«Ich liebe die Freiheit über den Wolken»

Cleared for take-off!  Celina Stirnimann absolviert derzeit ihre Piloten-Ausbildung auf dem Flugplatz Beromünster. Bild Erik Schwickardi.

BEROMÜNSTER – Celina Stirnimann (16) lernt fliegen, die Ausbildung bezahlt sie selbst

Mit 16 im Cockpit: Jung-Pilotin Celina Stirnimann aus Kottwil erfüllt sich auf dem Flugplatz Beromünster den Traum vom Fliegen. Die Privatpiloten-Lizenz ist keine Hexerei. Am 17. März lädt die Flubag zum Info-Abend «Wie werde ich Pilot?»

es. «Ich liebe die Freiheit über den Wolken», schwärmt Celina Stirnimann (16). 15 Flugstunden im Cockpit einer Cessna C-152 hat die jugendliche Flugschülerin aus Kottwil schon hinter sich. «In der Luft ist man in einem anderen Element, man ist konzentriert, vergisst alles andere.» Zunächst werden die Grundmanöver erlernt: Starts und Landungen, das Manövrieren in der Luft. Bei ihren Lernflügen lernt sie die nähere und weitere Umgebung kennen: «Einmal waren wir sogar über dem Schwarzwald.»

Mit 16 im Cockpit  Celina Stirnimann lernt auf dem Flugplatz Beromünster das Fliegen, links Fluglehrer Urs Reber. Bild Erik Schwickardi.

Von den Starts und Landungen fasziniert

Aufgewachsen direkt neben dem Waulwilermoos, beobachtet Celina als Mädchen fasziniert, wie die Armeepiloten mit ihren Pilatus PC-6 auf den nahegelegenen Feldern Starts und Landungen üben. «Ich schaute in jeder freien Minute zu und wusste: So eine Maschine möchte ich auch mal fliegen können.» Nach einem Rundflug, den sie sich zu ihrem 14. Geburtstag wünschte, hat Celina Stirnimann das «Flieger-Virus» endgültig gepackt. Seither hat die angehende Hotelfachfrau, die im 2. Lehrjahr im Campus Seminarhotel in Sursee tätig ist, nur ein Ziel: Fliegen lernen!

Zum ersten Mal im Cockpit

Ende Mai 2016 sitzt Celina Stirnimann auf dem Flugplatz Beromünster zum ersten Mal im Cockpit und startet nach einem Schnupperflug ihre Piloten-Ausbildung auf einer Cessna C-152. Zur Zeit büffelt Celina gerade für die Theorie-Prüfungen. Acht Fächer von Meteorologie bis Luftrecht. «Es ist anspruchsvoll und intensiv, aber sehr interessant und absolut machbar.»  Frauen im Cockpit sind immer noch ziemlich selten. «Viele Mädchen oder Frauen haben zu grossen Respekt vor den technischen Aspekten der Fliegerei», ist Celina Stirnimann überzeugt. «Zwar muss man die Funktionsweise eines Motors in- und auswendig kennen, dazu kommen viele weitere Kentnisse wie Flugplanung oder Navigation», erklärt sie. «Doch Fliegenlernen ist natürlich auch für Frauen absolut machbar. Man muss es nur wollen.»

Fliegen statt shoppen

Besonders bewundernswert: Ihren Traum vom Fliegen finanziert sich Celina selbst. «Einen Betrag habe ich zusammengespart, den Rest bestreite ich mit meinem Lehrlingslohn.» Klar, dass sie sich da etwas einschränken muss: «Man muss ja nicht immer in den Ausgang oder teure Klamotten oder Parfüms shoppen.» Die Eltern unterstützen ihre flugbegeisterte Tochter so gut es geht: Mama Heidi chauffiert die Tochter auf den Flugplatz, mit dem flugbegeisterten Papa Franz gehts ab und zu an eine Air-Show. Die Fliegerei nimmt zur Zeit einen grossen Platz in Celinas Leben ein. «Wichtig ist auch, zu wissen, dass es während der Ausbildung mal Höhen und Tiefen gibt. Dann ist es toll, wenn einem der Fluglehrer zuspricht.» In der Freizeit marschiert und tanzt Celina bei den Majoretten Wauwil und spielt Gitarre.

Der beste Entscheid

Celina Stirnimanns Begeisterung für die Fliegerei ist gross. «Für mich ist die Fliegerei wie ein Virus – wenn es einem mal gepackt hat, lässt es einem nicht mehr los.» Selbst das Polieren und Putzen des Flugzeugs nach absolviertem Flug macht Celina Spass. «Fliegen zu lernen ist wohl der beste Entscheid in meinem Leben gewesen.»

