«Es geht auch darum, Kosten zu sparen»

Roger Hirzel weiss, wie er die Höhe der Versicherungsprämie beeinflussen kann. Bild zVg.

Das gesamte Kader der Glattbrugger Hirzel Haustechnik AG legte ein grosses Engagement an den Tag, damit es seinem verunfallten Flachdachspezialisten eine berufliche Perspektive ermöglichen konnte. Geschäftsleiter Roger Hirzel über die Schwierigkeiten bei der Wiedereingliederung und wie er in der Firma ein Zeichen setzen konnte.

Suva, Raffael Waldner: Wie war Ihre erste Reaktion als Sie vom Unfall Ihres Arbeitnehmers erfahren haben?

Roger Hirzel: Zu Beginn war ich nicht beunruhigt, da es sich «nur» um einen Sturzunfall handelte. Es war Winter und in dieser Zeit sind die Dacharbeiter weniger ausgelastet. Als es Frühling wurde und der Mitarbeiter noch nicht zurückkehren konnte, mussten wir einen neuen Dachspezialisten einstellen. Da wusste ich: Ich muss für den verunfallten Mitarbeiter eine Lösung suchen.

War es für Sie von Beginn weg klar, dass Sie sich um seine Wiedereingliederung bemühen werden? Weshalb?

Der zuständige Aussendienstmitarbeiter der Suva hat sich bei mir gemeldet und mir die Möglichkeiten der betrieblichen Wiedereingliederung aufgezeigt. Es war für mich schnell klar, dass ich mithelfe, dem Mitarbeiter eine neue Perspektive zu geben. Es geht schliesslich ja auch darum, Kosten zu sparen. Jede Rente, die die Suva nicht bezahlen muss, bedeutet für uns Betriebe tiefere Prämien.

Wie konnten Sie und Ihr Arbeitnehmer vom Anreizsystem für betriebliche Wiedereingliederung profitieren?

Der Arbeitnehmer konnte bis zu seiner Pension weiterarbeiten und hat so mit Stolz sein Rentenalter erreicht. Ich konnte vor allem ein Zeichen in der Firma setzen. Wenn einer über Jahrzehnte bei mir arbeitet, setze ich ihn nicht einfach auf die Strasse.

Was mussten Sie tun, damit der neue Arbeitsplatz geschaffen werden konnte?

Das gesamte Kader musste sich zusammensetzen und die Arbeitsabläufe so umstrukturieren, dass wir leichte Arbeiten für den Mitarbeiter finden konnten. Wir setzten ihn als Chauffeur ein, der Material zu den Baustellen fuhr und zusätzlich leichte Aufräumarbeiten absolvierte. In der wöchentlichen Teamsitzungen wurden jeweils die Arbeiten für ihn definiert.

Worin lagen die grössten Schwierigkeiten bei der Wiedereingliederung?

Am schwierigsten war es, den Mitarbeiter nach dem Unfall aus seinem Loch zu holen. Zu Beginn hatte ich Angst, dass er nicht mehr in den Betrieb zurückkommen wird. Schlussendlich hat er den Kopf aber nicht in den Sand gesteckt, sondern hat sich aufgerafft und ist bis zur Pensionierung geblieben.

Wie lief die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten?

Ich bin sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Wir haben durch die finanzielle Unterstützung der Suva einen Weg gefunden, der für alle Beteiligten stimmte. Der Mitarbeiter konnte bis zur Pension im Unternehmen bleiben, wir konnten ihm durch die finanzielle Unterstützung einen Arbeitsplatz schaffen und die Suva konnte eine Rente sparen.

Kann ein solcher Mitarbeiter abgesehen von seiner Arbeitsleistung für ein Team auch noch in anderer Hinsicht bereichernd sein?

Für das Team ist es zum einen wichtig zu sehen, dass wir langjährige Mitarbeiter nicht wegen eines Unfalls auf die Strasse stellen. Zum anderen wirkt es motivierend, wenn einer mit einem Handicap sein Bestes für die Firma gibt. 

Roger Hirzel weiss, wie er die Höhe der Versicherungsprämie beeinflussen kann. Bild zVg.

Neue Perspektive statt eine Rente

Der Flachdachspezialist verunfallte drei Jahr vor der Pensionierung während den Weihnachtferien. Der Mitarbeiter rutschte am Abend auf einer Eisfläche aus und verletzte sich schwer an der Schulter. Er fiel für mehr als acht Monate aus und konnte danach nicht mehr in den angestammten Beruf zurückkehren. Der Arbeitgeber schuf zusammen mit der Suva eine neue Stelle für ihn uns setzte ihn bis zur Pension als Chauffeur im Betrieb ein. Die Suva hat 20 000 Franken investiert, um die neue Stelle zu schaffen. Dadurch konnte sie Kosten von rund 300 000 Franken sparen.