Neue Medien: Chancen und Risiken

98 Prozent aller Schweizer Teenager haben zu Hause Internetzugang. Die Neuen Medien eröffnen ihnen zwar viele Chancen, bergen aber auch Gefahren. Hier sind vor allem Schule und Elternhaus gefordert.

ds. Lesen, Rechnen und Schreiben. Das muss ein Kind in der Schule unbedingt lernen – heute und auch in Zukunft mit dem Lehrplan 21. Aber nicht nur. Zu den zentralen Bildungsaufgaben der Volksschule gehört auch das Thema Medien und Informatik. An den Luzerner Volksschulen setzt man sich seit einiger Zeit intensiv mit den Neuen Medien auseinander. Vor zwei Jahren lancierte die kantonale Dienststelle Volksschulbildung ein Pilotprojekt an vier ausgewählten Primarschulen. Mit dem Ziel, die Medienkompetenz zu steigern, wurden die Dritt- bis Sechstklässler mit einem Tablet-Computer ausgestattet. Zudem werden in den ersten vier Schuljahren Abendveranstaltungen organisiert, in denen die Eltern von Fachpersonen aufgezeigt bekommen, wie sie ihre Kinder im Umgang mit elektronischen Medien sinnvoll begleiten können. Ausserdem haben die Schulen die Möglichkeit, stufengerechte Medienkurse des Telekommunikationsanbieters Swisscom zu buchen. An einem halben Tag erfahren die Kinder und Jugendlichen, welche Vorteile die Neuen Medien haben. Zum Beispiel finden sie – nach wenigen Mausklicks – alles Wissenswerte für ihren Vortrag im Internet. Und Youtube liefert ihnen in Sekundenschnelle eine leicht verständliche Lösung für ihr mathematisches Problem.

Vorsicht beim Chatten

Die Neuen Medien bergen aber auch Gefahren. «Beim Chatten ist das Gegenüber oft nicht jene Person, als die sie sich ausgibt», warnt Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter der Swisscom. Die 13-jährige Alina sei in Wirklichkeit vielleicht der 51-jährige Peter, der nichts Gutes im Schilde führt. Gemäss einer kürzlich in der Schweiz durchgeführten Studie kommt ein Viertel der befragten 9- bis 16-jährigen Kinder via Internet in Kontakt mit Fremden. Und oft bleibt es nicht beim belanglosen Plaudern: 7 Prozent haben schon Fremde getroffen, die meisten ohne das Wissen ihrer Eltern. Und oft fanden die Treffen nicht in der Öffentlichkeit statt. Schliesslich ist den Jugendlichen sehr wohl bewusst, dass sie das nicht tun dürften. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass Kinder nur noch in ihrer virtuellen Welt leben, keine sozialen Kontakte mehr pflegen und sich dadurch auch zu wenig bewegen. Ausserdem bedeutet die permanente Verfügbarkeit für ein Kind einen nicht zu unterschätzenden Stress. Mögliche Folgen sind Depressionen, Müdigkeit und schlechte Schulleistungen.

«Was mal online ist, …»

In Albon rät den Eltern, den Smartphone- und Internetkonsum ihrer Kinder einzuschränken. Zum Beispiel mit einer Begrenzung der täglichen Mediennutzungsdauer. Oder indem man handyfreie Zonen wie etwa den Mittagstisch definiert. Entscheidend ist für ihn aber, dass sich Eltern dafür interessieren, welche Games ihre Kinder spielen, in welchen Chats sie sich bewegen und was sie im Internet genau tun. «Ich bin nicht der Meinung, dass Eltern ständig neben ihren Kindern sitzen müssen, wenn sie im Internet surfen», sagt der Experte. «Sie sollen sie aber von Zeit zu Zeit begleiten, das Gesehene besprechen und sie darauf aufmerksam machen, welche Konsequenzen es haben kann, wenn sie Bilder von sich auf Facebook oder Instagram hochladen.» In Albon weist darauf hin, dass man mit dem Upload seine Rechte für diese Bilder abgibt und keine Kontrolle mehr darüber hat, wo und wie sie verwendet werden. Und er warnt: «Was mal online ist, bringt man nicht mehr weg.»

Das Handy als wichtiges Kommunikationsmittel: Auch für die Buchrainer Neuntklässlerinnen Ilse Montes (links) und Ylenia Piazza. Bild apimedia.
Das Handy als wichtiges Kommunikationsmittel: Auch für die Buchrainer Neuntklässlerinnen Ilse Montes (links) und Ylenia Piazza. Bild apimedia.