«Lieber spät als früh» wäre wichtig

Späteres Mähen könnte der Feldlerche helfen

Bodenbrütende Vögel sind darauf angewiesen, dass die Flächen um ihre Nester herum möglichst lange in Ruhe gelassen werden. Diesbezüglich besteht auch im Kanton Luzern Optimierungsbedarf.

Ab Mitte Juni dürfen jeweils in den Tallagen die subventionierten Ökowiesen gemäht werden. Für verschiedene Vogelarten wäre es aber von Vorteil, wenn dieser Zeitpunkt möglichst nach hinten geschoben würde. Dies gilt vor allem für die Bodenbrüter, deren Nester und Altvögel auf Flächen angewiesen sind, die möglichst lange in Ruhe gelassen werden. Mit dem Aufruf «Lieber spät als früh mähen» machte die Vogelwarte Sempach dieses Jahr auf dieses Problem aufmerksam. Es brauche mehr spät geschnittene Blumenwiesen, sonst würden Vogelarten wie Braunkehlchen oder Baumpieper im Mittelland ganz aussterben. Engagierte Landwirte  im Obergoms im Unterengadin würden beweisen, dass eine solche vogelfreundliche Wiesennutzung möglich sei, schrieb die Vogelwarte.

«Dann wird das Gespräch mit dem Bewirtschafter gesucht»

Gemäss der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern besteht diesbezüglich auch im Kanton Luzern Optimierungsbedarf. Franz Stadelmann, Fachbereichsleiter Natürliche Ressourcen bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) weist darauf hin, dass es im Kanton Luzern bodenbrütende Vögel wie die Feldlerche, das Braunkehlchen und den Wiesenpieper gibt. «Stellt man bei Flurbegehungen, welche im Rahmen von Vernetzungsprojekten oder naturschutzfachlichen Aufwertungsprojekten durchgeführt werden, Vorkommen von bodenbrütenden Vögeln fest, wird das Gespräch mit dem Bewirtschafter der entsprechenden Wiese gesucht.» In den meisten Fällen werde im Rahmen der Vernetzungsvereinbarung ein Schnittzeitpunkt festgelegt, welcher für das Brutverhalten der Vögel förderlich ist. Otto Barmettler, kantonaler Fachbearbeiter Biodiversität für die Region Sursee-Hochdorf bestätigt denn auch, dass die spezifische Förderung der Bodenbrüter im Kanton Luzern im Rahmen der jeweiligen Vernetzungsprojekte erfolge.

Ivo Wolfisberg vom Verband der Luzerner Bäuerinnen und Bauern (LBV) geht davon aus, dass es auch im Kanton Luzern Bauern gibt, die mit viel Aufwand und Sachverstand bereit sind die Bodenbrüter zu schützen. «Selbstverständlich könnte sich mit vermehrter Information etwas machen lassen». Die gezielte Förderung der Bodenbrüter sei aber vor allem eine Aufgabe der kantonalen Vernetzungen, meint Ivo Wolfisberg.

Im Entlebuch gibt es das Braunkehlchen noch vereinzelt

Das Braunkehlchen sei im Kanton Luzern – wie überall in der Schweiz – aus den tiefen Lagen praktisch komplett verschwunden, erklärt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach. Nur noch in höheren Lagen, zum Beispiel im Entlebuch, könne es sich halten, aber auch dort jeweils nur noch mit sehr wenigen Paaren. Auch der Baumpieper sei aus dem Flachland verschwunden: «In den meisten höheren Lagen ist er aber noch gut vertreten. Das Gleiche gilt für den Wiesenpieper, der aber noch lokaler ist und im Kanton Luzern nur noch im Entlebuch vorkommt.»

Die Feldlerche hingegen komme vor allem in den Landwirtschaftszonen der tiefen Lagen vor. Als eines der wichtigsten Gebiete sei dabei das Wauwiler Moos zu nennen. Die Vogelwarte Sempach unterstützt das dortige Vernetzungsprojekt. Massnahmen zugunsten der Feldlerche im Wauwiler Moos sind laut Livio Rey zum Beispiel die Weitsaat. Bei dieser wird ein grösserer Abstand zwischen den Getreidereihen eingehalten. Dazu kommen beispielsweise verschiedene Biodiversitätsflächen, der Verzicht auf Herbizide oder sogenannte «Lerchenfenster». Bei diesen wird kein Getreide angepflanzt, dafür werden Ackerbegleitkräuter angesät. Die drei auf neun Meter grossen Streifen verbessern das Nahrungsangebot für die Feldlerche. Genaue Angaben über die Anzahl der im Kanton Luzern noch vorhandenen Bodenbrüter zu machen sei schwierig. Dazu wären im Einzelfall grossflächige kantonale Erhebungen nötig. Diese aber seien derzeit im Kanton Luzern noch nicht verfügbar.