Armut in der Schweiz – was tut die Kirche dagegen?

Diakonie gehört zu den Grundaufträgen der Kirche. Viele kirchliche Organisationen engagieren sich mit zahlreichen Projekten, Initiativen und Programmen für Menschen in Armut. Im Rontal steht die ökumenische Fachstelle Diakonie den Armutsbetroffenen zur Seite.

In vielen Ländern bedeutet Armut, nichts zu Essen oder kein Dach über dem Kopf zu haben. In der Schweiz hingegen ist arm, wer mit seinem Lohn den Lebensunterhalt nicht finanzieren kann, beziehungsweise wer mit dem Grundbedarf gemäss Schweizerischer Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) auskommen muss. Dies bedeutet: 33 Franken pro Tag müssen für Essen, Kleidung, öffentlichen Verkehr, Energiekosten, Körperpflege, Kommunikation, Fernsehen, Gesundheitspflege und Vereinsbeiträge ausreichen. Für Miete und Krankenversicherung werden zusätzliche Unterstützungsbeiträge geleistet.

Zahlen und Fakten

Gemäss Erhebung des Bundesamtes für Statistik waren 2016 7,5 % der Schweizer Wohnbevölkerung oder 615000 Personen von Armut betroffen, darunter 140000 Erwerbs-
tätige, die trotz Arbeit arm sind – sogenannte Working Poor. Mit 7,5 % ist die Armutsquote steigend: Gegenüber 2015 ist dies ein Anstieg um 0,5 %, 2014 waren es noch 6,7 %.

Armut – immer noch ein Tabuthema

Armut hat viele Gesichter, doch in den meisten Fällen bleiben diese Gesichter unbekannt. Armut ist ein Tabuthema. Unter armutsbetroffenen Menschen stellt man sich allzu oft ausländische Personen ohne Arbeit vor. Dass die junge Familie von nebenan jeden Rappen zweimal umdrehen muss, um ihre Wohnungsmiete bezahlen zu können, und dies obwohl beide Elternteile arbeiten, kann man sich kaum vorstellen. Fakt ist auch, dass knapp ein Viertel aller Personen in der Schweiz mindestens einmal in ihrem Leben armutsgefährdet sind. Es ist gut möglich, dass Ihre Kinder oder Grosskinder mit anderen Kindern zur Schule gehen, deren Eltern sich den Badieintritt oder das Fussballtraining nicht leisten können. Viele Klienten und Klientinnen der ökumenischen Fachstelle Diakonie Rontal hatten ein stabiles Einkommen und einen geregelten Alltag, bis die Kündigung, eine Trennung, eine Erkrankung oder die Geburt eines Kindes den Alltag auf den Kopf stellte. Hinzu kommen oftmals noch familiäre oder gesundheitliche Probleme. Somit führt Armut oftmals in einen schier endlosen Teufelskreis, welcher an allen Kräften zehrt.

«Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in eine solche Situation komme» – diese Aussage hören wir auf der ökumenischen Fachstelle Diakonie Rontal bei Beratungsgesprächen regelmässig. Seit der Eröffnung der Fachstelle im September 2017 begegnen wir der Armut im Rontal jede Woche. Daher haben wir uns für das Jahr 2019 das Ziel gesetzt, den Menschen im Rontal diese Thematik näher zu bringen und öffentlich darüber zu sprechen.

Daniela Huber, Leiterin ökumenische Fachstelle Diakonie Rontal

Themenabend

Am 21. Mai um 19 Uhr findet eine grosse Themenveranstaltung im Pfarreiheim Ebikon statt: mit einem Inputreferat von Marianne Hochueli, Caritas Schweiz, einem Erlebnisbericht eines Obdachlosen sowie interaktive Angeboten für die Teilnehmenden (Moderation: Angelika Witzig).