
Kurzinterview mit Dr. med. Silvia Hofer zum Krebsliga-Infoabend «Hirntumore»
Ein Tumor im Gehirn löst Unsicherheit und Angst aus. Die Krebsliga Zentralschweiz organisiert am 6. November um 19 Uhr, Continental Luzern, einen Informationsabend über Entstehung, Behandlung, Heilungschancen – und die Mind-Body-Medizin. Wir befragten Dr. med. Silvia Hofer, Leitende Ärztin Onkologie am LUKS Luzern. Sie ist eine der Referentinnen.
«Hirntumor» – eine Diagnose, die Angst und Ratlosigkeit auslöst?
Dr. med. Silvia Hofer: Ich verstehe sehr gut, dass die Diagnose oder der Gedanke daran Angst auslösen kann. Das Gehirn ist die wichtigste Schaltstelle. Es koordiniert körperliche Funktionen, ist aber auch ein Organ, welches das Wesen eines Menschen ausmacht.
Wieviele sind davon betroffen in der Schweiz?
In der Schweiz erkranken rund 600 Personen pro Jahr an einem hirneigenen bösartigen Tumor. Über die Jahrzehnte gesehen nehmen hirneigenen Tumore nicht stark zu. Wenn wir mehr Patienten sehen, hat das mehrheitlich mit besserer Diagnostik – auch bis ins hohe Alter – zu tun.
Offenbar ist Hirntumor nicht gleich Hirntumor?
Richtig. In der neuen WHO Klassifikation 2016 werden gegen 100 verschiedene Arten beschrieben und es werden durch weitere genetische Aufschlüsselung immer mehr prognostisch unterschiedliche Untergruppen unterschieden werden können.
Wie gross sind die Heilungschancen?
Die häufigsten primäre Hirntumoren beim Erwachsenen, sogenannte Gliome, sind nur in wenigen Fällen heilbar. Aber man kann sie oft über Jahre stabilisieren mit Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Anders ist es zum Beispiel bei Tumoren, welche von den Hirnhäuten ausgehen, den sogenannten Meningeomen, die oft heilbar sind.
Gibt es Möglichkeiten, um die Gefahr eines Hirntumors zu senken?
Dr. med. Silvia Hofer: Nein leider hat das Entstehen von primären Hirntumoren – so weit man das heute weiss – sehr wenig mit dem Lebensstil zu tun. Auch Vererbung spielt nur in einem sehr kleinen Prozentsatz eine Rolle. Vorsorgeuntersuchungen gibt es für Hirntumore nicht. Insgesamt sind Hirntumore im Vergleich zu anderen Krebsarten zum Glück immer noch selten.
Eine Hilfe für Betroffene nach Therapien ist Mind-Body-Medizin. Was ist das?
Die Mind-Body Medizin will die Lebensqualität der Betroffenen nach der Therapie unterstützen. Sie fördert stressreduzierendes Verhalten und einen gesunden Lebensstil. Dabei verbindet sie Bewegung, Entspannung, Atmung, Ernährung und Selbsthilfe.
Das Interview führte Kurt Bischof

Infoabend Hirntumore und Mind-Body-Medizin
Montag, 6. November, 19 Uhr, Hotel Continental, Luzern.
Referate von Dr. med. Silvia Hofer, Dr. med. Annett-Kathrin Hass und Silvia Muff. Organisation Krebsliga Zentralschweiz, Eintritt frei.
Die Krebsliga und Fragile Zentralschweiz bieten für Betroffene mit Hirntumoren die Möglichkeit, sich auszutauschen. Daten der Zusammenkünfte auf Anfrage unter krebsliga.info oder fragile.ch/zentralschweiz