«Das Höfli-Zentrum muss nicht verschwinden – es gibt bessere Lösungen»

 

Zur Abstimmung über die Umzonung des Höfli-Areals in Ebikon

In Ebikon ist im Moment der Abstimmungskampf zur Umnutzung des Höfli-Areals in vollem Gang. Am 24. November befinden die Stimmberechtigten über eine Umzonung des Areals, damit dort 40 Wohnungen errichtet werden können. Als Kompensation soll für 3,5 Millionen plus Innenausbau ein kleinerer Sakralbau mit Mehrzweckräumen errichtet werden. Eine aus privater Initiative entstandene Studie zeigt auf, dass man auf dem Höfli-Areal in Ebikon die gewünschten 40 Wohnungen auf gefällige Weise errichten könnte, ohne das Kirchenzentrum abreissen zu müssen. Der umstrittene neue Sakralbau würde entfallen, die Säle blieben den Vereinen erhalten, eine Cafeteria das Angebot bereichern. «Unsere Lösung ist wirtschaftlicher als die bisher verfolgte», sind die Initianten überzeugt.

gg. Gegen die Umnutzung des Höfli-Areals und insbesondere gegen den projektierten Neubau – vor allem auch gegen die äussere Gestaltung – ist Widerstand entstanden. Nach Meinung einer Gruppe von Opponenten ist der Bedarf für eine Umnutzung grundsätzlich in Frage zu stellen. Diese beanstanden unter anderem, dass dort auf Vorrat Schulräume gebaut werden sollen und Räume für die Musikschule, obwohl dies nicht zu den Aufgaben der Kirchgemeinde gehöre. An der äusseren Gestaltung wird bemängelt, dass die im Bild sichtbare Türe überhaupt nicht der Eingang zum Sakralraum sei. Jener befinde sich versteckt im oberen Teil des Baus. Darum lade diese Gestaltung überhaupt nicht zum Eintreten ein, wie man sich dies von Kirchen und Kapellen gewohnt sei. Das bestehende Zentrum habe diesbezüglich einen mustergültigen Zugang gehabt.

Bausubstanz wird vernichtet

Die Opponenten monieren, dass durch den vorgesehenen Abbruch des Höfli-Zentrums für etwa 8 bis 12 Mio. Franken Bausubstanz vernichtet würde. Zudem würden die Vereine für sie wichtige Räumlichkeiten verlieren, für welche es in der Gemeinde keinen gleichwertigen Ersatz gebe. Die Gruppe tat sich in dieser Situation kurzfristig mit einem Architekten zusammen und hat ein Alternativ-Konzept entwickelt – sozusagen »die Quadratur des Zirkels«. Dieses sichert ihrer Ansicht nach den Vereinen die Säle und anderen Räumlichkeiten für die Zukunft. Es decke alle räumlichen Bedürfnisse der Pfarrei ab, eingeschlossen Schulräume für den Religionsunterricht, sollte man solche in Zukunft einmal benötigen. Zwar müsse das bestehende Zentrum mit einem gewissen Aufwand renoviert werden, doch entfallen bei ihrem Vorschlag 3.5 bis 4.5 Mio an Investitionen für den nach ihrer Überzeugung unnötigen neuen Sakralbau.

Noch bessere Rendite

Die Einnahmen aus den ca. 30 bis 40 Wohnungen, je nach Grösse, würden mindestens so viel einbringen, wie dies die Kirchgemeinde mit ihrem Konzept vorsieht. Dazu könnten auch eine Anzahl attraktiver Attikawohnungen beitragen, welche bisher nicht möglich gewesen sind. Wegen Wegfalls des neuen Sakralbaus lasse das neue Konzept voraussichtlich eine noch deutlich bessere Rendite erwarten. Kapelle, Säle, Restaurant und ein Grossteil des Innenhofes würden bestehen bleiben. Denkbar wäre auch, für Begegnungsmöglichkeiten das Restaurant durch eine Cafeteria zu ersetzen. Ein trickreich verwinkelter und dem Gelände folgend terrassierter Wohntrakt böte jeder einzelnen Wohnung eine gute Aussicht, sei dies nach Süden, oder in den Garten oder nach Westen.

