobilitätsbedürfnisse – die Zentralschweiz steht vor grossen Herausforderungen. Diese und weitere Themen standen in Ebikon im Mittelpunkt des zweiten Mobilitätskongresses, der von SRF-Journalistin Sonja Hasler moderiert wurde.

Der Saal des Pathé Kinos in der Mall of Switzerland in Ebikon war gut besetzt: Gegen 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – unter ihnen Daniel Gasser, Gemeindepräsident von Ebikon – erwarteten von Mobilitätsexperten, Unternehmern und Politikern mögliche Antworten auf die laufend zunehmenden Verkehrsprobleme auf Strasse und Schiene in der Zentralschweiz.

Warum der diesjährige Mobilitätskongress in Ebikon durchgeführt wurde, brachte Regierungsrat Robert Küng gleich bei seiner Begrüssung auf den Punkt. Ebikon sei nun mal «Hotspot der Mobilität». Und: «Hier fahren dereinst die Züge vom Durchgangsbahnhof Luzern ein und aus.» Dieser sei wichtig, damit könne das zukünftige Mobilitätsbedürfnis sichergestellt werden, sagte er weiter.

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«Ebikon ist Hotspot der Mobilität. Hier fahren dereinst die Züge vom Durchgangsbahnhof Luzern ein und aus.»

  Regierungsrat Robert Küng.

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Und hier hakte der Nidwaldner Ständerat Hans Wick gleich ein. Als Präsident des Komitees für den Durchgangsbahnhof Luzern nahm er eben diesen Bahnhof und auch den geplanten Bypass Luzern ins Visier. Es gelte, beide Projekte durchzuziehen, «die Zentralschweiz muss und kann sich das leisten». «Nur müssen wir alle am gleichen Strick ziehen und gemeinsam für diese Projekte einstehen», forderte er die Gäste auf.

Regierungsrat Robert Küng bezeichnet Ebikon als «Hotspot der Mobilität».

2045 lebt im Kanton Luzern eine halbe Million Menschen

Robert Riesen, Direktor von Lustat Statistik Luzern, wartete mit Zahlen auf: Die Luzerner Bevölkerung wachse bis 2035 um gut 20 Prozent, zehn Jahre später würden gemäss Prognosen gegen 500 000 Personen im Kanton leben und die Mobilität werde bis 2035 auch um gegen 40 Prozent zunehmen. Und aktuell, das zeigt die Statistikbroschüre auf: Während der letzten zehn Jahre stieg die Zahl der Autos um 24 Prozent und die Zahl der ÖV-Passagiere erhöhte sich im gleichen Zeitraum um gegen 60 Prozent.

Keine Konkurrenz durch Flixbus

Patrick Angehrn von Domo-Reisen ersetzte den krankheitshalber unpässlichen Flixbus-CEO André Schwämmlein auf dem heissen Stuhl. «Nationale Fernbuslinien sind keine Konkurrenz zur Bahn, sind aber eine ideale Ergänzung zu einem günstigeren Preis», wehrte er sich gegen den Vorwurf, dem Schienenverkehr Kunden abzuwerben. «Wir haben eine ganz andere Klientel.»

Für die Zukunft gerüstet

Über Umwälzungen in der Automobilindustrie und wie sich AMAG für die Zukunft nicht erst seit heute rüstet, gab Bernhard Soltermann, Managing Director Amag-Import Einblick in die verschiedensten Bereiche. Weg von Benzin, Diesel und alternativen Flüssigtreibstoffen, hin zu Elektro- und autonomen Solar-Autos, sei ein weiter, aber technisch machbarer Weg. «Auch da stehen wir vor riesengrossen Herausforderungen, die es im Sinne einer guten Umwelt aber zu meistern gilt», sagte Soltermann.

Gemeinsam zu guten Lösungen

Gerhard Fehr, CEO und Managing-Partner Fehr Advice & Partners, bracht eindrücklich die «Mobilität in der Schweiz aus verhaltensökonomischer Perspektive» aufs Tapet. «Komplexe Problemstellungen mit neuen, unverbrauchten Ideen zu lösen, ist die grösste Motivation für mich – auch für euch alle. Die Kombination von Wirtschaft, Psychologie, Theorie und Experimenten liefert täglich neue Einsichten. Die heute angesprochenen Probleme müssen wir unter solchen Gesichtspunkten angehen und nur so kommen wir gemeinsam zu guten Lösungen», gab er sich optimistisch.

Rolf Willimann

Staus auf den meisten Strassen in und um Luzern sind an der Tagesordnung. Beim Mobilitätskongress wurden Lösungsansätze zur Abhilfe diskutiert. Bild rowi