Ströme in der Wüste

Ökumenischer Weltgebetstag in Root

ROOT – Um Verbesserungen zu erreichen, muss man hinschauen. Darum verfassen jedes Jahr Frauen aus andern Ethnien die Liturgie zum weltumspannenden Weltgebetstag. Für das Jahr 2014 erarbeiteten Frauen aus Ägypten den Text und sie erhoffen sich eine tiefere Gemeinschaft, besseres Verständnis und konkreteres Handeln untereinander. Im Pfarreiheim Root wurde der Weltgebetstag am traditionellen ersten Freitag im März gefeiert.

Seit der «Weltgebetstag der Frauen» in «Weltgebetstag» umbenannt wurde, beteiligen sich auch Männer am Anlass, der am ersten Freitag im März weltumspannend und ökumenisch gefeierte wird. Der Kreis in Root wurde durch die Teilnahme von Männern etwas grösser. Vielleicht kamen auch mehr Leute als früher, weil Ägypten doch ein sehr beliebtes und sehr interessantes, spannendes und geschichtsträchtiges Reiseziel ist und immer war.

Ägypten im Brennpunkt

Ägypten wird als die Wiege der Zivilisation bezeichnet und gilt als eines der ältesten und faszinierendsten Länder in der Weltgeschichte. Das Ägypten der Pyramiden, der Pharaonen, der Bibel, des Nils, der Taucher – wer kennt es nicht auf die eine oder andere Weise? Bei den Umwälzungen in neuster Zeit hörte man gelegentlich etwas von den koptischen Christen und man weiss gemeinhin, dass Samih Sawiris ein Kopte ist; er hat uns den Begriff ins Bewusstsein zurück gerufen. Dabei heisst Kopte nichts anderes als Ägypter, und weil bis Mitte des 7. Jahrhunderts nach Chr. – als die Araber nach Ägypten kamen–, die Ägypter noch fast alle Christen waren, waren es eben orthodoxe Ägypter oder Kopten. Heute sind es noch etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Für Ägypten war der Nil immer von grosser Bedeutung, und so verwundert es nicht, dass die Liturgie der Christinnen aus Ägypten «Ströme in der Wüste» lautet und sich schwergewichtig mit dem lebensspendenden Element Wasser auseinandersetzt. Drei Frauen kommen zu Wort: Eine Frau des alten Ägyptens, ländlich-bäuerlich geprägt, eine städtische Ägypterin, vernetzt mit der Kirche und der Welt, und eine junge Frau mit iPod, Skype, Facebook und Handy. Und stolz, Ägypterin zu sein. Aber bei allem Stolz einem Volk anzugehören, gibt es auch immer die Enttäuschungen, z.B. die Slums, den Analphabetismus, die Missachtung der Würde der Frau trotz Stimmrecht und andere.

Die Feier in Root

Alexia Plankl, Monika Hodel, Marisa Steiner, Gisela Wyss und Aurelia Reding, Gaby Bollier und Cornelia Casutt sprachen den Text der Frauen aus Ägypten. Hanny Kako und Salomé Von Däniken begleiteten die Gesänge musikalisch und trugen mit den Melodien zur Feierlichkeit bei. Mit Gebet, Fürbitte und Gesang wurde für Wasser und die Früchte der Erde gedankt, der Geschichte der Samariterin aus der Bibel gedacht und der Quellen als Ursprung des Wassers. Nebst dem vorgegebenen Text wurde  in einer Meditation das  Thema «Quelle» vertieft und die Gedanken der Teilnehmenden kurz dazu kurz und prägnant vorgetragen Dabei wurde erinnerlich, wie wichtig Wasser ist, dass es aber nicht nur Wasserquellen gibt, sondern auch viele andere Möglichkeiten – quellenähnlich – als Geschenk der Freude, der Freundschaft, der Nächstenliebe. Und vielleicht wurde den Gästen auch ein wenig bewusst, wie gut es die Schweizer dank ihrem Wassersegen haben. Beendet wurde der Gebetsanlass mit Köstlichkeiten aus Ägypten: Couscous, Pitabrot, Humus, Auberginenmus, Basbousa, Gewürzmilch und Tee.

Kollekte

Die Kollekte ergab im Vorjahr weltweit fast eine halbe Million Franken. Ein Teil des Geldes wurde für Migrantinnen in Frankreich eingesetzt, sei es für Opfer von Gewalttätigkeiten, für juristische Begleitung in Asylverfahren oder zur Behebung von unerfreulichen Zustände in Flüchtlingslagern. Ein Teil der diesjährigen Kollekte kommt für die Stärkung der ägyptischen Hausfrauen und der Kinder in den Slumgebieten um Kairo zum Einsatz. Mikrokredite für behinderte und alleinstehende Frauen mit Kindern werden entrichtet und Alphabetisierungskampagnen in Oberägypten finanziert. Daneben sollen Frauenkarrieren und das Selbstbewusstsein von Mädchen gefördert werden.

Ruth Kocherhans

Weltgebetstag-Feier zu Ägypten in Buchrain

Am Freitag, 14. März, wird im reformierten Begegnungszentrum Ronmatte in Buchrain um 19.30 Uhr der Weltgebetstag gefeiert. Frauen aus Ägypten haben den Text zur Gottesdienstfeier geschrieben und das lokale Weltgebetstags-Team gestaltet die Feier. Die Verantwortlichen haben zudem die besondere Ehre und Freude, mit Ginette Michaca einen speziellen Gast unter sich zu wissen. Michaca hat ihre Kinder- und Jugendzeit in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria verbracht. Mit Worten und Fotos lässt sie die Teilnehmenden an ihren Erinnerungen aus dieser Zeit teilhaben. Anschliessend trifft man sich im Foyer und geniesst ägyptische Spezialitäten.

08_kasten_wgt_2014_buchrain

Ägypterinnen symbolisierend: Frau vom Land, Koptin mit Tablet, Frau mit Fahne. Bilder r.k.
Ägypterinnen symbolisierend: Frau vom Land, Koptin mit Tablet, Frau mit
Fahne. Bilder r.k.
Wasser, ein wichtiges Gut, das der Sorgfalt bedarf – das blaue Band symbolisiert den Nil.
Wasser, ein wichtiges Gut, das der Sorgfalt bedarf – das blaue Band symbolisiert
den Nil.