PERLEN – Ein Stück, das vom Anfang bis zum Ende nur eine einzige Szene zeigt, ein einziges Bühnenbild, bis auf wenige Ausnahmen die immer gleichen Protagonisten – wird das auf Dauer nicht ein bisschen langweilig? Überhaupt nicht, wenn das Stück aus den Federn der erfolgreichen Komödienautoren Curth Flatow und Horst Pillau stammt, vom erfahrenen Perler Regieteam Renato Cavoli und Esther Grunder inszeniert und von der Theatertruppe «theaterperlen» mit grossem Engagement und Liebe zum Detail inszeniert wird!
Alle «Theaterperlen», insbesondere die acht Schauspieler und Schauspielerinnen, haben mit grossem Einsatz und viel Herzblut auf das gemeinsame Ziel hin gearbeitet: Das Stück «Das Fenster zum Flur» so authentisch und schlüssig wie immer möglich auf die Bühne zu bringen. Entstanden ist ein Theaterspiel, das genauso zum Lachen verführt, wie es zum Nachdenken anregt. Und manchmal auch beim überlegten Schmunzeln innehält. «Es ist nicht ein Schwank, den wir aufführen, sondern ein Volksstück im besten Sinn», gibt Regisseur Renato Cavoli zu verstehen. Ein Volksstück in fünf Akten, mit Happyend (das sei verraten) und einem Bühnenbild, das mit allen Ikonen aus den 60er-Jahren besetzt ist, die einem so spiessig in Erinnerung geblieben sind und denen doch ein so unglaublicher Charme zu eigen ist: Das Radio mit dem magischen Auge, das Küchenmobiliar, die kleinkarierten Vorhänge…
Das Ziel der Familie Weber ist aufzusteigen. Zumindest vom Soussol in den ersten Stock. Es ist jederzeit mit Händen zu greifen. Da ist Anni Weber (Sandra Jaeggi), Gattin von Tramführer Karl Weber (Peter Klaus) und Mutter von drei Kindern. Immer darauf bedacht, nach aussen eine «gute Falle» zu machen und ihre eigenen Wünsche und Träume in ihren Kindern verwirklicht zu sehen. «Sie sollen es einmal besser haben» – der Satz, dem man in den Nachkriegsjahren all sein Streben und Bemühen untergeordnet hat. Doch Sohn Herbert (Franz Buser) will partout nicht, wie für ihn vorgesehen, der bewunderte Chirurg werden – er kann ja schliesslich kein Blut sehen. Tochter Yvonne (Janine Hediger) serviert lieber in der Italiener-Beiz Caffè latte, als auf den Bühnen der Welt Pirouetten zu drehen. Und ihre ältere Schwester Helen (Marlis Scheidegger) hält auch nicht, was sich ihre Mutter von ihr verspricht. Doch wer nun meint, das führe im Weberschen Haushalt zu ständigem Streit und Zank, sieht sich getäuscht: Mutter Anni Weber verfolgt ihre Ziele zwar konsequent, aber mit viel Liebe und Zuneigung. Und manchmal gar mit Humor. Eben, Mutter Weber will ja nur das Beste für ihre Familie – und aufsteigen. Während Vater Karl seinen Träumen vom neuen Grossraumwagen nachhängt, den er als dienstältester Tramführer bei der Einweihung mit illustren Gästen wird fahren dürfen (Anni Weber platzt fast vor Stolz), träumt derweil Spenglermeister Erich Schlatter (Beat Barmettler) von Leni. Und versteht Lenis Tochter Daisy (Elisa Cunegondi) nur Amerikanisch. Das alles zusammen gibt reichlich Stoff für einen vergnüglichen Theaterabend!
Wer das Stück noch nicht gesehen hat, kann im Gasthaus «Die Perle» noch am Samstag, 21. März, Freitag, 27. März, und Samstag, 28. März, jeweils um 20.15 Uhr sowie am Sonntag, 22. März, um 17.15 Uhr, in die kleinbürgerliche Werlt der Familie Weber eintauchen – wo ein Fenster zum Flur den Blick nicht auf die Welt, sondern auf die Beine der Besucher frei gibt.
Text und Bilder Guido Gallati