Vor einem chinesischen Jahrhundert?

Im Bild: Bruno Kunz, Leiter D4, mit Peter Achten und René Stettler. Bild zVg.

DIERIKON – Der Schweizer Asienkenner und -korrespondent Peter Achten hielt am 20. Januar einen öffentlichen Vortrag im D4 Business Village Luzern mit dem Titel «Vor einem chinesischen Jahrhundert?».

Vor grossem Publikum und moderiert von René Stettler, präsentierte Peter Achten, früherer Produzent und Moderator der Tagesschau beim Schweizer Fernsehen, im D4 Business Village Luzern persönliche Einsichten und Fakten zur politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Situation im Reich der Mitte. Das Land, über das in Europa heute viel berichtet werde, vertrete seine Interessen wie jeder andere Staat auf einer zunehmend «multipolaren» Weltbülme. Achten plädierte für weniger Eurozentrismus und eine pragmatischere Einschätzung von globalen Entwicklungen, die er – unter Bezugnahme auf die Chaostheorie – als wenig voraussagbar beschrieb.

Umweltprobleme werden wahrgenommen

Wie es China mit der neuen Führung unter Staats- und Parteichef Xi Jinping gelingt, das chinesische Wirtschaftswunder mit weniger Wachstum in die Zukunft hinüberzuretten, werde man sehen. Das Land bemühe sich um Strukturreformen auf allen Ebenen, in der Bildung und der Wirtschaft und fast allen gesellschaftlichen Domänen. Weil man erkannt habe, dass vieles unkoordiniert und unnachhaltig ablaufe. Die grossen Herausforderungen seien der Binnenmarkt, die Steigerung der Innovationsleistung und die Ressourcenbeschaffung. Doch das Land kämpfe heute auch mit immer grösseren Umweltproblemen. Die Wasserverschmutzung, so Achten, sei ein gravierendes Problem, das inzwischen von der politischen Elite ernst genommen werde.

Indien überholt China

Mit dem Blick auf China, das die USA zwar wirtschaftlich in den kommenden Jahren einholen werde, gerate Indien aus dem Fokus. Indien werde China bis 2030 in der Bevölkerungszahl überholen und in den nächsten 30 bis 40 Jahren auch wirtschaftlich. Dabei werde sich in 10 bis 20 Jahren der wirtschaftliche Konkurrenzkampf zwischen China und Indien verschärfen. In China schreite die Wirtschaftsentwicklung dank dem kommunistischen System schneller voran, während in Indien mit seinem demokratischen System alles mehr Zeit brauche.

Wohlstand nicht für alle

Bei all diesen Vergleichen gelte es daran zu erinnern, dass im Reich der Mitte der Wohlstand längst nicht alle Bevölkerungskreise gleichermassen erreicht habe. Mit den geschätzten 250 Millionen Wanderarbeitern zum Beispiel gäbe es in China unsichere soziale Dimensionen, die zum politischen Unruhefall werden könnten. Gemäss Achten wird China nicht die Weltmacht des 21. Jahrhunderts sein. Es werde eher eine multipolare Welt geben, mit den Mächten China, Indien und Europa, zusammen mit Russland. Die künftigen Rollen der USA und Lateinamerika sowie diejenige von Afrika seien sehr schwer einzuschätzen. Am Schluss signierte Peter Achten seine Bücher: «Kommentare und Zwischenrufe aus Asien», darunter sein letztes Buch «Weisser Lotus» aus dem Jahr 2012.

Im Bild: Bruno Kunz, Leiter D4, mit Peter Achten und René Stettler. Bild zVg.
Im Bild: Bruno Kunz, Leiter D4, mit Peter Achten und René Stettler. Bild zVg.