Kirche und Quartier rücken zusammen

«MaiHof» wurde nach der Sanierung und Entwicklung einer kirchlichen Infrastruktur zum Be­gegnungsort für Kirche, Quartier und Stadt

Nach einjährigen Umbauarbeiten ist am vergangenen Wochenende das neu renovierte Pfarreizentrum im Maihof feierlich eingeweiht worden, nachdem am 22. Dezember im renovierten Kirchensaal bereits ein erstes Konzert stattgefunden hat. Sanierung und Umbau kosteten 7,9 Millionen Franken. Der Kirchenraum soll auch in Zukunft ein sakraler Raum bleiben, aber auch einer weiteren Nutzung geöffnet werden. Eine Totalrenovation erfuhr das ebenfalls zum Zentrum gehörende Pfarreiheim.

hm/gg. Ausgangslage und Zielsetzung vor zwei Jahren: Die Gebäude, hauptsächlich aus den 1940er Jahren stammend, sind sanierungsbedürftig und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Ein breit abgestützter Evaluationsprozess soll die Grundlage für die weitere Entwicklung schaffen. Die Räume sind den aktuellen Bedürfnissen der Kirchgänger und einer erweiterten Nutzer­schaft aus Quartier und Stadt anzupassen.Dabei ist auf einen behutsamen Umgang mit dem bauhistorischen Erbe zu achten.

Zu grosser Kirchenraum

Die Kirche als grösster Raum des Zentrums wurde in den letzten Jahren am wenigsten genutzt. Der Pfarreisaal im Untergeschoss war dagegen für bestimmte Anlässe zu klein und mit den übrigen Räumen schlecht verbunden, das bisherige Pfarreiheim sowohl öffentlich als auch privat belegt. Das seitlich gelegene Pfarrhaus war gefühlsmässig nicht integriert und deshalb nicht direkte Anlaufstelle für Besuchende. Deshalb beschloss der Grosse Kirchen­rat vor zwei Jahren ein Gesamtprojekt mit veränderten Nutzungszuordnungen zu realisieren. Der Pfarreisaal und das Pfarrhaus sollten zur Drittvermietung abgegeben, die Kirche und das Pfarreiheim neu organisiert werden. In der Kirche sollten künftig nebst den kirchlichen Feiern vielfältige andere Anlässe stattfinden, das ehemalige Pfarreiheim könnte Raum für kleinere Veranstaltungen, Pfarreibüros, Bistro und Küche zur Verfügung halten. Den dazu ausgeschrie­benen Projektwettbewerb entschied das Luzerner Architektenteam GZP für sich. Die Architek­ten Katrin Zehnder und Marco Rosso starteten in einen gemeinsamen Planungsprozess mit der Baukommission und der Nutzerkommission.

Einladung zur Begegnung

Ihre grösste Herausforderung bestand darin, in einer denkmalgeschützten Kirche eine grosse und vielfältige Nutzungspalette möglich zu machen und dabei die architektonische Be­deutung und Qualität weitgehend zu bewahren. Für die Katrin Zehnder und Marco Rosso galt es deshalb, die Balance zu finden zwischen den neuen Nutzungsanforderungen und der Wahrung der architektonischen Qualitäten des vom Architekten Otto Dreyer entworfenen Ensembles. Eingriffe im äusseren Erscheinungsbild waren, abgesehen von Restaurierungsarbeiten und dem transparenten Verbindungsbauwerk zum Pfar­reiheim, nicht notwendig. Im Inneren brauchte es minimale Eingriffe für breitgefächerte Anlässe wie Gottesdienste, Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Orchester- und Chorproben oder Bankette. Dazu zählen akustisch wirksame Massnahmen, der Einbau einer modernen Veran­staltungstechnik sowie einer anpassbaren Beleuchtung. Trennwandelemente erlauben es, den Saal in kleinere Raumeinheiten zu unterteilen. Trotz aller dieser – auch reversiblen – Einbauten bleibt der Saal ein «sakraler Raum» und der ursprüngliche Charakter weitgehend erhalten. Die Nebenräume, die dem Betrieb des Kirchensaals dienen, sind in der ehemaligen Sakristei und im früheren Pfarreiheim untergebracht. Die beiden Hauptgebäude sind mit einem Windfang miteinander verbunden. Diese neuen architektonische Elemente machen das Zentrum als Einheit sichtbar und erlebbar.

Das frühere Pfarreiheim bietet heute – totalerneuert – in einer veränderten Struktur vielfältige Begeg­nungsräume für unterschiedliche Bedürfnisse an. Im obersten Geschoss sind neu die Arbeits­plätze der Pfarrei St. Josef eingerichtet. Im ersten Obergeschoss können vier verschieden grosse Gruppenräume für kleinere Veranstaltungen belegt werden. Das verglaste Eingangsgeschoss stellt die organische Verbindung zum gemeinsamen Hofplatz her. Hier treffen sich die Menschen, welche die erneuerten Räume von nun an nutzen. Der «MaiHof», wie er sich von nun an nennt, kann als gelungenes Beispiel dafür bezeichnet werden, wie Architektur Menschen zusammenbringen kann.

Am 22. Dezember fand in der Maihofkirche ein erstes Konzert nach der Renovation mit dem Singkreis Maihof statt.  Bild: Priska Ketterer.
Am 22. Dezember fand in der Maihofkirche ein erstes Konzert nach der Renovation mit dem Singkreis Maihof statt.
Bild: Priska Ketterer.

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Eingangsbereich und Bistro des Zentrums «MaiHof» kurz vor der Fertigstellung.  Bild: Urban Schwegler.
Eingangsbereich und Bistro des Zentrums «MaiHof» kurz vor der Fertigstellung.
Bild: Urban Schwegler.