Gefährlicher Höhenrausch am Acongagua

Der Merenschwander Jens Howoldt, Präsident der Naturfreunde Oberfreiamt, versuchte im letzten August den höchsten Berg Amerikas, den 6962 Meter hohen Acongagua in den Anden von Argentinien zu besteigen. Knapp hundert Meter unter dem Gipfel, musste er erschöpft aufgeben und den Rest der Gruppe ziehen lassen.

Von dieser Expedition erzählte er seinen Vereinsmitgliedern mit einem Vortrag mit einmalig schönen Bildern.

Reinhold Messner als Vorbild

Schon in Jugendjahren verschlang Howoldt die Bücher des bekanntesten Bergsteigers und konnte ihn auch mehrmals treffen. „Wie dieser Mann alle Achttausender ohne Sauerstoffmaske besteigen konnte, grenzt an ein Wunder“, meinte er, „denn jetzt weiss ich, wie schwer allein die Höhe von siebentausend Meter zu ertragen war.“ Dabei waren die Angewöhnung und Vorbereitungen in der Gruppe mit einem Zermatter-Bergführer sehr seriös geplant. Das Atmen, das Gehen, der Schritt, alles muss angepasst werden. Der Körper wird aufs Äusserste beansprucht. Dabei ist der Acongagua kein schwieriger Berg, der keine besonders heiklen Passagen aufweist.

Eintrittspreis 1200 US-Dollar

Die Südamerikaner sind für ihre Geschäftstüchtigkeit bekannt. Der Zutritt ist nicht gratis. Zumindest ist im stattlichen Preis ein Gesundheitscheck bei einem Arzt inbegriffen. Wer diesen nicht besteht, darf nicht weiter gehen und das Geld ist weg. Dann kam das Warten auf eine Gutwetterperiode. Vier Tage gutes Wetter war vorausgesagt, also alles perfekt. Dann startete die Gruppe bei 42 Grad am Schatten in Mendoza. Die Vegetation hinter sich gelassen, ging es jetzt über die Sandberge hinauf zu den Höhen mit ewigem Schnee. Dort herrschte eine Minustemperatur von 25 Grad. Die Luft wird immer dünner, selbst für das Anziehen der Kleider aus mehreren Schichten bestehend, benötigt man eine geschlagene Stunde, so sehr sind die Bewegungen verlangsamt.

Der Körper sagt no – der Kopf sagt go!

Dann macht sich der Sauerstoffmangel bemerkbar, man geht in Trance, im Rauschzustand, der Körper ist leer, nur der Kopf befiehlt weiter zu wandern. Auf 6850 Meter war für den Howoldt Schluss, der Gipfel ist in Griffweite, nur noch hundert Höhenmeter, doch weiterzugehen ist lebensgefährlich, einschlafen tödlich. Er musste seine Kollegen ziehen lassen. Einer kollabierte auf dem Gipfel, die anderen mussten ihn hinunterbegleiten. Nach der Erschöpfung stieg die Gruppe schnell auf 2600 Meter hinunter, man durchwanderte ein 30-Kilometer langes Tal, die Lebensgeister kamen schnell zurück und am nächsten Abend in Mendoza nahm alles wie gewohnt seinen Lauf. Man gönnte sich ein grosses Bier, ass ein gutes Stück Fleisch, Assado genannt, und trank Kaffee. So, als ob nichts gewesen wäre, dabei sah man vor zwei Tagen dem Tod noch ins Auge.

Bericht: Hans Kaufmann
Bilder: Jens Howoldt