Höfli-Gedanken reaktivieren

Nach Auffassung der Entwickler dieses Konzeptes könnte der ursprüngliche Gedanke des Höfli-Zentrum wieder reaktiviert werden. Es würde wieder zum Begegnungszentrum im Quartier und darüber hinaus. Und das Projekt würde finanziell erst noch positiv abschliessen – ein Gewinn für alle Beteiligten. Wie weiter? «Es wäre der Kirchgemeindeversammlung, die auf den 27. November anberaumt ist, zu raten, das bisherige Projekt zu stoppen, dann diese Alternative sauber klären zu lassen und in der Folge der Kirchgemeindeversammlung das bessere der beiden Vorhaben zum Entscheid vorzulegen», votieren die Initianten. «Der dadurch entstehende Zeitverzug um etwa 6 Monate wäre tragbar», sind sie überzeugt. Der zu Rate gezogene Architekt hat seine Bereitschaft signalisiert, die Realisierung dem bisherigen Projektsieger, Lischer und Partner, zu überlassen, was den Entscheid letztlich erleichtern dürfte. Die Abstimmung über die Umzonung vom kommenden Wochenende ist vom neuen Vorschlag nur unwesentlich tangiert, da dieser ebenfalls den Neubau von Wohnungen vorsieht. Um neben der öffentlichen Nutzung auch Wohnnutzungen auf der Parzelle Nr. 289 zu ermöglichen, muss eine Teilfläche von der Zone für öffentliche Zwecke (OeZ, ES II) in die Wohnzone Höfli (W-H, ES II) umgezont werden. Die restliche Fläche der Parzelle Nr. 289 bleibt in der OeZ bestehen. Gleichzeitig wird für die Parzelle Nr. 289 eine Gestaltungsplanpflicht angelegt.

Brief an den Kirchenrat

Einer der an vorderster Front gegen das von der römisch-katholischen Kirchgemeinde Ebikon geplante Bauvorhaben «Höfli» Opposition macht, ist der Ebikoner Unternehmensberater Helmut Agustoni. In einem Brief an den Kirchenrat vom 17. September legte er die Gründe dar, weshalb er und seine Mitstreiter mit dem geplanten Neubau nicht einverstanden sind. «Nachdem ein anders lautender Entscheid der Kirchgemeindeversammlung vom 28.11.2012 vorliegt, finde ich es unstatthaft, über die Architektur des geplanten neuen Sakralbaus in Verbindung mit der Gesamtprojektbewilligung abstimmen zu lassen, wie es die Traktandenliste vorsieht», argumentiert Agostini. Er ist der Auffassung, dass dies in einer gesonderten, vorgängigen Abstimmung hätte erfolgen müssen. Zudem wirft er in seinem Schreiben dem Kirchenrat vor, bei Budget und Projekt wenig transparent zu kommunizieren und spricht gar von einer Mogelpackung. «Das neue Projekt wurde mit einem Bruttogewinn in Höhe von rund 500’000.– schmackhaft gemacht. Eine solche Darstellung ist aus meiner Sicht absolut unzulässig, ja eine Mogelpackung. Für den Stimmbürger massgebend ist der Reingewinn, denn auch ein Bruttogewinn in der vorgerechneten Höhe kann bei entsprechenden weiteren Aufwendungen oder Abschreibungen schnell in ein namhaftes Minus umschlagen», schreibt er in seinem Brief an den Kirchenrat. Zudem hält Agustoni den Bau eines neuen Sakralraums für überflüssig: «Wenn ich mir die neue Gottesdienstordnung im Pfarreiblatt anschaue, bin ich zuerst erschrocken und komme dann zum Schluss, dass es, falls man das Kirchenzentrum Höfli wirklich abbrechen will, den geplanten sakralen Neubau nicht braucht. In den ersten Höfli-Jahren fanden die Gottesdienste aus Platzgründen parallel im Höfli und in der Pfarrkirche statt, wenn auch zeitlich um etwa eine gute Stunde verschoben. Unter solchen Voraussetzungen kann eine Quartierkirche Sinn machen, unter den neuen Gegebenheiten nicht mehr.» Und weiter: «Selbst unter der Voraussetzung der zwei um eine Stunde verschobenen Gottesdienste ist eine Quartierkirche nur dann sinnvoll, wenn sie auch wirklich ausgelastet wird. Bei der heute bestehenden Mobilität und der abnehmenden Anzahl der Kirchenbesucher ist dies nicht mehr gegeben.»