Jan Wengeler: «So stimmte es für mich nicht mehr»

Am 27. November gab der Centermanager der Mall of Switzerland, Jan Wengeler, seinen Rücktritt bekannt. Mit unserer Zeitung hat er nun exklusiv in einem Interview über seinen Rücktritt und seine Beweggründe gesprochen. 

Kern der Mitteilung Ihres Rücktritts war die Neu-Organisation des Centermanagements der Mall of Switzerland. Wie soll das denn nun in Zukunft funktionieren?

Jan Wengeler: Bisher gab es ein Assetmanagement und ein Centermanagement: Das Assetmanagement kümmert sich als Vertretung des Eigentümers um die Weiterentwicklung und Wertsteigerung der Mall, das Centermanagement um die operative Leitung. Dass nun beide Stellen zusammengelegt werden, macht aus organisatorischer Sicht durchaus Sinn – für mich stimmte es so in der neuen Organisationsstruktur aber nicht mehr. Deshalb habe ich mich entschieden, die Mall per Ende März zu verlassen. Bis dahin werde ich Herrn Triner für den Übergang noch drei Monate im Hintergrund unterstützen. 

Wird es wegen dieser Umstrukturierungen zu Entlassungen kommen? In Ihrem Team gibt es ja noch 12 weitere Mitarbeiter.

Wengeler: Es ist möglich, dass es Entlassungen geben wird. Grundsätzlich besteht aber die Absicht, das bestehende Team mit seinem Know-how und Erfahrungsschatz weitestgehend weiter zu beschäftigen. Das neue Management führt jetzt mit den Mitarbeitern individuelle Gespräche über die künftige Zusammenarbeit, die veränderten Rollen und Aufgaben.

Die Schweizer Presse schrieb von einem «Knall in der Mall of Switzerland» als Ihr Rücktritt kommuniziert wurde. War es für Sie persönlich auch ein Knall?

Wengeler: Es war absehbar, dass es eine Änderung in den Unternehmensstrukturen geben wird. Wie erwähnt, ist das ja auch durchaus ein logischer und sinnvoller Schritt. Letztlich ging dann aber doch alles sehr schnell von statten.

Stimmt es Sie wehmütig, drei Jahre als Centermanager geamtet zu haben, davon aber nur ein Jahr als Manager eines OFFENEN Centers?

Wengeler: Überhaupt nicht! Die Zeit vor der Eröffnung ist für mich die spannendste. Genau deswegen bin ich in die Schweiz gekommen. In der Zeit vor der Eröffnung kann man als Centermanager einiges mitgestaltet. Hat das Center dann erstmal offen, muss man das Baby noch zum Laufen bringen und zusehen, dass es so funktioniert, wie man es sich in der Planung vorgestellt hat. Für mich war die Mall of Switzerland bereits das vierte Center, das ich eröffnen durfte. Und es war eine unglaublich spannende Zeit. Die Mall war nie 08/15! Mit so vielen Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung wurde es nie langweilig.

Ende Jahr werden Sie das Zepter an Herrn Triner übergeben. Gibt es auch Themen, wo Sie froh sind, sich nicht mehr damit auseinandersetzen zu müssen?

Wengeler: Genau so sehr, wie ich die Schweiz liebe, habe und hatte ich jeweils Mühe mit der langen Zeit, die es hier braucht, um Sachen umzusetzen. Für alles braucht es etliche Bewilligungen und die Dienstwege sind sehr lang. Das Problem zeigt sich etwa bei den Ladenöffnungszeiten im Kanton Luzern: Markt und Konsumentenverhalten haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Alles ist viel schneller und dynamischer geworden. Bis das Gesetz sinnvoll verändert werden kann, hat sich der Markt möglicherweise schon zum Nachteil für den Detailhandel und dessen Beschäftigten und die Konsumenten weiterentwickelt. Gegenüber dieser Dynamik erweist sich das politische System der Schweiz sehr schwerfällig. Das ist sehr schade! Dadurch wird dieser Standort für den Detailhandel unattraktiver und es ist schwieriger, die guten Brands unter solchen Bedingungen in die Schweiz zu holen. Trotzdem: Ich würde sehr gerne in der Schweiz bleiben, mir gefällt es hier sehr gut.

Wo wir gleich zu nächsten Frage kommen: Wie sieht denn Ihre persönliche Zukunft ab März 2019 aus?

Wengeler: Ich sehe mehrere interessante Optionen, die ich nun prüfen werde. Als Centermanager der Mall of Switzerland habe ich auch hierzulande eine gewisse Bekanntheit erlangt, und es wäre mir eine Freude, hierzubleiben. Denn Land und Leute sind mir in den letzten drei Jahren sehr ans Herz gewachsen.

Interview: Sara Häusermann

 

Die Mall of Switzerland startet mit einer neuen Spitze ins Jahr 2019: Zum 1. Januar übernimmt der Zentralschweizer Peter Triner die Leitung des zweitgrössten Einkaufs- und Freizeitzentrums des Landes.

Der Manager ist seit 25 Jahren in der Retail-Branche tätig. In seiner beruflichen Karriere bekleidete der 60-Jährige unter anderem führende Positionen bei namhaften Unternehmen wie etwa dem Dessous-Hersteller Triumph oder auch bei der Bernina Schweiz AG. Sein umfassendes Know-how im Einzel- und Grosshandel wird durch fundierte Marketingund Vertriebs-Expertise abgerundet.

Hintergrund des Wechsels ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Prozesse und
Strukturen der Mall of Switzerland mit dem Ziel, Service und Angebot für Mieter und Besucher laufend zu verbessern. In diesem Zuge ist geplant, die Center- und Asset-ManagementAktivitäten 2019 in einer Hand zu bündeln. In der ersten Jahreshälfte übergibt CBRE, bislang zuständig für das Centermanagement, ihre Aufgaben an den Asset Manager LSGI Suisse (SCC). Der bisherige Leiter der Mall, Jan Wengeler, hat sich im Kontext der bevorstehenden Veränderungen entschieden, sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Er übergibt seine Funktion zum 1. Januar 2019. Bis zur offiziellen Übergabe zum Jahreswechsel werden Triner und Wengeler die Mall of Switzerland in enger Zusammenarbeit gemeinsam leiten.

Jean-Hervé Bouyer, Director LSGI Suisse (SCC), sagt im Namen des Eigentümers: «Wir
danken Jan Wengeler für seinen Einsatz in den vergangenen Jahren. Sowohl die gelungene
Eröffnung der Mall of Switzerland Ende 2017 als auch das erste erfolgreiche Jahr wären ohne sein grosses Engagement nicht möglich gewesen. Zugleich freuen wir uns, den erfahrenen Retail-Profi Peter Triner willkommen zu heissen. Er wird nahtlos an die positive Bilanz des ersten Jahres anknüpfen und das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte der Mall of Switzerland aufschlagen.»

Peter Triner kommentiert: «Die Retail-Branche steht unverändert vor grossen Herausforderungen, sei es der anhaltende Trend zu Online oder die Stärke des Schweizer
Franken. Das umfassende Angebot der Mall und die Kombination aus Shopping-, Freizeit- und Sport-Aktivitäten sind der richtige Ansatz, um diesen Herausforderungen entschlossen entgegenzutreten. Ich bin überzeugt, dass die Mall of Switzerland nach dem gelungenen Start noch über immenses weiteres Potenzial verfügt. Ich freue mich darauf, dieses gemeinsam mit unseren Mitarbeitern, den Mietern und der Region zu erschliessen.»