Erste Bagger für den neuen Bahntunnel wohl erst nach 2030 auf

Am vergangenen Dienstagabend luden die SBB in Ebikon zu einer Informationsveranstaltung über den geplanten Durchgangsbahnhof Luzern ein. Dabei legten sie den Fokus auf die lokale Situation. Der grosse Publikumsaufmarsch und die vielen Fragen zeigten, dass das Thema bewegt.

Nachdem das Vorprojekt für den geplanten Durchgangsbahnhof Luzern abgeschlossen ist und in der Vorwoche den Medien vorgestellt worden war, informierten die SBB nun auch die Betroffenen in Ebikon, wo der Dreilindentunnel in Rotseenähe endet. SBB, Kanton und Gemeinde traten am Anlass gemeinsam auf, weil ein Projekt in dieser Grössenordnung nur gemeinsam realisierbar ist, wie Ebikons Gemeindepräsident Daniel Gasser betonte. Er freute sich, dass er trotz des sommerlich-schönen Wetters rund 150 Personen im Saal begrüssen konnte.

Jahrhundertprojekt steht vor der Tür

SBB-Gesamtprojektleiter Massimo Guglielmetti zeigte auf, dass täglich rund 100‘000 Personen den Bahnhof Luzern benutzen, der von 700 Zügen passiert wird. Platznot und Engpässe sowie steigende Bevölkerungszahlen machen einen Ausbau unumgänglich, ansonsten müssten Verbindungen gestrichen werden. «Es besteht dringender Handlungsbedarf am Bahnknoten Luzern, der heute am Limit ist», sagte Regierungsrat Fabian Peter und erinnerte daran, dass man in Luzern seit über 50 Jahren auf den grossen Bahninfrastrukturausbau warte. Mit dem Durchgangsbahnhof Luzern habe man nun die Lösung gefunden und könne ein Jahrhundertprojekt realisieren. Kostenpunkt: 3,3 Milliarden Franken und nochmals je eine Milliarde für den Tiefbahnhof, den Neustadt- und den Dreilindentunnel. Es wird mit einer Bauzeit von elf bis 13 Jahren gerechnet. Da das Projekt noch nicht alle Hürden genommen hat, dürfte der Baubeginn frühestens in den 2030er Jahren erfolgen. «Wir setzten alles daran, das Schlüsselprojekt zu realisieren, und kämpfen in Bern dafür», versprach der Regierungsrat.

Vorteile wiegen Nachteile auf

Um die Kapazitäten zu erhöhen und schliesslich einen 15-Minuten-Takt auf der Linie Luzern-Zürich einzuführen, ist ein Tunnel unter dem Vierwaldstättersee bis ans Ende des Rotsees geplant. Dort wird auch eine Baustelle entstehen und die Tunnelbohrmaschine installiert. Pulverhütte, Lindenhofscheune und Reitstall müssen weichen. Ebenfalls in Ebikon wird das Aushubmaterial zwischengelagert und von dort – möglichst mit der Bahn, wie Guglielmetti versicherte – abtransportiert. Der Baustellenverkehr soll möglichst wenig durchs Dorf geführt werden. Die Fussgängerwege zum Rotsee bleiben bestehen, und der Zugang zum Naherholungsgebiet, so der Gesamtprojektleiter, sei sichergestellt. Was jedoch unvermeidlich sein wird, sind die Emissionen für die betroffenen Anwohner. Gut zwei Jahre lang wird von Montag bis Freitag von 6 bis 22 Uhr gebaut. Allerdings wird der Baustellenplatz gemäss SBB mit zunehmendem Fortschritt nach und nach schrumpfen. Nicht zu vergessen sind dagegen die zahlreichen Vorteile, die das Projekt mit sich bringt: national und international direktere, häufigere und schnellere Verbindungen, verbesserter Reisekomfort, eine nachhaltige Mobilität und gute Entwicklungschancen für die Region in etlichen Bereichen.

Viele Fragen, viele Antworten

In der Fragerunde im Anschluss an die Informationen zeigte sich ein breites Spektrum. Die Abstimmung zwischen Bypass und öV-Projekt kam ebenso zur Sprache wie die Abstellgleise in Dierikon. Die Sorge um das Naturschutzgebiet entkräftete Massimo Guglielmetti mit dem Argument, dass die Linienführung gegenüber der ursprünglichen Variante bereits so angepasst worden sei, dass das Naturschutzgebiet nicht mehr tangiert wird. Und für Vereine, welche die Pulverhütte als Lager nutzen, wird die Gemeinde nach einer Ersatzlösung suchen. Ob allenfalls mit archäologischen Überraschungen zu rechnen ist, konnte der SBB-Sprecher noch nicht sagen. Diese Ergebnisse liegen erst nach den Sommerferien vor. Und was passiert mit der alten Linie entlang des Rotsees? Diese bleibt laut dem Gesamtprojektleiter bestehen: «Sie ist nach wie vor nötig, zum Beispiel für Betriebsfahrten, wird aber nicht mehr so stark befahren.» Wer sich vertieft über das Projekt informieren will, besucht am besten die entsprechende Website www.sbb.ch/dbl.

Sonja Hablützel