Beherzt und unerschrocken

EBIKON – Alt-Nationalrätin Judith Stamm war am 8. Oktober in der Senevita Pilatusblick in Ebikon zu Gast. Im Rahmen eines öffentlichen Gespräches über das Thema «Älterwerden» unterhielt sie sich mit der Journalistin Nathalie Zeindler und den Anwesenden.

sj. Natürlich beschränkte sich das Gespräch nicht nur auf das Älterwerden. Bei einem interessanten Lebenslauf wie demjenigen von Judith Stamm sind vielfältige Themen unumgänglich. «Beherzt und unerschrocken», so der Titel des Buches über Judith Stamm, welches von der Gesprächspartnerin Nathalie Zeindler verfasst wurde. Diesen Eindruck vermittelt die 81jährige auch heute noch. Humorvoll, engagiert aber auch nachdenklich stand sie Rede und Antwort, berichtete aus ihrem Leben und sinnierte über dies oder das. Das Publikum in der Senevita Pilatusblick war natürlich mit der öffentlichen Person Judith Stamm vertraut. Doch der Rückblick auf ihre aussergewöhnliche Karriere, diesbezügliche Textstellen aus dem Buch und ihre Anekdoten dazu ergänzten und bereicherten das Bild dieser Frau, die man wohl mehrheitlich aus den Zeitungen und dem Fernsehen kennt.

Die Juristin war erste weibliche Polizeiassistentin bei der Kriminalpolizei Luzern. Später übernahm sie auch die neu erschaffene Stelle als Pressesprecherin der Kripo Luzern. Sie wurde zur Polizeioffizierin ernannt und arbeitete ab 1981 als Jugendanwältin bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern. Ihr politisches Engagement machte sich schon früh bemerkbar. Insbesondere die damalige Ungleichheit von Frau und Mann waren eine Triebfeder dafür, sich politisch einzumischen. Seit 1971 vertrat sie die CVP im Grossen Rat (heute Kantonsrat). 1983 wurde sie in den Nationalrat gewählt. Drei Jahre später kandidierte Judith Stamm für den Bundesrat – erfolglos zwar, aber Zeichen setzend. 1996/97 amtete sie als höchste Schweizerin und wurde Nationalratspräsidentin. Bis 1999 gehörte sie dem Nationalrat an. Dieser kurze Abriss des beruflichen und politischen Lebens wird Judith Stamm natürlich nicht gerecht. Die kämpferische Dame hat in diesen vielen Jahren so viel erlebt und bewegt, konnte vieles erreichen, wurde aber auch enttäuscht. Heute spricht sie davon – immer mit Humor, aber auch immer mit Engagement. Es ist wohl eher Gelassenheit, als Altersmilde die Frau Stamm ausstrahlt.

Die Rechte der Frauen sind Stamm auch heute noch ein Anliegen. Doch auch die Rechte der älteren Menschen liegen ihr am Herzen. Auf die Frage ob sie sich alt fühle antwortet sie: «Das richtige Alter hat erst mit 80 begonnen». Da merke man dann schon, dass man einen neuen Lebensabschnitt begonnen habe. Aber wie es ihrer Natur entspricht, sieht sie natürlich auch das Positive: «Wenn man langsamer läuft, sieht man mehr und hat auch mehr Zeit für Menschen». Und Judith Stamm sieht in der heutigen Generation der älteren Menschen Pioniere: «Gesundheitlich oftmals bis ins hohe Alter noch fit, geistig wie körperlich, entwickelt sich eine neue Kultur das Älterwerdens».

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer, informativer Anlass. Judith Stamm wird ihrem Image, auch im Alter, sehr gerecht. Nur schade, dass nicht ein wenig mehr jüngere Menschen anwesend waren. Die Senevita Pilatusblick veranstaltet regelmässig Anlässe wie diesen, die sich auch an die Öffentlichkeit richten. Nicht zuletzt um die älteren und die jüngeren Menschen zusammenzubringen, neue Kontakte entstehen zu lassen und interessante Gespräche zu entfachen. Erfreulich, wenn dieses tolle Angebot vermehrt angenommen wird. Informationen dazu finden sich auch unter www.senevita.ch

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