«Wer keine Stelle hat, findet kaum Akzeptanz»

Gesundheitliche Probleme und kein Job: Acht lange Jahre drehte sich Peter Fuchser in der Abwärtsspirale. Mit Hilfe des SAH konnte er sich daraus befreien und blickt heute optimistisch in seine berufliche Zukunft.

«Wenn man arbeitslos ist, denken die Leute, man sei faul und wolle nicht arbeiten.» Peter Fuchser weiss, wovon er spricht. Der 38-Jährige hat es selbst erlebt. «Wer mich sieht, kann kaum glauben, dass ich wegen Hüftproblemen in diese berufliche Sackgasse geraten bin.» In seinem Alter hat man normalerweise nicht Arthrose. Aber bei Peter Fuchser ist es eben nicht «normal». Bereits im Alter von 13 Jahren musste er sich aufgrund von Wachstumsstörungen einer Hüftoperation unterziehen. Er erholte sich gut; es folgten einige beschwerdefreie Jahre. Nach einer Ausbildung im Detailhandel entschied er sich für einen Branchenwechsel. Auf dem Bau fand er rasch Arbeit. Im Alter von 28 Jahren beendete eine weitere Hüftoperation die geplante Laufbahn als Lüftungsmonteur. Dies war der Anfang einer Abwärtsspirale. Plötzlich waren alle Türen zu. Für die Invalidenversicherung war er zu wenig krank, sein Antrag wurde abgelehnt. Eine Zweitausbildung wurde nicht finanziert. Seine Stellensuche blieb erfolglos – niemand wollte einen Mitarbeiter, der möglicherweise monatelang krank geschrieben sein würde. Hinzu kam der gesellschaftliche Druck: «Wer keine Stelle hat, findet kaum Akzeptanz.» Das musste Peter Fuchser in den Jahren der Arbeitslosigkeit bitter erfahren. «Immer wieder musste ich mich erklären. Erst dann hatten die Leute Verständnis für meine Situation.» Dieser soziale Aspekt sei fast schlimmer als der wirtschaftliche, erzählt er.

Konsequenz und Eigeninitiative
Peter Fuchser verzweifelte trotz der vielen Rückschläge nicht und ging in die Offensive. Konsequent nahm er an den Programmen zur sozialen und beruflichen Integration teil. Allein die Tatsache, eine Tagesstruktur zu haben, sei hilfreich im Umgang mit dem sozialen Druck, sagt er rückblickend. Und er wusste: «Du musst mitmachen, die Programme durchziehen und Verantwortung übernehmen.» Diese Einstellung war der Schlüssel zum Erfolg. Peter Fuchser wurde 2011 dem SAH Bern zugewiesen. Die Angebote der SAH Bern sind nahe am nicht subventionierten Arbeitsmarkt positioniert und es verfügt über eine gute Vernetzung mit der Wirtschaft. Mit Hilfe des SAH Bern kam Peter Fuchser zu einem Einsatz in der Grossküche der Heimstätte Bärau. «Endlich konnte ich zeigen, was in mir steckt.» Und trotzdem: Auch mit guten Zeugnissen und Empfehlungen war noch keine feste Stelle in Sicht. Seine Partnerin und sein Umfeld unterstützen ihn, sein kleiner Sohn gab ihm Energie. «Dennoch war es nicht immer einfach, sich jeden Tag von Neuem zu motivieren.»

Das SAH hat Türen geöffnet
Zusammen mit dem SAH blieb Peter Fuchser am Ball. Im Oktober 2012, nach langen Verhandlungen endlich ein Silberstreifen am Horizont: ein Praktikum in der Migros Langnau. «Dies war meine Chance, das SAH Bern hat damit die Türe für meine berufliche Zukunft geöffnet.» Damit ging es endlich aufwärts. Sein Chef war sehr zufrieden mit ihm. Peter Fuchser fand in der Kolonialwarenabteilung nach acht Jahren Durststrecke wieder eine Festanstellung. Seine Position war rasch gefestigt. Auch ein weiterer gesundheitlicher Rückschlag konnte ihm nichts anhaben. Wegen seiner vierten Hüftoperation, bei der ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt wurde, wurde er am Ende seines ersten Anstellungsjahres für achteinhalb Monate krankgeschrieben. Die Migros liess ihn jedoch nicht fallen und dafür ist er sehr dankbar: «Ich erhielt eine echte Chance in dieser kritischen Situation.» Heute kann Peter Fuchser optimistisch in die Zukunft blicken. Er freut sich bereits auf die nächste Herausforderung: die Verantwortung für die gesamte Tiefkühlabteilung.

Arbeitslosigkeit soll verschwinden
Die 10 Regionalvereine des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH engagieren sich schweizweit für Arbeit, Bildung und Integration. Auf regionale Bedürfnisse zugeschnitten werden Angebote entwickelt, die auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten: Die Arbeitslosigkeit soll verschwinden. Das SAH Zentralschweiz hat sein Domizil an der Birkenstrasse 12 in Luzern, Telefon 041 418 71 81 oder info@sah-zs.ch. Weitere Infos unter www.sah-zs.ch
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