Durchschnittliche Rebenmenge verspricht guten Jahrgang 2022

Winzerin Conny Sticher und Weinbergbetreuer Wisu bei der diesjährigen Lese im Rätlisbach. Bilder zVg.

Der Weinbau im Kanton Luzern hat seit vielen Generationen Tradition und gehört zu dem am stärksten wachsenden Agrarbereich. Innerhalb von gut 25 Jahren ist die Weinbaufläche um über 30 auf heute über 65 Hektaren angewachsen. Und sie nimmt weiter zu.

Dieses Jahr ist in der Zentralschweiz eine Ernte von rund 600 Tonnen zu erwarten – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Eine durchschnittliche Menge also, und diese verspricht eine sehr gute Qualität. Diesen fast kometenhaften Anstieg der Rebbaufläche verdankt die Region in erster Linie den idealen Voraussetzungen für das Werden hochwertiger Weine. Dies geht aus einem Bericht der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern hervor. Das warme, teils vom Südwind geprägte und im Winter kalte Klima, trifft hier auf ein gemässigtes und oft feuchtes Klima vom Atlantik. Die kühlen Winde aus dem Nordwesten sorgen für frische Aromatik in den Weinen, das ausgeglichene Seeklima und die leichten, durchlässigen Moränenböden wiederum lassen die Trauben bis in den Spätherbst hinein voll ausreifen. Beste Voraussetzung für komplexe Weine mit viel Frische, Finesse und Eleganz. Der hohe Kalkanteil in den Moränenböden verleiht den Weinen zudem eine kräftige Struktur mit ausgewogener Harmonie.

Heute bauen rund 60 Erwerbswinzer über 50 verschiedenen Rebsorten an und produzieren gegen 300 verschiedene Weine im Kanton. Der Luzerner Weinbau teilt
sich dabei in vier Regionen auf: das Wiggertal, den Sempachersee, das Seetal und die
Region Vierwaldstättersee. Die längste Tradition hat der Weinbau im Seetal, wo die
Reben zwischen schützenden Hügeln und Seen auf sehr kalkhaltigem Moränenboden
gedeihen. Noch sehr jung ist der Weinbau im Bereich Sempachersee, wo die Trauben
von vielen Sonnenstunden profitieren. Zusammen mit dem Föhn sorgt diese Kombination für einen frühen Austrieb der Reben und eine optimale Traubenreife. Eine der bekanntesten Seen der Schweiz, der Vierwaldstättersee gibt einem kleinen Anbaubereich innerhalb der Region seinen Namen. Von hier stammen sehr elegante, finessenreiche Weine. Im Wiggertal, das zu den wärmsten und trockensten Gebieten des Kantons zählt, befinden sich die Weinberge vor allem an Südhängen und bilden die Grundlage für ausdrucksstarke, charaktervolle Weine.

Gute Ernte im Rätlisbach

Derzeit ist die Traubenlese in den meisten Weinbaugebieten in vollem Gang oder
bereits abgeschlossen. Wie auch in Ebikon zum Beispiel im Weingut Rätlisbach, das zur Region Vierwaldstättersee gehört. Conny und Armin Sticher konnten auch dieses
Jahr auf viele fleissige Helfer zählen, die dafür sorgten, dass die gegen 4500 kg
Trauben der Weissweinsorten Muscaris und Johanniter – von beiden Sorten sind je
rund 1500 Rebstöcke gepflanzt – rechtzeitig zur Weinkelterei Gasser im
zürcherischen Ellikon a.d. Thur geliefert wurden. «Die heurige Ernte ist von guter
Qualität, die Zeichen für einen schönen 2022er stehen also gut», zieht Winzerin
Conny Sticher nach ersten Proben ein Fazit.

Rolf Willimann

In solchen Boxen werden die frisch geernteten Trauben vom Weinkelterer abgeholt.