Auf Stadtwanderung durch Luzern

LUZERN – Ungefähr 30 Naturfreunde und Gäste waren am Samstag, 2, April, nicht zum Einkaufen in Luzern unterwegs, nein, diesmal lenkte eine Stadtführerin den Blick auf historische Gebäude und liess die Schaufenster vergessen. Die Führung begann beim KKL, dem auffälligsten Bau am See von Jean Nouvel mit dem zwei Fussballfeldern grossen Dach, mit 42 Meter freiem, kühnen Dachvorsprung.

Früher …
Luzern war nie eine römische Siedlung. Römische Strassen führten über die Alpenpässe im Bündnerland oder im Wallis. Unüberwindlich war die tief eingeschnittene Schöllenenschlucht mit der schäumenden Reuss. Doch mit dem Bau der Teufelsbrücke war die beschauliche Zeit im keltischen Fischerdorf endgültig vorbei. 1178 geründet, wurde Luzern der wichtigste Warenumschlagplatz an der Gotthardroute. Der Ort vergrösserte sich zur Stadt, zur Leuchtenstadt. Warum dieser Name? Nicht etwa wegen den häufigen Stadtbränden, in der Hofkirche und bis in die heutige Zeit mit Bahnhof, Kappelbrücke und Schirmerturm, meint die Stadtführerin augenzwinkernd. Die erste Siedlung hiess «Luceria», von Lux, das Licht.

… und heute
Zwischen eifrig fotografierenden Asiaten hindurch erklärte die Stadtführerin, dass die Kappel- und Spreuerbrücke früher keine Touristenattraktionen, sondern ein Teil der Stadtbefestigung der durch die Reuss zweigeteilten Stadt waren. Der Wasserturm war Wehrturm. Die Kappelbrücke führte einst bis zur Hofkirche, wurde aber im 19. Jahrhundert den prachtvollen Hotelbauten am Nordufer geopfert und vergab so den Namen als längste Holzbrücke Europas. Ohne den Protest englischer Touristen wäre auch der heutige Teil abgebrochen worden.Durch enge Gassen führte die Wanderung der Naturfreunde hoch zur Museggmauer, die Augen auf die Altstadtdächer und hinauf zu den schneebedeckten Alpen gerichtet. Der Ausflug endete beim Schiffsrestaurant Wilhelm Tell mit Zvierihalt.

So wird hoffentlich beim nächsten Luzerner Einkaufsbummel der Blick zu kaum beachteten Gebäuden gelenkt und man erinnert sich an die eine oder andere interessante Erzählung. Sicher ist, dass die scheinbar doch bekannte Stadt noch viele verborgene Orte zu zeigen und spannende Geschichten zu erzählen hätte. Die Naturfreunde Oberfreiamt setzen die Tradition der Stadtwanderungen am Samstag, 5. November, fort. Dann wird ein Nachtwächter in Aarau mit den Besuchern in die Turmgefängnisse hinab steigen und die geheimnisvollen Winkel in der Altstadt ausleuchten. www.nf-oberfreiamt.ch.

Text Hans Kaufmann, Bilder Jens Howoldt

04_naturfreunde_03