Paula Bleckmann referierte in Ebikon – Der Umgang mit Computer und Co. braucht Regeln

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Am vergangenen Freitag hielt die Medienpädagogin Paula Bleckmann in Ebikon einen Vortrag zum Thema Medienkonsum. Ihre Ratschläge und Forschungsergebnisse zum Thema Umgang mit TV und Internet interessierten zahlreiche Eltern und Lehrpersonen.

shab. «Medienmündig – Erziehung und Selbsterziehung zum selbstbestimmten statt süchtigen Umgang mit TV, Internet und Co.» Zu diesem Vortragsthema hatten die Rudolf-Steiner-Schule Zentralschweiz und die Schulen Ebikon am vergangenen Freitag in die Wydenhof-Aula eingeladen. Es war die erste Koproduktion der beiden Institutionen, und die Zusammenarbeit habe sehr gut funktioniert, sagte Olivier Prince, Rektor der Schulen Ebikon, in seiner Begrüssung. Gast des Abends war die Medienpädagogin Paula Bleckmann aus Hannover, die kürzlich ein Buch mit dem Titel «Medienmündig» herausgegeben hatte und an einem interdisziplinären Forschungsprojekt «Computerspiel- und Internetabhängigkeit in Deutschland» beteiligt ist. Die Referentin ist selbst Mutter von drei Söhnen.

Mehr Bildschirm- als Schulstunden

Ihren Vortrag begann Paula Bleckmann mit Zahlen: «Mit 15 hat ein Kind in Deutschland bereits 12‘000 Stunden vor dem Bildschirm verbracht und 10‘000 Morde sowie wohl mehr als 100‘000 Gewalttaten gesehen.»  7,5 Stunden verbringe ein 15-jähriger Junge in Deutschland am Bildschirm. Nur noch schlafen mache einen grösseren Anteil aus; in den USA ist diese Reihenfolge schon umgekehrt. Als langfristige Folgen dieses Überkonsums nannte sie Übergewicht, Diabetes, Verhaltensauffälligkeiten und andere. Aus diesem Zahlenmaterial leitete sie die Eingangsfrage ab, ob wir überhaupt noch ohne Medien leben können. Und sie konnte aufgrund ihrer Forschungsergebnisse gleich eine Antwort geben: «Kinder wollen Medien nicht so sehr, wie wir meinen.» Es sei deshalb wichtig, Kinder und Jugendliche in dem zu unterstützen, was sie wirklich wollen, und auch einen altersgerechten Umgang mit den Medien zu berücksichtigen.

Gute Basis ist wichtig

Anhand einer anschaulichen Pyramide erklärte Bleckmann, welche Fähigkeiten es aufzubauen und zu fördern gilt, damit Kinder medienmündig werden und selbstbestimmt mit Computer und Co. umgehen können. Die Grundlage bildet die sensomotorische Integration; darauf aufgebaut sind Kommunikations-, Produktions-, und Rezeptionsfähigkeiten. Erst wenn dieses Gerüst stabil ist, sind nach der Referentin die Gegebenheiten für eine kritische Reflexion gegeben.  Deshalb empfiehlt sie den Schulen, nicht immer stärker auf die elektronischen Medien zu setzen, sondern vielmehr Sport und musische Fächer nicht zu vernachlässigen. Damit die Kinder lernen, mit dem Bildschirm umzugehen und die Medien sinnvoll zu nutzen, anstatt von ihnen beherrscht zu werden, ist die Zeitsouveränität eine wichtige Schlüsselkompetenz. «Wir verlernen die Fähigkeit, abzuschalten», stellte sie fest.

Den Eltern unter den Zuhörerinnen und Zuhörern riet sie, einen Familiencomputer anzuschaffen, der im Wohnzimmer steht, so dass die Familienmitglieder die Benutzerzeit einteilen können und die Kontrolle der Eltern weitgehend gewährleistet ist. Mit verschiedenen Praxisbeispielen und dem Auftrag, sich Lösungen zu überlegen, bezog sie auch das Publikum in ihre Ausführungen ein.