«Diese Filme sind aber gut»

Rolf Arnet, Hobbyfilmer und technischer Leiter im Filmerclub Sursee

Rolf Arnet aus Dierikon ist begeisterter Hobbyfilmer und technischer Leiter im Filmerclub Sursee. Er hat in seinem Leben nicht nur selber viel erlebt, er hat es auch in eindrücklichen Filmen festgehalten. Im Mittelpunkt seiner filmerischen Arbeit stehen die Menschen mit ihren Schicksalen. Rolf Arnet erzählt unseren Leserinnen und Lesern gleich selber, wie alles gekommen ist.

Mitten im Krieg, Anfangs 1941 wurde ich in eine wohlbehüteten Familie als Einzelkind hineingeboren. Es war eine schöne, unvergessliche Jugendzeit. Bereits 1950 erstanden meine Eltern in Luzern ein Mehrfamilienhaus mit einem Zigarrengeschäft im Erdgeschoss. Im Jahre 1957 begann ich eine Kochlehre in Baden, wobei mein Vater 400 Franken Depot zu leisten hatte und es 1960 am Ende meiner Lehrzeit ohne jeglichen Zins wieder zurückerhielt. Es folgten einige Stellen als Jungkoch in Basel, in Luzern im Restaurant Stadtkeller und in Engelberg. Danach Hotelfachschule im Montana  in Luzern, wo ich auch meine zukünftige Ehefrau kennenlernte.  1963 Fähigkeitsausweis zur Führung eines Gastbetriebes mit Alkoholausschank, sprich Wirteprüfung (ist immer noch gültig!).

Heimweh nach den Bergen

1964 habe ich geheiratet und meine Eltern kauften uns ein Speiserestaurant im Baselbiet. Der Wegzug aus Luzern  fiel mir  schwer.  Die Sehnsucht nach den Bergen bewogen mich 1970 zur Rückkehr in mein geliebtes Luzern. Es folgten diverse Stellen als Lastwagenchauffeur, auf dem Flugplatz Emmen betankte ich Flugzeuge und wurde dort zeitweise auch als Hilfsmechaniker und Mithilfe beim Verschieben der Flugzeuge eingesetzt. Später wurde ich dann Archivchef in einer Versicherung, Darlehensbuchhalter auf einer Bank und bis zu meiner Pensionierung 1999 Planarchivar und Mitarbeiter in der Repro bei Schindler in Ebikon.

Das Filmervirus hat mich an meiner Hochzeit wegen meinem Onkel erwischt, denn seine Filmkamera liess mich nicht mehr los. Am nächsten Tag auf der Hochzeitsreise nach Holland kaufte ich dort sofort eine einfache 8-mm-Kamera, welche aber bereits nach einer Woche den Geist aufgab. Ich filmte wie besessen und dachte, «diese Filme sind aber gut». Bis ich dann 1974 in den Filmclub in Luzern eintrat. Dort erwartete mich eine  herbe Enttäuschung – jedenfalls was die Kritik meiner Filme betraf. Letztlich war es aber gut und heilsam, lernte ich doch von da an, wie man richtig zu filmen hatte.  Von da an ging es voran mit dem Filmerfolg.  Insgesamt habe ich 24 Bronze-, Silber- und Goldmedaillen «erfilmt» ebenso 3 Auszeichnungen in Japan (Hiroshima) und viele Diplome. Gedreht habe ich mit 8-mm (Normal-8), Super-8 und 16 mm. Dann kam der digitale Umstieg: Hi-8, Digital DV, HD-Band und im Moment AVCHD. Den grössten Erfolg hatte ich mit dem Film «Irene», er handelt von einem spastisch gelähmten Kind. Der Film erhielt  zwei Gold- und eine Silbermedaille sowie Spezialpreis der Jury und den Talpa-Preis (Auszeichnung für den menschlichsten Film).

