Lebensübergänge können zur Chance werden

LUZERN – Aus dem ganzen Kantonsgebiet herbeigeströmt, verfolgten die 1500 Besucher im KKL die ebenso lockere wie spannende Diskussion der Prominentenrunde zum Thema «Lebensübergänge – Herausforderung und Chance.»

Die Menschen seien Meister im Überwinden von Übergängen, meinte Moderator Kurt Aeschbacher einleitend. Zwar mache das Verlassen von Gewohntem Angst. Deshalb würden Wendepunkte im Leben oft als Krisen bezeichnet. Doch liege im Urvertrauen eine unglaubliche Kraft, die helfe, Lebensübergänge zu meistern. Und obwohl der bekannte Herzchirurg Thierry Carrel schon über 10’00 Eingriffe durchgeführt hat, lässt er keine Routine zu und geht neu an jeden Patienten heran. Er schätzt seinen Beruf, der ihn neben der hoch technisierten Arbeit in offenen Gesprächen mit tiefsten existentiellen Fragen der Patienten konfrontiert und dadurch bereichert. Wie jeder Mensch habe er in seinem Leben Hunderte von Tode, danach aber auch wieder Auferstehung erfahren. Dies zeige, wie der Mensch dank seinen Erfahrungen fähig sei, immer wieder über scheinbar unüberwindbare Berge zu klettern. Sich selber bezeichnete er als masslosen Optimisten, der sich immer wieder an Grenzen wage.

Frühe Prägung

Der Einsatz für Gerechtigkeit begleitet die ehemalige Bundesanwältin Carla Del Ponte seit ihrer Kindheit durchs Leben. Die Frage des Moderators, ob man als Staatsanwältin bissig sein müsse, umging sie schlagfertig und humorvoll mit der Schilderung ihrer Begegnungen mit einem Mafiaboss und dem Kriegsverbrecher Milosevic. Zum Glück habe sie nicht gewusst, was auf sie zukomme, als sie die Aufgabe der Bundesanwältin übernommen habe. Sonst hätte sie nicht zugesagt, erklärte sie. Rückblickend sei sie zufrieden, dass alles so gekommen sei. Die ihr zugeschriebene Eitelkeit sei für sie nicht negativ, sondern eine Voraussetzung, um im Leben weiter zu kommen.

34 Jahre war Toni Frisch, Präsident des Stiftungsrates von Pro Senectute Schweiz, im Auftrag des Bundes in Krisensituationen in der ganzen Welt unterwegs. Seine Mutter war sein Vorbild für Zivilcourage und Gerechtigkeit und prägte sein Leben mit dem Spruch «Du musst mit dem Schlimmsten rechnen und das Beste hoffen.» Entsprechend ging er Lebensübergänge stets mit positiven Gedanken an. Bei seinen Besuchen in Katastrophengebieten hat ihn die Haltung von Menschen beim Umgang mit schweren Schicksalsschlägen tief beeindruckt. Auch wenn sie alles verloren, haben sie sich nach vorne orientiert und am nächsten Tag mit dem Wiederaufbau begonnen. «Zufriedener als ich kann man fast nicht sein», antwortete er auf die Frage nach dem Übergang ins Pensioniertenleben, habe er doch sofort neue sinnvolle Aufgaben gefunden.

Langlebigkeit als Chance für die Gesellschaft

Sängerin Vera Kaa war als Mittfünfzigerin die Jüngste in der Gesprächsrunde. Die Mutterschaft und der Tod von Freunden sind für sie jene Übergänge, die ihr Leben am meisten verändert haben. Weil bei den Auftritten als Künstlerin auf der Bühne das Aussehen einen besonderen Stellenwert habe, sei es eine spannende Aufgabe, mit zunehmendem Alter die Eitelkeit zu kultivieren. Es gelte, sich über vielfältige Erfahrungen und Rückschläge ein Selbstbewusstsein zu erarbeiten, sich und die Dinge so anzunehmen, wie sie sind, und zu einer gewissen Gelassenheit finden.

Für Peter Gross sind Lebensübergänge mit dem zunehmenden Alter bedeutungsvoller, weil sie sich dem letzten Lebensübergang nähern. Er beschäftigt sich selber intensiv mit der Thematik, seitdem das Alter «sein Lebensabschnittspartner» geworden ist. Für den Soziologen ist der Gewinn von 30 zusätzlichen Lebensjahren für die Menschen im Westen eine grossartige Errungenschaft. Deshalb bedauert er, dass diese Tatsache in politischen Diskussionen von der materiellen Frage überdeckt und das Alter einseitig als Kostenfaktor hingestellt wird. Mit Fakten widerlegte er die Vorurteile, die Jungen müssten heute für die Alten bezahlen. Dagegen betonte er die Bedeutung der immateriellen Vorsorge, wenn die Menschen einen Sinn im Alter sehen, das Leben reflektieren und sich mit ihm versöhnen. Die Langlebigkeit und das damit verbundenen Zusammenleben von vier Generationen könne so zur Chance werden für die vielstimmige Mitgestaltung einer aufmerksameren, empathischeren Gesellschaft.

In diesem Sinne war sich die Gesprächsrunde einig, dass die ältere Generation sehr wohl dazu beitragen kann, die Gesellschaft weiterzubringen, wenn sie Lebensübergänge und das Alter positiv und lustvoll angeht, die Gelassenheit als politisches Kapital betrachtet, das Leben in allen Bereichen vermehrt generationenübergreifend gestaltet und ein würdiges Lebensende ermöglicht.

Stiftungsratspräsidentin Ida Glanzmann-Hunkeler, dankte dem zurücktretenden Geschäftsleiter Peter Dietschi herzlich für sein enormes zehnjähriges Engagement, bei dem er zahlreiche Projekte ins Leben gerufen und der Pro Senectute Kanton Luzern ein neues Gesicht gegeben hat. Für eine beschwingte musikalische Umrahmung des Anlasses waren die vier Studentinnen des Vocalquartetts «The Duchettes» mit ihrer Zeitreise durch die 30er- bis 60er Jahre besorgt.

Monika Fischer

Die prominente Gesprächsrunde vermittelte unter der Leitung von Kurt Aeschbacher anregende Impulse für das Gelingen von Lebensübergängen: Thierry Carrel, Peter Gross, Carla Del Ponte, Kurt Aeschbacher, Vera Kaa und Toni Frisch (v.l.:). 2)    Nationalrätin Ida Glanzmann dankte als Präsidentin des Stiftungsrates dem zurücktretenden Geschäftsleiter Peter Dietschi für seinen zehnjährigen Einsatz für Pro Senectute Kanton Luzern.
Die prominente Gesprächsrunde vermittelte unter der Leitung von Kurt Aeschbacher anregende Impulse für das Gelingen von Lebensübergängen: Thierry Carrel, Peter Gross, Carla Del Ponte, Kurt Aeschbacher, Vera Kaa und Toni Frisch (v.l.:).
2) Nationalrätin Ida Glanzmann dankte als Präsidentin des Stiftungsrates dem zurücktretenden Geschäftsleiter Peter Dietschi für seinen zehnjährigen Einsatz für Pro Senectute Kanton Luzern.
Nationalrätin Ida Glanzmann dankte als Präsidentin des Stiftungsrates dem zurücktretenden Geschäftsleiter Peter Dietschi für seinen zehnjährigen Einsatz für Pro Senectute Kanton Luzern.
Nationalrätin Ida Glanzmann dankte als Präsidentin des Stiftungsrates dem zurücktretenden Geschäftsleiter Peter Dietschi für seinen zehnjährigen Einsatz für Pro Senectute Kanton Luzern.