Tag der offenen Tür im Kompetenzzentrum

Auf dem Klostervorplatz.

EBIKON – Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL) in Rathausen öffnete ihre Pforten für die Öffentlichkeit

Reges Interesse der Bevölkerung am Tag der offenen Tür des Kompetenzzentrums für Menschen mit schwerer Behinderung in Rathausen.

Rolf Maegli, Direktor SSBL, begrüsst die Gäste zu einem Fachvortrag in der Klosterkirche.
Rolf Maegli, Direktor SSBL, begrüsst die Gäste zu einem Fachvortrag in der Klosterkirche.

Vergangenen Samstag öffnete die Stiftung für Schwerbehinderte Luzern SSBL in Rathausen ihre Türen für die Öffentlichkeit, nachdem am Mittwoch zuvor das Kompetenzzentrum für Menschen mit schwerer Behinderung eröffnet wurde. Und damit nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit das Projekt «Masterplan Rathausen» innerhalb von Zeit- und Budgetrahmen abgeschlossen werden konnte.

Private und institutionelle Spender

Das Unterfangen beinhaltet drei neue Wohnhäuser mit 90 Wohnplätzen sowie die Sanierung und den Umbau des Klosters. Die SSBL schafft durch das Projekt 35 neue Vollzeitstellen. Die Endkosten belaufen sich voraussichtlich auf 52.4 Millionen Franken. Dank der Unterstützung zahlreicher privater und institutioneller Spender, der Denkmalpflege, des Lotteriefonds und durch Eigenmittel der SSBL konnten in einer ersten Phase 9.4 Millionen Franken generiert werden. Die SSBL ist aber weiterhin auf Unterstützung angewiesen, um in den nächsten Monaten Projekte wie beispielsweise die Innensanierung der Klosterkirche, einen Bewegungsparcours oder die naturnahe Arealgestaltung im Umfang von rund 4 Millionen Franken zu realisieren.

Stimmungsbild vor den Neubauten.
Stimmungsbild vor den Neubauten.

Ein echtes Bedürfnis

Die drei neuen Wohnhäuser setzen neue Akzente im westlichen Teil des Areals in Rathausen. Die Wohngruppen wurden speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit hohem Pflegebedarf und intensiven Betreuungsleistungen ausgerichtet. Die SSBL übernimmt damit Verantwortung im Auftrag der Gesellschaft und sieht sich verpflichtet, Menschen zu begleiten, die in anderen Institutionen keinen Platz finden. Insgesamt konnten 19 zusätzliche Personen aufgenommen werden, die seit Jahren auf einen Wohnplatz gewartet haben. Rolf Maegli, Direktor der SSBL, sagt dazu: «Mit den zusätzlichen Plätzen können wir die Warteliste entlasten und durch die Spezialisierung viel besser dem Bedarf entsprechen.»

Grosse und kleine Besucher.
Grosse und kleine Besucher.

An einem Ort zusammengefasst

Die Präsidentin des Stiftungsrats, Margrit Fischer-Willimann, betont die Bedeutung des Projekts: «Der Masterplan Rathausen war mehr als ein Bauprojekt – es ist der SSBL eine weitsichtige Gesamtplanung gelungen, die den Ort aufwerten wird. Mit dem Ausbau in Rathausen konnte die Stiftung wichtige Synergieeffekte erzielen: Ohnehin notwendige Investitionen liessen sich mit dem Ausbau kombinieren, vorhandene Infrastruktur (z.B. Anlagen für Wärmeerzeugung, Wäscherei, Reinigung) liessen sich an die neuen Bedürfnisse anpassen und durch neue Betreuungskonzepte und -strukturen bleiben mehr Ressourcen für die Begleitung von Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Diese Mehrwerte haben uns auch überzeugt, nicht mehr zeitgemässe Wohnhäuser in Horw, Luzern, Willisau, Menznau und Dagmersellen auf Ende Jahr aufzuheben.»

Kloster wird neu belebt

Mit der gleichzeitigen Sanierung der denkmalgeschützten Klosteranlage wurde ein durchdachtes Gesamtprojekt realisiert. In Zukunft wird das Kloster in erster Linie als Zentrum für Arbeit und Beschäftigung für die Bewohnerinnen, Bewohner und Tagesbeschäftigten der SSBL genutzt. Die sanierte Klosteranlage bietet auch Möglichkeiten für Begegnungen mit der Bevölkerung: Das Gastronomieangebot wurde aufgewertet, Seminarräume werden vermietet, die Kirche behält ihre sakrale Zweckbestimmung und Orte der Besinnung und Spiritualität werden gestaltet.

Grosser Besucheraufmarsch

Nach diversen Eröffnungsfeiern während der ganzen Woche bildete der Tag der offenen Tür den erfreulichen Höhepunkt für das Projekt. Mehr als 6’000 Besucherinnen und Besucher liessen es sich nicht entgehen, hinter die Kulissen der neuen Wohnhäuser und der sanierten und umgebauten Klosteranlage zu blicken. Auf freien Rundgängen wurden die Gäste durch die neuen Wohnhäuser geführt, welche speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit hohem Pflegebedarf und intensiven Betreuungsleistungen ausgerichtet sind. Auf grosses Interesse stiess auch die denkmalgeschützte Klosteranlage.

Auf dem Klostervorplatz.
Auf dem Klostervorplatz.

Ein Ort und seine Geschichte

Im Januar 2017 werden rund 160 Bewohnerinnen und Bewohner der SSBL im ganzen Kanton Luzern umziehen. Im Kloster sind ab dem neuen Jahr verschiedene Seminarräume zu mieten und das Gastronomieangebot wird für die Öffentlichkeit ausgebaut.
Aktuell wird auch die bewegte Geschichte Rathausens aufgearbeitet und ab September 2017 mit einem Rundgang öffentlich gemacht. Das Projekt unter dem Titel «Rathausen – Ein Ort erzählt seine Geschichte» wird einen spannenden Einblick in wesentliche Stationen der Geschichte des Ortes ab 1245 dokumentieren.

Austausch auch in Zukunft wichtig

Die Stiftung durfte viel Lob für die gelungene Neuausrichtung entgegennehmen. Rolf Maegli, Direktor der SSBL, zeigte sich nach dem Anlass höchst erfreut: «Heute durften wir die Früchte unserer grossen Arbeit der letzten Jahre ernten. Die Gäste waren beeindruckt von der durchdachten Infrastruktur, den vielfältigen Atelierangeboten, und es kam zu ungezwungenen Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Ich freue mich, wenn wir gewisse Hemmungen im Umgang mit Menschen mit schwerer Behinderung abbauen konnten und die Gäste auch in Zukunft den Weg zu uns finden und den Austausch suchen.»

Die traditionelle Adventsausstellung, interessante Fachvorträge in der Klosterkirche und ein umfangreiches Rahmenprogramm u.a. mit musikalischer Unterhaltung rundeten den Tag der offenen Tür ab. Weitere Informationen unter www.ssbl.ch

Stefan Jäggi

Zufriedene Gäste machen sich auf den Heimweg. Alle Bilder Jutta Vogel
Zufriedene Gäste machen sich auf den Heimweg. Alle Bilder Jutta Vogel