AC/DC läuten Alarmglocken «Hells Bells»

Die Känguru-Hardrocker gastierten in der Schweiz

Turbulente Zeiten haben die australischen Hardrocker AC/DC um Lead-Gitarrist Angus Young (61) hinter sich. Aber auch die Zukunft der Erfolgstruppe ist ungewiss, nachdem Lead-Sänger Brian Johnson (68) wegen Gehörproblemen überraschenderweise von Guns N` Roses-Sänger Axl Rose (54) auf der aktuellen Konzerttournee vorübergehend ersetzt wurde. Die AC/DC-Höllenglocken läuteten aber auch in Bern dezibelstark.

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Der schnellfahrende «Rock`N`Roll-Train» ist mit der Hochgeschwindigkeit eines TGVs entgleist, die «Hells Bells»-Glocken läuten mit Getöse einen Grossalarm aus – und eine Sekunde vor Zwölf zündet AC/DC-Gitarrero Angus Young eine Ladung «T.N.T.». Er zauberte in Rekordzeit – zum Ärger von hunderttausenden Fans – den skandalträchtigen Guns N` Roses-Frontmann Axl Rose ans Mikro, bevor es definitiv Richtung «Highway To Hell» gegangen wäre… Im  Prinzip ist dieses Vorgehen ein «rockmusikalisches Verbrechen» und Angus Young hat damit die überdimensionale AC/DC-Fangemeinde über Nacht vor den Kopf gestossen. Empörte Meldungen online gingen weltweit durchs Netz und unzählige AC/DC-Anhänger wollten unbedingt ihre teuren Konzert-Tickets zurückgeben. Echte, eingefleischte AC/DC-Fans tolerieren und akzeptieren eben einen solchen Entscheid auf keinen Fall. Basta!

Bandinternes Wirrwarr im AC/DC-Lager
Die letzten Jahre waren für Angus Young und seine Bandkumpels beileibe kein Sonntagspicknick: Gitarrist Malcolm Young haust seit längerer Zeit wegen unseriösem Lebenswandel mit Demenz in einem Pflegeheim und siecht dahin, Drummer Phil Rudd wurde wegen Morddrohungen und Drogenmissbrauch aus dem Verkehr gezogen und wurde durch Chris Slade ersetzt, während dem unlängst AC/DC-Shouter Brian Johnson – seit 1980 Lead-Sänger bei AC/DC – wegen gesundheitlichen Problemen pausieren muss(te). Der mit Abstand geeignetste Ersatzsänger wäre wohl die «Krokus-Frontröhre» Marc Storace gewesen, welcher auch mit sofortiger Wirkung auf der Matte gestanden hätte. Nun, es kam anders, und das AC/DC-Volk fühlte sich im ersten Moment total verschaukelt, war frustriert, enttäuscht und schockiert zugleich.

Dennoch überzeugte Ende Mai Sänger Axl Rose am AXL/DC-Konzert – äh, sorry – AC/DC-Event in Bern über 40’000  AC/DC-Fans! Gekonnt schmetterte die umstrittene männliche Skandalnudel Axl Rose bei strömenden Regen Songs wie «Back In Black», «Shoot To Thrill», «Whole Lotta Rosie», «Highway To Hell» oder «T.N.T.» sowie «Hells Bells» den ZuhörerInnen um die Ohren. Wider Erwarten fräste der topfitte Axl Rose mit seinem Powerorgan mühelos wie eine hochtourige Kreissäge durch den langen Songkatalog der weltberühmten Känguru-Rocker. Trotzdem war das Stimmungsbarometer nicht gleich hoch, als wenn Brian Johnson gesungen hätte. Und im Sitzplatz- sowie Stehplatzbereich klafften da und dort grössere Lücken. Von den abgesackten Schwarzmarkt-Ticketpreisen ganz zu schweigen… Im  Mittelpunkt stand, wie immer, der AC/DC-Boss selbst. In stahlblauer Schüleruniform hüpfte Angus Young wie ein verderbtes Internatskind über die Konzertbühne und zeigte einmal mehr, wer der ganz grosse Gitarrenheld dieses Planeten ist.

Mario P. Hermann

Bildlegende: Die australische Hardrock-Legende AC/DC in einem Line-up aus früheren Tagen.  Bild: zVg.