Cerfeda – eine Stimme aus dem Maihofquartier

Süditalienisches Ambiente im «Stadtkeller»

Am vergangenen Freitag spielte die Formation Cerfeda erneut im «Stadtkeller» in Luzern auf, nachdem sie dort schon letztes Jahr einen sehr erfolgreichen Auftritt absolviert hatte. Antonio Cerfeda, der seit Jahren mit seiner Familie im Maihofquartier lebt, jedoch aus Ugento (Lecce) in Apulien stammt, verkörpert sowohl musikalisch wie auch menschlich die Verbindung von italienischen Wurzeln und Traditionen mit dem heutigen Dasein in der Zentralschweiz.

sj. Wie schon im Herbst 2012 strömte das Publikum auch dieses Jahr in den «Stadtkeller», um die Musik und das besondere Ambiente von Cerfeda zu geniessen. Das Quartett mit Antonio Cerfeda, Pascal Galeone, Pino Masullo und Urs Kummer hat sich einen hervorragenden Ruf erworben. Mit zum Teil traditioneller Musik – von der Tarantella und der Pizzica bis zu italienischen Canzoni – und ihrem Gesang im Dialekt des Salento und auf Italienisch. Aber auch die modern arrangierten Lieder und die sozialkritischen Songtexte sind ein Markenzeichen von Cerfeda. Die Formation erfreute erneut mit einem sehr abwechslungsreiches Programm, das Raum für wilde, treibende Rhythmen bot, aber auch für sehnsüchtige Balladen. Die Musik ist geprägt von der markanten Stimme Antonio Cerfedas und den mehrstimmigen Arrangements, und die Zuhörer kamen an diesem Abend in den Genuss von Tamburello-Handtrommeln, Kontrabass, Akkordeon, akustischer Gitarre und auch der traditionellen Chitarra Battente. Musik, die inspiriert ist von süditalienischen Volksliedern, die aber weit mehr ist als nur Folklore. Neben schwelgerischen, nostalgischen Geschichten aus der alten Heimat und den volkstümlichen Weisen der Vergangenheit sind eben auch moderne Arrangements und zeitgenössische Texte beigemischt – die dankenswerterweise zwischendurch immer wieder kurz und humorvoll auf Deutsch erklärt werden. Die schönen Gesänge vermitteln Melancholie und Wehmut, sind aber auch voller Lebensfreude, manchmal sind sie gar aufmüpfig und anklagend.

Insbesondere die zeitgenössischen Texte, die sich mit Problemen im heutigen Italien und mit der Schweiz befassen, machen das Œuvre dieser Formation zu etwas ganz Besonderem. Mit viel Witz und Ironie, oftmals aber auch leidenschaftlich und kämpferisch werden Anliegen wie Immigration und Multikulturalität thematisiert. Jedoch immer auf eine sehr unbefangene, undogmatische Art, sympathisch und versöhnlich. Herauszuheben sind da sicherlich Stücke wie «Babel» und «Tanto Canto», die jeweils zu den Höhepunkten der Cerfeda-Auftritte zählen. Diese Lieder verfügen über so viel Lokalkolorit, sie behandeln beispielsweise die Baselstrasse und die Bernstrasse, und Aktualität, dass sich manch ein deutsch bzw. schweizerdeutsch singender Liedermacher eine Scheibe davon abschneiden könnte. Die Texte von Antonio Cerfeda – seines Zeichens selber Immigrant und seit sechs Jahren im Maihofquartier zu Hause – zeugen von Engagement und Einfühlungsvermögen, von Bescheidenheit, Ironie und Sinn für Feinheiten.

So ist es denn auch keine Überraschung, dass das Publikum auch dieses Mal voll auf seine Kosten kam und begeistert auf Zugaben bestand. Cerfeda bietet höchstes musikalisches Niveau und Texte mit Anspruch. Es steht zwar Italien drauf, und es ist auch Italien drin – aber wir dürfen froh und stolz sein, dass da auch ein grosser Anteil Zentralschweiz beigemischt ist. Und dass wir solch eine Formation in der Region haben. Freuen wir uns also auf ihren nächsten Auftritt!

Weitere Informationen und Tonträger sind erhältlich auf www.cerfeda.ch.

Cerfeda im Luzerner «Stadtkeller»: Pino Masullo (Chitarra Battente), Pascal Galeone (akustische Gitarre),  Urs Kummer (Kontrabass) und Antonio Cerfeda (Gesang, Tamburello). Bild Emilio Masullo
Cerfeda im Luzerner «Stadtkeller»: Pino Masullo (Chitarra Battente), Pascal Galeone (akustische Gitarre),
Urs Kummer (Kontrabass) und Antonio Cerfeda (Gesang, Tamburello). Bild Emilio Masullo