Ein Gebilde ohne Seele ist nicht überlebensfähig

Stellen Sie sich vor, es ist Wahltag und keiner geht hin. Soweit ist es im Kanton Luzern glücklicherweise noch nicht. Eine durchschnittlichen Stimmbeteiligung von 38.7% bei den zurückliegenden Regierungs- und Kantonsratswahlen hinterlässt jedoch einen Mix aus Frage- und Ausrufezeichen. Tagtäglich verlieren Menschen auf diesem Planeten im Kampf für Demokratie und Freiheit ihr Leben, währenddessen in bestehenden Demokratien wie der unsrigen das Interesse an Politik und Mitbestimmung in Wahlen konstant zurückgeht. Gerade letzthin meinte ein Kollege zu mir: «Seit ich ein paar Wochen auf einem anderen Kontinent war, schätze ich die Annehmlichkeiten der Schweiz wieder viel mehr.  Was die politische Mitbestimmung des Einzelnen anbelangt, ist die Schweiz einzigartig und so fortschrittlich wie kein anderes Land auf dieser Welt.» In diesem Kontext steht die Wahlbeteiligung vom letzten Sonntag in Gemeinden wie Dierikon mit 22.9%, in Root mit 27,9% oder in Ebikon mit 28,7%. In diesem Fall sagen Zahlen mehr als tausend Worte. Wie legitim ist eine Exekutive und eine Legislative, die auf eine Basis von nicht einmal 30% der Wählerstimmen baut? Eine direkte Demokratie lebt und überlebt nur durch die Mitbestimmung des einzelnen Bürgers.  Eine Staatsform wie ein unbezahlbares Geschenk – das rund 62% der Luzerner und Luzernerinnen am letzten Sonntag direkt in die Tonne geschmissen haben.  Ein Gebilde ohne Seele ist nicht überlebensfähig und die Seele der direkten Demokratie sind Sie und ich. Die nächste Chance in Form eines Wahl- oder Abstimmungscouverts kommt demnächst. Nutzen Sie diese!

Pascal Merz

Der Betriebsökonom Pascal Merz ist ein bekannter und engagierter Leserbrief- und Kolumnenschreiber. Weil ihm eine ausgewogene Berichterstattung über die Parteigrenzen hinaus ein zentrales Anliegen ist. Pascal Merz kandidierte als Kantonsrat für die SP im Wahlkreis Sursee.