Wieder daheim!

ROOT – Über die Mongol Rally und das junge Paar Samra (29) und Jérôme Rüfenacht (34) aus Root, welches von Abenteuerlust und Fernweh gepackt an einem irrwitzigen «Rennen» von Europa in die Mongolei gereist ist, haben wir in dieser Zeitung schon mehrmals berichtet. Nun sind sie wieder daheim. Gesund und wohlauf. In ihrem Gepäck haben sie unzählige Erlebnisse, Erinnerungen, Geschichten, neue Bekanntschaften, Anekdoten und natürlich viele Fotos.

Bei der Mongol Rally handelt es sich nicht um ein Wettrennen à la«Paris-Dakar». Sie ist eher der Gegenentwurf zu einer Rally und dient dazu noch einem guten Zweck. Die Mongol Rally existiert seit 2003 und zielt nicht ab auf Geschwindigkeit und Siegeswille. Vielmehr hat sie zum Zweck, mit einem möglichst veralteten, beinahe unbrauchbaren Vehikel von London nach Ulan Bator in der Mongolei zu reisen, die verschiedensten Kulturen und Landschaften kennen zu lernen, die unvorbereitet auftretenden Probleme wie Pannen, Bürokratie, Korruption und die ltopografischen Herausforderungen spontan und kreativ zu bewältigen, dabei auch mit der lokalen Bevölkerung Kontakte zu schliessen. All dies – und vieles mehr – haben die Rüfenachts in den vergangenen Monaten erlebt.

 Zigaretten für korrupte Polizisten

In 50 Tagen haben die Beiden rund 18‘000 km zurückgelegt mit ihrem Gefährt – von ihnen liebevoll Sususi genannt. Dabei haben sie 23 Länder besucht und 23 Grenzübertritte absolviert, die teilweise bis zu 6 Stunden dauerten. Vorwiegend übernachteten die Rüfenachts in Autos oder im Zelt. Gekocht wurde dann hauptsächlich mit Holzkohlefeuer, oftmals in einsamster Wildnis. Nur in den grösseren Städten leisteten sich Samra und Jérôme ein Hotelzimmer. Sie besuchten viele wunderschöne Städte entlang der Seidenstrasse, zum Beispiel Buxhoro und Samarkand, beide in Usbekistan. In Baku (Aserbaidschan) faszinierte sie die Lebendigkeit der Stadt und die Architektur, die Mischung von Altem und Modernem. Beide betonen, wie unglaublich gastfreundlich sie überall aufgenommen wurden. So berichten die Rüfenachts von einer wildfremden iranischen Familie, welche das Paar spontan zu Nachtessen, Übernachtung und Frühstück eingeladen hat. Natürlich gibt es bei so einer Abenteuerreise auch Begegnungen, die man nicht unbedingt herbeisehnt. Zum Beispiel korrupte Polizisten… Doch ganz im Sinne der Philosophie der Mongol Rally muss man da halt kreativ werden und das geforderte Bestechungsgeld oder die fingierte Busse herunterhandeln auf ein Päckchen Zigaretten.

Platte Reifen, endlose Steppen

Im Laufe der Reise mussten die Rüfenachts mit etlichen Pannen umgehen. Mehrmals platte Reifen in der Mongolei, drei von vier Federungen gingen zu Bruch, ein zerstörtes Getriebegehäuse usw. Trotz der Tatsache, dass sie über keine vertieften technischen Kenntnisse verfügten, war das Paar jeweils in der Lage, das Auto provisorisch fahrtüchtig zu machen, so dass die nächste Garage oder die Ziellinie erreicht werden konnte. Etwas über 3‘000 km fuhren die Beiden «Off Road», rund 2‘000 km durch die einsamen Sandwüsten von Turkmenistan und Usbekistan. Dabei kämpften sie mit Temperaturen von bis zu 49 Grad Celsius. In Tadschikistan fuhren sie über das Pamir Gebirge und wurden auf 4‘655 m ü.M. mit teilweise ziemlich prekären Strassenverhältnissen – sofern man überhaupt von Strasse sprechen kann – konfrontiert. Endlose Steppen in Kasachstan, menschenleere Gegenden in der Mongolei, jeder neue Tag ein neues Abenteuer. Zu viele Orte, zu viele Geschichten, um sie hier alle wiederzugeben (für Interessierte empfehlen wir den Blog und die Facebook-Einträge der Rüfenachts zu konsultieren, siehe unten).

 Ohne Sususi zurückgekehrt

Samra und Jérôme haben die Mongol Rally trotz aller Widrigkeiten gut überstanden und sind planmässig zurückgeflogen. Ihr Gefährt kommt per Gütertransport nach Litauen, wo es dann verschrottet wird. Zwar wollte das Paar den Wagen in der Mongolei verschenken oder für einen guten Zweck hinterlassen, jedoch verbieten dies zollrechtliche Bestimmungen. Im Rahmen der Rally konnten die Rüfenachts weit über 10‘000 Franken an Benefizgeldern sammeln, welche primär der Krebsliga Zentralschweiz zugutekommen. Erschöpft und reich an Erfahrungen lebt sich das Paar nun wieder im heimischen Rontal und in den Alltag ein. Doch das Fernweh und die Abenteuerlust sind mit dem Erlebnis Mongol Rally gewachsen. Nach eigener Aussage würden die Beiden die Reise sofort wieder machen. Da können wir ja gespannt sein, welches Abenteuer sie fürs nächste Mal planen.

Zusätzliche Infos unter www.allinclusivetour2014.com und www.facebook.com/AllInclusiveTour. Spendenkonto: LUKB Kto. 60-41-2 «All Inclusive Tour/Spenden KiTa» CH 83 0077 8196 2275 1200 1