ROOT – Ökologische Aufwertung des Naturschutzgebiets Perler Unterallmend für mehr Artenvielfalt
Die Aufwertungsarbeiten in der Perler Unterallmend – eines der letzte Flachmoore im Kanton Luzern – haben zu Fragen in der Bevölkerung geführt. Gaby Künzli aus Root hat diese in unserer Ausgabe vom 28. April auf den Punkt gebracht. Insbesondere das Fällen der Bäume sorgte für Unmut. Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons Luzern hat eine Stellungnahme versprochen. Sie ist inzwischen eingetroffen.
Warum eine ökologische Aufwertung mit Baggerarbeiten und einer Baumfällaktion beginnt, liegt tatsächlich nicht auf der Hand. Das Missfallen der Leserbriefschreiberin und die zahlreichen Fragen sind durchaus verständlich und verdienen ausführliche Begründungen zur Vorgeschichte, zu den laufenden Arbeiten und insbesondere zur Fällung der Pappeln.
Naturschutz statt Fussball
Vor Jahren wurde diese ursprüngliche Flachmoorfläche «fussballtauglich» gemacht, indem eine sickerfähige sandige Bodenschicht auf den natürlicherweise stark vernässten Boden aufgetragen wurde. Dank dieser künstlichen Veränderung konnte auf der Fläche Fussball gespielt werden. Verloren gegangen ist dabei aber eine artenreiche Flachmoorfläche. Seit dem Sommer 2015 wird im Naturschutzgebiet Perler Unterallmend nicht mehr Fussball gespielt. Die Fläche soll wieder in einen naturnahen und möglichst ursprünglichen Zustand mit natürlichen Flachmoorpflanzen und einer grossen Tierartenvielfalt zurückgeführt werden. Mit der Aufwertung für Pflanzen und Tiere soll das Gebiet genauso für die Erholungssuchenden schöner und attraktiver gemacht werden. Auf einem trockenen und gedüngten Fussballrasen wäre dies nicht möglich. Deshalb wird die künstlich aufgeschüttete Bodenschicht abgetragen und standortfremde Elemente entfernt. Vor Beginn der Renaturierungsmassnahmen veröffentlichte die Dienststelle Landwirtschaft und Wald am 12. April eine Medienmitteilung zu den bevorstehenden Aufwertungen im Naturschutzgebiet. Diverse lokale Medien haben diese Mitteilung publiziert. Der «rontaler» nahm das Thema in der Ausgabe vom 14. April auf. Zusätzlich wurden vor Ort Tafeln mit Informationen und einer Kontaktadresse aufgehängt.
Eichen statt Pappeln
So standortfremd wie der aufgebrachte Fussballrasen war auch die gefällte Baumgruppe. Bei diesen Pappeln handelt es sich um Pappelhybriden, welche die einheimischen Baumarten nachteilig konkurrenzieren und ökologisch wenig wertvoll sind. Als Landschaftselement war die Pappelgruppe zugegebenermassen prägend. Neu wird an Stelle der Baumgruppe aber ein Weiher entstehen, der landschaftlich attraktiv und ökologisch wertvoll sein wird. Als Ersatz für die standortfremden Pappeln werden neu einzelne wertvolle Eichen gepflanzt. Zwar sind die Pappeln gefällt, sie werden aber im Rahmen der Renaturierung weiter verwendet. Die Wurzelteller werden als Strukturelemente zahllosen Kleintieren Unterschlupf bieten. Mehrere Stammabschnitte erhalten als liegendes Totholz über viele Jahre einen grossen Mehrwert für jene Arten, deren Larven sich im verrottenden Holz entwickeln. Rein ökologisch gesehen, entfalten die Pappelstämme neu als Totholz einen grösseren Nutzen, als bisher.
Vielfalt statt Einerlei
Der Start der Renaturierung und Aufwertung erfolgt mit Bagger und Kettensäge; das mag befremdend sein. Diese auf den ersten Blick brutalen Massnahmen ermöglichen es, innert kurzer Zeit eine enorme ökologische Aufwertung zugunsten der Biodiversität zu realisieren. Wir sind überzeugt, dass das Resultat der heute vielleicht kritisch beurteilten Massnahmen in wenigen Jahren begeistern wird.
Das Moor ist trittempfindlich
Das Naturschutzgebiet Perler Unterallmend ist eines der letzten Flachmoore im Luzerner Mittelland und dient vielen gefährdeten Pflanzen und Tieren als Lebensraum. Gleichzeitig wird die Unterallmend von der Bevölkerung gerne für Freizeitaktivitäten besucht. Deshalb weisen die vom lawa im Frühling 2015 aufgestellten Info-Tafeln auf nötige Verhaltensweisen hin, um die trittempfindliche Flachmoorvegetation zu erhalten und die darin lebenden Tiere nicht zu stören. Die Besucherinnen und Besucher sind angehalten, das Naturschutzgebiet nur auf den befestigten Wegen zu betreten und Hunde an der Leine führen.
Zugestellt 2
Ständiger Wasserüberfluss prägt das Moor
Die Perler Unterallmend ist durch die kantonale Verordnung zum Schutz der Moore geschützt. Moore sind vom Wasser geprägte Lebensräume. Es herrscht fast ständig ein Wasserüberfluss. Der Untergrund ist undurchlässig, erschwert den Wasserabfluss und führt zu Sauerstoffmangel im Boden. Die Zersetzung der abgestorbenen Pflanzen ist gehemmt und es kommt zur Moorbildung. Das wertvolle Naturschutzgebiet Perler Unterallmend zeichnet sich durch einen besonders hoch liegenden Grundwasserspiegel aus. Eine besondere Bedeutung haben die Schwemmriede. Dabei handelt es sich um Pflanzenbestände, die vor allem aus Grossseggenarten bestehen und bei hohem Grundwasserstand geflutet werden. Sie bilden mit den angrenzenden, etwas höher liegenden und damit trockeneren Pfeifengraswiesen ein einzigartiges Mosaik. Am Rande des Flachmoors fliesst der Förndlibach, ein schönes Beispiel für ein Fliessgewässer, das vom Grundwasser gespeist wird – ein sogenannter «Giessen».