Vom Perler Waldfest: Eine Dorfgeschichte.

Wenn man ältere Herrschaften heute fragt: «Erinnert ihr euch noch an das Perler Waldfest? Dann erscheint oft ein Leuchten auf dem Gesicht. «Ja, das war sooo schön, damals!»

Die Tradition des Perler Waldfests war wohl so alt wie die Musikgesellschaft Perlen, die 1932
gegründet wurde. Dieses Jahr , 2022, feiert die Harmonie-Musik ihren 90zigsten Geburtstag! Bereits zum 2.mal konzertierte die MGPB mit ihrem Dirigenten Peter Wanner, der in Root aufgewachsen ist, zusammen mit der Luzerner Kantorei die Weihnachtsgeschichte von Ebenezer Scrooge auf – und das im KKL Luzern. Doch 1976 kam das Aus für das Waldfest und die Klänge «Am Waldfest z’Perlen» verhallten endgültig. Der Bau der Autobahn verhinderte damals weitere Waldfeste und heute würden die gesetzlichen Bestimmungen einen solchen Anlass sowieso unmöglich machen.

Das Waldfest fand immer an einem Sonntag im Juni, im Grundwald auf der Schachenseite
der Perler-Brücke statt. Aber für die zahlreichen Helfer begann es natürlich schon am
Samstag mit dem Aufstellen der Infrastruktur. So wurde der Festplatz vom Buschwerk
befreit, die Tanzbühne und die berühmte, hölzerne Kegelbahn aufgestellt. Aber auch für das
WC-Häuschen wurde eine kleine Grube ausgehoben zur Aufnahme der Hinterlassenschaften
der Gäste – jedes Jahr etwas versetzt.

War alles bereit, begann die Tanzkapelle Jakob Buser mit dem Konzert für die ersten
Waldfestbesucherinnen und -besucher. Das kulinarische Angebot war eher einfach, dem
Festort entsprechend: Würste, Bier, Most, Eptinger, Orangina, Vivi-Kola, Kaffee-Créme,
Kaffee-Träsch und Kaffee-Zwetschgen, alles von lokalen Produzenten, mehr oder weniger.
Am frühen Nachmittag wurde das Konzert der Musikgesellschaft Perlen geboten und damit
ein grösseres Publikum angezogen. Nachher kam wieder die Kapelle Jakob Buser zum Zuge.

Anfänglich noch zögernd, dann aber immer mutiger, bevölkerte das Jungvolk die Tanzbühne, deren Bodenbretter eigens mit Seifenflocken präpariert wurden. Dazwischen hörte man immer wieder das Rollen der Kugeln auf der urigen Kegelbahn und das Geräusch der fallenden Kegel. Die Buben aus dem Dorf hatten viel zu tun mit dem Aufstellen, wenn die Kugel auf der schmalen Bahn blieb und nicht davon abkam.

Abends wurde der Festplatz notdürftig mit ein paar Girlanden beleuchtet. Die elektrische
Installation besorgte Peter Bonati, seines Zeichens Chefelektriker der Papierfabrik und selber aktiver Musikant. Da fragte kein Mensch, woher er jeweils den Strom bezog.

Die zunehmende Dunkelheit war für die romantisch veranlagten Paare, die sich am Waldfest gefunden hatten, kein Problem – im Gegenteil und die Reuss war verschwiegen.

Heiri Hüsler, Walter Doswald