EBIKON – Was haben ein deutscher Insektenforscher, die Grossmutter von Jesus Christus und ein langjähriger Vizepräsident der ehemaligen Konservativen Partei Luzern gemeinsam? Sie alle haben eine Strasse in Ebikon, die ihren Namen trägt.
Ein Blick in das Strassenverzeichnis von Ebikon zeigt: Unter den 117 Strassen und Wegen befinden sich auch einige mit mehr oder weniger bekannten Namensgebern. Neben der Heiligen Anna und Ex-Schindler-CEO Alfred Schindler leihen auch Kaspar Kopp, Walter Linsenmaier und eine gewisse Klara ihre Namen den Fahr- und Fusswegen der Rontaler Gemeinde.
Falscher Schindler
Bei Alfred Schindler handelt es sich nicht um den Gründer der Schindler Aufzüge AG, und auch nicht um den gleichnamigen, im März 2017 abtretenden Verwaltungsratspräsident Alfred F. Schindler. Alfred Schindler war der Neffe von Firmen-Gründer Robert Schindler. Alfred Schindler kaufte das Unternehmen von seinem Onkel 17 Jahre nach der Gründung im Jahr 1901. Unter seiner Führung entwickelte sich die Firma von einem lokalen Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen zu einem weltweiten Dienstleister für Lifte und Treppen: Unter ihm wurden die ersten Aufzugsmotoren produziert und die erste Fahrtreppe installiert. Für diese Pionierleistung wurde eine Strasse, unweit des heutigen Firmensitzes an der Zugerstrasse, nach ihm benannt.
Matronin der Mütter
Während der Schindler-Turm über die Alfred-Schindler-Strasse blickt, wacht der Kirchturm der Pfarrei St. Maria im Ebikoner Stadtkern über die St. Annastrasse, eine rund 160 Meter lange Privatstrasse hinter der Ladengasse. Wie die Ebikoner St. Anna-Kapelle und die Klinik St. Anna in Luzern wurde sie nach dem 1909 gegründeten St. Anna-Verein benannt. Der Verein wurde von einem Pfarrhelfer und drei Schwestern gegründet, um die damalige Armut und Not in der Luzerner Bevölkerung zu lindern – in der Armenanstalt, aber auch in kinderreichen Familien, die bei Geburten in grosse Bedrängnis gerieten. Die Heilige Anna ist die Mutter von Maria und die Grossmutter von Jesus Christus. Sie ist die Schutzherrin der Verheirateten, der Mütter, der unfruchtbaren Frauen und der Schwangeren, der Witwen und der armen Menschen. Sie wurde angerufen von den Arbeiterinnen und Handwerkern, Goldschmieden, Näherinnen, Seilern und Webern, von Hausfrauen und Hausangestellten, der Feuerwehr und gegen Gewitter.
Kaspar Kopp und Klara
Zur selben Zeit wie der St. Anna-Verein war der Ebikoner Politiker Kaspar Kopp im Rontal tätig, dessen Strasse beim heutigen Asylheim Löwen beginnt und bis in den Luzerner Maihof führt. Kopps Karriere startete 1885 mit einer 20-jährigen Tätigkeit als Gerichtsschreiber beim damaligen Bezirksgericht Habsburg. 1905 war er als Laienrichter bis zu seinem Tod im Jahr 1936 Mitglied des Obergerichts. Er gehörte als Vertreter und Vizepräsident der Konservativen Partei Luzern über vierzig Jahre lang dem Luzerner Grossrat an.
Mitten in der Kaspar Koppstrasse befindet sich mit Baujahr 1930 die Villa Klara. «Diese Villa heisst so, da die Frau des Erbauers Klara hiess», wie die Gemeinde Ebikon auf Anfrage des rontalers mitteilte. «Zur besseren Auffindung des Hauses führte der damalige Gründer des Bauamtes und späterer Eigentümer des Hauses, Hans Greter, die inoffizielle Bezeichnung Klaraweg ein.»
Walter Linsenmaier
Auf der Höhe des Gymnasiums St. Klemens verläuft parallel zur Kaspar Koppstrasse der Walter Linsenmaierweg. Linsenmaier war ein renommierter Insektenforscher, Tierzeichner und –präparator, der 1917 in Stuttgart geboren wurde. Seine Familie siedelte jedoch bereits ein Jahr später in Ebikon. Dort richtete Linsenmaier zusammen mit seinem Vater im Jahr 1952 das Tierweltpanorama ein, ein zoologisches Museum, das präparierte Tiere in Darstellungen ihrer natürlichen Lebensräume zeigte. 2006 musste das Naturmuseum geschlossen werden, da der Familie von Walter Linsenmaier sechs Jahre nach seinem Tod das nötige Geld für eine Renovation fehlte.
Was vom Museum bleibt ist die auffällige Zeichnung an der Aussenwand des Museums, die jede Ebikonerin und jeder Ebikoner auf der Fahrt nach Luzern schon einmal gesehen hat: eine Haselmaus, die sich an einem Eichenzweig festhält und die Beschauer anäugt, gemeinsam mit einer Wespe, die auf einem lappigen Blatt neben ihr sitzt.
Sandro Bucher
