MUNTERwegs – eine musikalische Welt- und Zeitreise

Das MUNTERwegs-Mentoringprogramm führt Gross und Klein zusammen

Der kleine Fabio ist aufgeregt – man sieht es ihm an! Seine Wangen gesund und rot. Die Augen gespannt auf die Bühne gerichtet. Gleich wird er mit seiner MUNTERwegs-Mentorin das Young Family Konzert im Neubad geniessen. Dieses Jahr hat das Lucerne Festival die grossen und kleinen TeilnehmerInnen des MUNTERwegs-Mentoringprogramms zu einer ganz besonderen musikalischen Welt- und Zeitreise eingeladen.

Und so werden Fabio und die engagierte Rentnerin an seiner Seite schon bald hundert Jahre zurück versetzt. Von Berlin über Peking bis Lagos und Milwaukee geht heute ihre Reise. «Wie viele unterschiedliche Stimmen die Welt damals kannte!», begeistert sich Lilo und Fabio nickt ihr fasziniert zu. Schön, dass die beiden an diesem Sonntagnachmittag wieder «munterwegs» sind! «Musik finden wir beide toll», klärt der kleine Konzertbesucher schnell auf. Ursprünglich begann ihre gemeinsame Reise über die Anmeldung beim MUNTERwegs Mentoringprogramm. «Das war auch ein kleines Abenteur, auf das sich Lilo und Fabio hier eingelassen haben», weiss die Projektleiterin Miriam Hess. «In der Regel ist es aber für beide Seiten eine sehr schöne Bereicherung.» Man will es ihr glauben, denn immerhin hat der gemeinnützige Verein in der Zentralschweiz schon über 400 Paare zusammengeführt, und die grossen und kleinen MUNTERwegs-TeilnehmerInnen machen dabei tolle Erfahrungen. Seit fast 10 Jahren bringt der Verein Freiwillige als Mentorinnen und Mentoren mit Kindern und Jugendlichen aus Schweizer Familien oder Kindern mit Migrationshintergrund zusammen. Sie verbringen gemeinsam eine aktive und anregende Freizeit. Eine Betreungsrunde dauert acht Monate. Als Vorgabe gilt, dass sich Mentor und Mentoringkind in dieser Zeit mindestens zweimal pro Monat treffen.

In den meisten Fällen – wie auch bei Lilo und Fabio – gehen den Paaren die Ideen für die Treffen nie aus. «Wir geniessen natürlich nicht nur Musik zusammen, wir basteln auch, wir machen Ausflüge, neulich waren wir mit anderen MUNTERwegs-Paaren in der Kletterhalle»,  betont die aktive Mentorin. Fabio reibt sich bei ihren Schilderungen schon freudig die Hände. Jetzt bei dem schönen Frühlingswetter kennt der aufgeweckte Drittklässler sicher so manches, was er mit seiner Lilo noch erleben möchte.

»Etwa 80 Prozent der Mentorinnnen und Mentoren halten den Kontakt zu ihren Schützlingen über das Projektende hinaus aufrecht», darf sich Miriam Hess dann auch freuen. Die Betreuung durch die Organisation MUNTERwegs sei wertvoll, lobt die Mentorin. Zuerst gibt es eine Einführung, dann folgt ein Kennenlernfest, wo sich Mentor und Mentee zum ersten Mal begegnen. Vorab ist feinfühlig abgeklärt worden, wer zu wem passen könnte, man berücksichtigt Fähigkeiten oder – wie eben bei Fabio und Lilo – die jeweiligen Vorlieben und Interessen. Später folgen vier, fünf Abende, an denen die MUNTERwegs-Freiwilligen beraten und gecoacht werden. Wer ein Mentoring-Kind übernimmt, bekommt für die acht Monate 400 Franken als Spesenentschädigung. Klar ist auch, dass ein guter Leumund nachgewiesen werden muss, will man eine Patenschaft übernehmen.

Bei Lilo und Fabio wird das Programm offiziell noch bis zu den Sommerferien dauern. Für heute ist das Familienkonzert jedoch beendet. Die beiden haben zusammen musikalische Träume geerntet. Nach dem verdienten Applaus treffen sich ihre Blicke zufrieden. Dann also auf zu neuen Abenteuern! Denn wie gesagt, die Frühlingssonne lockt und Fabio nimmt seine Lilo bestimmt an die Hand. Ganz offensichtlich: bei MUNTERwegs ist der Name Programm.

Wer neugierig ist und auch dabei sein möchte: Für die kommenden MUNTERwegs-Gruppen kann sich Gross und Klein auf der Projekt-Webseite unter www.munterwegs.eu jederzeit anmelden. Das Sozialprogramm wird von den Gemeinden Dierikon, Gisikon, Root und Ebikon im Rontal angeboten.

Irma Draeger