Abheben in Beromünster – vieles ist möglich

Fluglehrer Urs Reber ist voll des Lobes für seine Schülerin: «Celina ist sehr motiviert, ihre Begeisterung für die Fliegerei spürbar.»  Auf dem überschaubaren Regional-Flugplatz Beromünster hat Celina Stirnimann das richtige Umfeld für ihre Piloten-Ausbildung gefunden. «Die Atmosphäre ist sehr familiär und kollegial.»  Das Fluglehrer-Team auf dem Flugplatz Beromünster umfasst derzeit elf nebenamtliche Fluglehrer. Fast alle stehen als Berufs- oder Linienpiloten im Einsatz. Flugschüler profitieren von deren grosser Erfahrung. Die Flugzeug-Flotte besteht aus einer Cessna C-182, zwei Cessna C-172 sowie der Cessna C-152. «Die Privatpiloten-Lizenz PPL eröffnet viele Möglichkeiten», erklärt Reber, der hauptberuflich als technischer Instruktor bei den Pilatus-Flugzeugwerken in Stans tätig ist.

«Auf kleinen Flugplätzen fängt die Fliegerei an. Viele Piloten, die in Beromünster ihre Piloten-Lizenz erlangt haben, fliegen heute bei Unternehmen wie Swiss, Edelweiss, Rega, Germania, Helvetic oder Emirates.»  Andere sind Privat- oder Amateur-Piloten und leben den Traum vom Fliegen in ihrer Freizeit. Sie starten ab Beromünster zu Rund- oder Ferienflügen. «Wer auf der kürzesten Graspiste Europas starten und landen gelernt hat, kann es überall.»

Happy landing in Venezia

Ob Celina Stirnimann künftig vielleicht sogar beruflich in die Fliegerei einsteigen will, lässt sie offen. «Zunächst habe ich daran gar nicht gedacht.  Die Erlangung der Piloten-Lizenz steht zurzeit im Vordergrund. Je länger ich fliege, desto mehr könnte ich mir durchaus auch eine berufliche Zukunft im Cockpit vorstellen. Gute Piloten und Pilotinnen sind bei den Airlines gesucht.»  Noch stehen rund 30 Flugstunden bis zur Prüfung mit einem BAZL-Experten an. Mit dem Brevet in der Tasche will Celina dann ihre Traum-Destination Venedig anfliegen: «Die mittelalterliche Lagunen-Stadt muss aus der Luft wundervoll aussehen.»

Info-Abend

«Wie werde ich Pilot?» am 17. März um 18.30 Uhr auf dem Flugplatz Beromünster, mit Apero. Eintritt frei, Infos: www.flubag.ch

Cleared for take-off!  Celina Stirnimann absolviert derzeit ihre Piloten-Ausbildung auf dem Flugplatz Beromünster. Bild Erik Schwickardi.

 

 

Abheben in Beromünster – vieles ist möglich

Die Privatpiloten-Lizenz (PPL) berechtigt zum Fliegen einmotoriger Flugzeuge und ist jeweils für zwei Jahre gültig. Die praktische Ausbildung beinhaltet mindestens 45 Flugstunden, davon 10 Solo-Stunden (Alleinflug), zwei Alpen-Einweisungen sowie eine Einführung in den Instrumentenflug. Die theoretische Ausbildung umfasst acht Fächer (Meteorologie, Navigation, Luftrecht, Human Performance, allgemeine Flugzeug-Kenntnisse,  Flugleistung / Flugplanung, Betriebsverfahren sowie Grundlagen des Fluges. Die Ausbildung kann frühestens mit 16 Jahren begonnen, die Prüfung frühestens mit dem 17. Geburtstag absolviert werden. Um die Bewilligung zu verlängern (erneuern), muss jedes zweite Jahr ein einstündiger Trainingsflug mit einem Fluglehrer absolviert werden. Zudem ist vor Ablauf der Lizenz innerhalb der letzten 12 Monate eine Flugzeit von 12 Stunden nachzuweisen. Es bestehen vielfältige Möglichkeiten der fliegerischen Weiterbildung – etwa zum Berufspiloten (CPL), Instrumentenflug (IR) oder Linienpiloten (ATPL). Weitere Bereiche sind der Kunstflug (ACR), Wasserflug (SEA), Landungen im Gebirge (MOU) oder der Nachtflug (NIT). Der Flugplatz Beromünster ist einer der wenigen Regional-Flugplätze schweizweit, wo man alle aviatischen Sparten von Grund auf erlernen und betreiben kann: Helikopter-Fliegen (www.airportheli.ch), Motor- und Segelfliegen (www.sgpilatus.ch) sowie Fallschirmspringen (www.paraclub.ch).  (esw)