Archäologische und geologische Untersuchungen im Luzerner Seebecken

Im Rahmen der Erarbeitung des Vorprojekts für den Durchgangsbahnhof Luzern werden der Kanton Luzern und die SBB ab dem 23. August bis November 2021 archäologische und geologische Untersuchungen im Luzerner Seebecken des Vierwaldstättersees und in der Stadt Luzern durchführen.

Im Auftrag des Bundes erstellt die SBB zurzeit das Vorprojekt für den Durchgangsbahnhof
Luzern. Dieser wird aus einem Tiefbahnhof mit vier Gleisen unter dem bestehenden
Bahnhof, einer 3,5 Kilometer langen unterirdischen doppelspurigen Zu- und Wegfahrt ab
Ebikon (Dreilindentunnel) sowie einer ebenfalls unterirdischen doppelspurigen Zu- und
Wegfahrt in das Gebiet Heimbach (Neustadttunnel) bestehen. Der Dreilindentunnel unterquert auf den ersten 400 Metern den Vierwaldstättersee im Raum des Luzerner
Seebeckens. Um einen Einblick in die Beschaffenheit des Untergrundes und in seine prähistorische Vergangenheit zu erhalten, werden die SBB und der Kanton Luzern vom 23.
August bis November 2021 den Boden des Seebeckens geologisch und archäologisch
untersuchen.

Akustikmessungen mit Sonar und Kernbohrungen

Die prähistorische Vergangenheit der Stadt Luzern ist grösstenteils noch unbekannt. Im März 2020 wurden zum ersten Mal Reste einer Pfahlbausiedlung im Luzerner Seegrund gefunden. Die Kantonsarchäologie Luzern muss daher im Rahmen der Abklärungen für das Vorprojekt prüfen, ob auch im Bereich der geplanten Baugruben mit archäologischen Befunden, also mit Resten prähistorischer Vorgängersiedlungen der heutigen Stadt, zu rechnen ist. Der Fokus liegt dabei auf einer grösstmöglichen Planungssicherheit für die Bauphase. Vom 23. August bis zum 17. September 2021 finden entsprechende Untersuchungen statt. Unter der Leitung der Kantonsarchäologie Luzern untersuchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unterwasserarchäologie Zürich (UWA), der Universität Kopenhagen und der Universität Bern das Luzerner Seebecken mittels Akustikmessungen mit Sonar und Kernbohrungen.

Die Kernbohrungen werden durch die Paläoökologische Abteilung der Universität Bern
vorgenommen. Diese Bohrungen sollen es ermöglichen, die Lage und Mächtigkeit möglicher
urgeschichtlicher Siedlungsschichten zu ermitteln. Die Bohrtiefen bewegen sich zwischen drei bis fünf Meter, der Durchmesser des Kerns beträgt rund drei Zentimeter. Die Bohrkerne
werden unter anderem auf Reste von Kultur- und Nutzpflanzen untersucht. Die im Sediment eingelagerten Pflanzenreste werden mit der Radiokarbonmethode datiert, um das Alter der Ablagerungen zu bestimmen. Auf diese Weise können wertvolle Hinweise auf Umwelt und Siedlungstätigkeit in prähistorischer Zeit gewonnen werden. Die Universität Kopenhagen wiederum scannt mit Sonaren den Seegrund. Die speziell für diesen Zweck entwickelten Geräte erlauben es, durch den abgelagerten Schlick und dichten Pflanzenbewuchs hindurch beispielsweise die Pfahlfelder prähistorischer Siedlungen zu registrieren. Es handelt sich dabei um eine nicht invasive Untersuchung. Die Unterwasserarchäologie Zürich koordiniert in Absprache mit der Kantonsarchäologie Luzern die Vorabklärungen und unterstützt die Universität Kopenhagen mit Boot und Bootsführer. Abhängig von den Untersuchungsresultaten finden im Winter 2021/22 noch ergänzende Tauchgänge statt.

Geologische Bohrungen der SBB

Als Grundlage für die Planung führt die SBB von September bis November 2021 verschiedene Sondierungen entlang der geplanten Linienführung durch – im Seebecken wie
auch auf städtischem Grund. Diese Untersuchungen, welche unter anderem aus Bohrungen
mit einem Durchmesser von rund 20 Zentimeter und einer Tiefe von bis zu 70 Meter
bestehen, werden wichtige Erkenntnisse zur Beschaffenheit des Untergrundes im Bereich
der Tunnelbauwerke liefern.