Unvergessliche Zeitdokumente

Ich habe einige Jahre die «Suzuki-Kinder» bei ihren Konzerten gefilmt, was eine schöne Aufgabe war, die Kinder ohne Anweisung, also ganz natürlich in ihrem Verhalten zu porträtieren. Den Abbruch des legendären «Floragarten» 1976 in Luzern und dessen Wiederaufbau habe ich auch dokumentiert, was bereits ein historisches Dokument ist. Ich habe zwei Filme über eine blinde Person erstellt, der erste zeigt sie als Kind, der zweite 15 Jahre später als gereifte junge Frau. Vor etwa 6 Jahren bekam ich von der Albert Koechlin Stiftung AKS den Auftrag im «Der rote Faden» eine Dokumentation über Demenzkranke zu erstellen. Dieser Film ist äusserst informativ, nicht traurig, ja sogar auch lustig. Auch die Herstellung von Glühbirnen habe ich dokumentiert und  einen Drehorgelbauer porträtiert. Mein Film «Tränen im Ozean» behandelt die Soldatengräber des ersten und zweiten Weltkriegs. Speziell für meine Frau und meinen beiden Kinder habe ich aus uralten Fotos, die ich im Nachlass meiner Eltern fand, einen Film über meine Kindheit von der Geburt bis zum Schulende erstellt. Aufgrund dieser Fotos und meinen Erlebnissen, die mir wieder in den Sinn kamen, wurde es ein Dokument, das viel über meine glückliche Kindheit aussagt. Und dafür bin ich meinen Eltern noch heute über alles dankbar. Und weil es mir in meinem Alter immer noch sehr gut geht, habe ich mich auch der Mithilfe in der Kirche von Dierikon und Root freiwillig verpflichtet.

Am liebsten mache ich Filmdokumente über spezielle Menschen. Ich bin daher immer auf der Suche und bin auch auf Informationen von anderen Leuten angewiesen, die mir sagen, sie wüssten ein gutes Thema, das ich  verfilmen könnte. Ich filme auch, wenn ich einen Auftrag erhalte, beispielsweise bei einer Vereinsveranstaltung oder Hochzeit. Andererseits würde ich auch meine Filme öffentlich oder in einem Verein zeigen, denn sie sind nicht im Kino oder TV zu sehen, da bin ich wohl zu wenig professionell. Aber meine Filme werden immer mit Herzblut und grosser Hingabe gemacht. Seit bald 10 Jahren bin ich im Filmerclub Sursee als technischer Leiter dabei und es gefällt mir dort sehr.

Rolf Arnet, Dierikon

Rolf Arnet mit seiner AVCHD-Kamera. AVCHD steht für «Advanced Video Codec High Definition» und garantiert perfekte Film-Ergebnisse mit höchster Auflösung. Bilder zVg.
Rolf Arnet mit seiner AVCHD-Kamera. AVCHD steht für «Advanced Video Codec High Definition» und garantiert perfekte Film-Ergebnisse mit höchster Auflösung. Bilder zVg.
Rolf Arnet ist stolz auf seine gewonnenen Auszeichnungen. Sie beweisen ihm, dass er auch als Filmamateur auf dem richtigen Weg ist. Bilder zVg.
Rolf Arnet ist stolz auf seine gewonnenen Auszeichnungen. Sie beweisen ihm, dass er auch als Filmamateur auf dem richtigen Weg ist. Bilder zVg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ohne Videoschnittplatz geht beim digitalen Film rein gar nichts. Bilder zVg.
Ohne Videoschnittplatz geht beim digitalen Film rein gar nichts. Bilder zVg.
Ist der Film «im Kasten», geht die Arbeit erst richtig los. Der Schnitt trägt viel zum endgültigen Resultat bei. Bilder zVg.
Ist der Film «im Kasten», geht die Arbeit erst richtig los. Der Schnitt trägt viel zum endgültigen Resultat bei. Bilder zVg.