Zukunftsvision plastikfreie Umwelt

Niemand zu klein, ein «Trash Hero» zu sein: Kinder aus Myanmar beim Güsel sammeln. Bild zVg.

INWIL – 90 Umweltorganisationen sagen Plastikumweltverschmutzung den Kampf an

Mitte September gründeten rund 90 Non-Profit-Organisationen (NPOs) aus aller Welt eine globale Bewegung, um eine Lösung für die zunehmende Plastikumweltverschmutzung zu finden. Durch das Einhalten von zehn Prinzipien will man zukünftig die Verschmutzung minimieren oder gar vermeiden. Auch die Inwiler Non-Profit Organisation «Trash Hero World» beteiligt sich an diesem ambitionierten Vorhaben.

Plastikumweltverschmutzung gefährdet die Biodiversität, aber auch unsere Gesundheit. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ohne rasches Eingreifen bis 2050 mehr Plastik als Fische in den Ozeanen schwimmen wird. Auch auf europäischer Ebene wurden nun erste Lösungsansätze erarbeitet: Das neue «Circular Economy Package»  – Ziel: Ressourcennutzung im Kreislauf – und die EU-Plastikstrategie sollen den Umgang mit und den Verbrauch von Plastik regeln. Doch um die Strategien umzusetzen, braucht es politische Entscheidungsträger, welche sich mit dem Thema «Plastikzyklus» auskennen und die Probleme angehen. Roman Peter, Mitbegründer und Geschäftsleiter von «Trash Hero World», erklärt im Interview, worum es seiner Organisation geht.

Roman Peter, wofür setzt sich die Inwiler Organisation «Trash Hero World» ein?

«Trash Hero World» setzt sich für eine saubere Umwelt ein. Wir führen sogenannte wöchentliche «Trash Hero Cleanups» (Aufräumaktionen) an mittlerweile 30 verschiedenen Orten durch, so beispielweise in Thailand und Indonesien aber auch in New York, Tschechien und anderen Ländern. Von Dezember 2013 bis März 2016 haben über 11’000 freiwillige Helfer mehr als 150 Tonnen Abfall an Stränden und in Städten gesammelt! Unser Ziel ist es, eine nachhaltige Veränderung bei den Teilnehmern zu bewirken, sowie Projekte zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung zu etablieren. In Thailand haben wir beispielsweise ein System eingeführt, um den Verbrauch von Plastikflaschen und -säcken massiv zu verringern. Mit dem Kauf einer Trash Hero Flasche für 6 Franken kann man nun in über 150 Geschäften in Thailand gratis Trinkwasser auffüllen. Trotz der unentgeltlichen Hilfe vieler Freiwilliger sind wir auf Spendengelder angewiesen, um grössere Projekte voranzutreiben.

Niemand zu klein, ein «Trash Hero» zu sein: Kinder aus Myanmar beim Güsel sammeln. Bild zVg.
Niemand zu klein, ein «Trash Hero» zu sein: Kinder aus Myanmar beim Güsel sammeln. Bild zVg.

Wie will man das ambitionierte Ziel «Zukunft ohne Plastikverschmutzung» konkret erreichen?

Die Strategie wird im Moment mit über 90 NGOs weltweit erarbeitet. Ich war am 3. Oktober am letzten europäischen Meeting in Brüssel dabei. Wir werden zu gegebener Zeit wieder informieren. Mehr darf ich im Moment nicht verraten…

Wie kommt man als Inwiler Organisation überhaupt dazu, weltweit erfolgreiche Umwelt-Projekte zu lancieren?

Die Organisation ist zwar in Inwil registriert, wir haben jedoch hauptsächlich Helfer aus anderen Ländern. Ich bin vor 10 Jahren das erste Mal um die Welt gereist und besuchte dabei viele verschiedene Länder auf allen Kontinenten. Die Schönheit unseres Planeten beeindruckt mich immer wieder, in einem negativen Sinn jedoch auch das Ausmass der Zerstörung durch den Menschen. Wenn wir jetzt nicht handeln werden unsere Kinder und Grosskinder die Wunder der Welt nur noch auf alten Bildern zu sehen bekommen!

Sie haben einmal erwähnt, dass in der Schweiz betreffend Plastikverbrauch ebenfalls viel Handlungsbedarf bestehe. Nun sind Sie wie gesagt hauptsächlich im Ausland tätig. Gibt es auch Projekte in der Schweiz?

Ja, wir sind momentan beratend für ein Luzerner Unternehmen mit ca. 50 Mitarbeitern tätig. Ziel ist es, den Abfall des Unternehmens auf ein Minimum zu reduzieren und so das erste «Trash Hero Office» zu zertifizieren. Erste Schritte werden bis Ende 2016 implementiert. Weiter unterstützen wir die Schweizer Organisation OceanCare bei der Bekanntmachung der «Veggie Bags», welche zukünftig die Plastiksäckli beim Gemüsekauf ersetzen sollen. Mit der Verwendung dieser Stoffsäckli kann eine einzige Person rund 1000 Plastiksäckli pro Jahr sparen. Zudem waren wir auch schon an einem Unterwasser Cleanup von SUAT (www.suat.ch) beteiligt, bei dem wir geholfen haben das Luzerner Seebecken zu säubern. Nebst Unmengen an Glas und Bierdosen haben wir auch 3 Velos und eine Hundebox aus Kunststoff aus dem See gefischt.

Wie kann man als Privatperson mithelfen, die Verschmutzung zu minimieren? Haben Sie Tipps für die Leser, wie man zu einem «Trash Hero» wird?

Viel Plastik kann beim täglichen Einkaufen gespart werden. Wir müssen uns nur bewusst werden, dass es für den erzeugten Abfall keine saubere und endgültige Lösung gibt. Mit ca. 730 Kilogramm Abfall pro Jahr und Kopf sind wir Schweizer gar an der Weltspitze, was die Abfallproduktion betrifft! Zu einem «Trash Hero» wird man, wenn man mit gutem Beispiel voran geht und den Mut hat, in Aktion zu treten und andere damit zu inspirieren.

Interview Stefanie Egli

 

Mehr infos unter:
www.breakfreefromplastic.org/VisionGerman.pdf
www.facebook.com/TrashHeroWorld
www.trashhero.org