«Von Land zu Land»: vom Beginn der Schifffahrt bis zu den ersten Dampfern

Autor Stefan Ragaz gewährt spannende Einblicke in die Anfänge der Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee. Bild zVg.

«Von Land zu Land», so heisst das neuste Buch des Adligenswiler Historikers Stefan Ragaz. Es befasst sich mit der Geschichte von den Anfängen der Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee bis zu den ersten Dampfern, ist fundiert recherchiert und ebenso verständlich wie unterhaltsam geschrieben.

Mit Schiffen hatte Stefan Ragaz vor dem Auftrag für sein neustes Buch keine Beziehung – bis die St. Niklausen Schiffgesellschaft Genossenschaft, kurz SNG, mit einer Anfrage an ihn herantrat. Diese wollte das Kulturgut Schifffahrt pflegen und gleichzeitig zu ihrem 666-jährigen Bestehen etwas Bleibendes schaffen. Stefan Ragaz machte sich an die Arbeit, begann zu recherchieren und Quellen zu studieren. Er fand über 1000 Hinweise auf die St. Niklausengesellschaft, die 1357 als Bruderschaft der Luzerner Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee und 1836 als Verein neu gegründet worden war. Das Material und dessen Fülle faszinierten den Autor. Das Buchprojekt war geboren.

Stefan Ragaz‘ Auftraggeber wollten nicht einfach eine Chronik, was auch ihm entgegenkam. «Ich will wissenschaftliche Arbeiten verständlich vermitteln», erklärt er. Genau dies ist ihm erneut ausgezeichnet gelungen, nachdem er vor einigen Jahren bereits den Luzerner Teil der Diebold-Schilling-Chronik neu aufgearbeitet hat. Er verarbeitete unzählige Informationen und wollte auch die Menschen zeigen, die mit der Schifffahrt im Zusammenhang standen. Diesen «wetterharten, derben und eigensinnigen» Kerlen, die nur mit Muskelkraft und Wind vorwärts kamen, widmet er ein Kapitel, in dem auch die «Wyber» erwähnt sind. Sie alle mussten die Herausforderungen eines unberechenbaren Sees meistern. Dies und eine Vielfalt geschichtlicher Ereignisse, wirtschaftlicher Gegebenheiten und geografischer Details sind im Buch nachzulesen.

Was vor tausend Jahren begann, hatte seinen Ursprung bei den Klöstern Fraumünster mit Ländereien im Urnerland und Muri, das Höfe in Meggen, Stansstad, Buochs, Weggis, Gersau oder Brunnen besass. Sie benötigten eine organisierte Schifffahrt, um die Zehnten einzutreiben. Die Schifffahrt, so der Autor in seinem Einstiegskapitel, war von existenzieller Bedeutung für den politischen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Entwicklung der Innerschweiz. Immer wieder ist im Buch von Steitereien und Kriegen um Macht und Herrschaft unter den Anrainern die Rede. Man erfährt nebst viel Unbekanntem aber auch eine Menge über den Bau der Schiffe, die in früheren Zeiten alle gleich aussahen und eine Lebensdauer von lediglich drei Jahren hatten.

Das reich illustrierte, 320 Seiten starke Buch ist im Weber Verlag, Thun, erschienen und enthält viele Aspekte aus rund 800 Jahren Schifffahrt. Es beleuchtet die Zeit bis den Dampfschiffen, deren Ankunft Besorgnis auslöste, weil man den Verlust von Arbeitsplätzen befürchtete.

Sonja Hablützel