Fussgänger jetzt aufgepasst!

Frostige Temperaturen, dichter Nebel und Schneegestöber: Der Winter ist in die Schweiz eingekehrt. Obwohl die Menschen während der kalten Jahreszeit weniger Stunden draussen verbringen als sonst, gibt es trotzdem so viele Sturz- und Stolperunfälle wie sonst nie.

Wer kennt sie nicht, die tückischen Situationen auf vereisten Parkplätzen, schneebedeckten Strassen oder glitschigen Treppen? In den vier Monaten von November bis Februar ereignen sich mehr Sturz- und Stolperunfälle als über den ganzen Sommer. Knapp 310 000 Personen verletzen sich pro Jahr durch einen Stolper- oder Sturzunfall. Vor allem in den Wintermonaten steigt die Gefahr rapide an.
Raphael Ammann, Kampagnenleiter stolpern.ch bei der Suva, erläutert im Interview, wieso von November bis Februar besondere Vorsicht geboten ist.

Raphael Ammann, wie viele Personen stolpern oder stürzen jährlich?
Die Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung UVG registriert jährlich insgesamt 170 000 Stolper- und Sturzunfälle. Dazu kommen noch schätzungsweise 140 000 Unfälle von Nicht-UVG-Versicherten (Hausfrauen, Pensionierte, Kinder, Studierende usw.).

Das sind knapp 310 000 Unfälle pro Jahr. Überdurchschnittlich viel?
Stolpern und Stürzen ist in der Schweiz die häufigste Unfallursache. Es verletzten sich gar mehr Personen bei Sturzunfällen als bei Autounfällen.

In welcher Jahreszeit ereignen sich die meisten Stolper- und Sturzunfälle?
Ganz klar im Winter: In den vier Monaten von November bis Februar ereignen sich mehr Stolper- und Sturzunfälle als den ganzen Sommer hindurch. Eigentlich ist es eine paradoxe Situation, denn die Expositionszeit – also jene Zeit, in der es überhaupt zu einem Unfall kommen könnte – ist in den Sommermonaten sehr viel grösser als im Winter. Und doch ist die Gefahr, einen Stolper- und Sturzunfall zu erleiden, im Winter sehr viel höher.

Aus welchen Gründen?
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die einen Einfluss haben: falsches Schuhwerk, Nässe, Glatteis oder vereiste Treppen sind die häufigsten Gründe. Zudem sind die Lichtverhältnisse schlechter, man sieht die Stolpergefahren weniger gut.

Wie können sich Fussgänger gegen Stolper- und Sturzunfälle schützen?
Grundsätzlich empfehle ich allen Fussgängern, sich in den Wintermonaten gezielt über die Wetterverhältnisse zu informieren und das passende Schuhwerk zu tragen. Weiter ist es von Vorteil, für den Arbeitsweg mehr Zeit einzuplanen. Denn am gefährlichsten sind im Winter die Morgenstunden zwischen 6 bis 9 Uhr. In dieser Zeitspanne stolpern und stürzen fast doppelt so viele Fussgänger wie zur selben Zeit in den Sommermonaten.

Viele Unfälle passieren auch vor der eigenen Haustür, oder?
Das kommt tatsächlich sehr häufig vor. Ich empfehle allen Hauseigentümern und Hausdienst-Verantwortlichen, die Verkehrswege frühmorgens vom Schnee zu befreien. Insbesondere sind die Aussentreppen sorgfältig von Schnee und Eis zu räumen. Zudem sollte der Schnee nie auf Treppen oder Treppenrändern deponiert werden. Weiter müssen Hilfsmittel wie Salz oder Split vorhanden sein. Hauseigentümer und Hausdienst-Verantwortliche können einen grossen Teil dazu beitragen, dass es zu weniger Stolper- und Sturzunfällen kommt.

So kann man Risiko vermindern

Mit einfachen Verhaltensweisen vermindert man das Risiko eines Stolper- und Sturzunfalls.

  • Sich gezielt über die aktuellen Wetterverhältnisse informieren.
  • Fest am Fuss sitzende Schuhe mit rutschfesten Profilsohlen tragen.
  • Vereiste Treppen sind fiese Unfallfallen: Sich auf Treppen immer am Handlauf festhalten!
  • Genügend Zeit für den (Arbeits-)Weg einplanen. So verliert man nicht so schnell das Gleichgewicht.
  • Wenn immer möglich Wege, die von Schnee und Eis befreit sind benützen.
  • Bei winterlichen Verhältnissen einen Gleitschutz benutzen – für noch besseren Halt.
  • Genügend Bewegung in den Alltag einbauen. Körperlich fitte Menschen können Ausrutscher und Stürze eher auffangen.

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