15 Naturfreunde zwischen neun und 76 Jahren besuchten am 17. November im Strohmuseum Wohlen die Führung «vom Stroh zu Gold», die Einblicke in ein inzwischen ausgestorbenes und fast vergessenes Handwerk vermittelte.
pd/Red. Oberfreiamt. Die armen bäuerlichen Familien des Freiamts brauchten in den kalten und unproduktiven Wintermonaten der letzten beiden Jahrhunderte eine Nebenbeschäftigung, die ihnen ein karges Zusatzeinkommen ermöglichte und im Gegenzug den sogenannten «Strohbaronen» zu grossem Reichtum verhalf. Viele teils noch existierende Villen in Wohlen, inmitten von grosszügigen Parkanlagen mit gewaltigen Bäumen, die meist aus Asien eingeführt wurden, sind Zeugen aus dieser Zeit. Wohlen wurde «Chly Paris» genannt, und die Hüte für die edlen Damen und Herren aus der Freiämter Strohproduktion fanden reissenden Absatz in Berlin, Wien, Paris und New York. Mit dem verbesserten Lohn der Fabrikarbeiter stieg der Preis. Ausserdem kamen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Hüte aus der Mode, und so ging die industrielle Strohindustrie rapide zurück. Der jüdische Strohbaron Dreyfus aus Wohlen erkannte die Situation und rettete seinen Betrieb in die Verpackungsindustrie, heute die Firma Cellpack. Die Strohflechterei in der Form der Heimarbeit starb aus bis auf eine Handvoll Frauen, die dieses Handwerk heute als Freizeitbeschäftigung, aber keineswegs kostendeckend betreiben.
Auf drei Stockwerken ist die Geschichte in einer interessanten Ausstellung sehr anschaulich zu verfolgen. Leider ging die Erinnerung an diese Zeit bei der Bevölkerung weitgehend vergessen. Obwohl sich der neblige November-Sonntag als idealer Museumstag anerboten hätte, waren die Naturfreunde zu dieser Zeit die einzigen Besucher im Hause.