Am Ball für Strassenkinder

LUZERN – Wer jetzt in Luzern in der Ufschötti Fussball schaut, unterstützt damit Hilfsprojekte in der ganzen Welt.

«War das ein Goal?», fragt jemand am langen Holztisch hinter den Kulissen und schon springen zwei der Helfer auf, um einen kurzen Blick auf die beiden Grossleinwände zu werfen. Auch Martin Bucher, der Initiant des Public Viewings «Am Ball für Strassenkinder», entschuldigt sich für einige Minuten konzentrierten Schauens. Das passt, denn vordergründig geht es hier um Fussball. Dafür kommen die bis zu 700 Fans in die Luzerner Ufschötti, setzten sich in roten, gelben oder blauen Fussballshirts an die langen Holztische. Das Wetter ist gut, das Bier ist kalt, die Stimmung locker und hoffnungsvoll gespannt zugleich – man fiebert mit, im Zuschauerbereich wie auch hinter den Verpflegungsständen. Aber im Unterschied zu anderen öffentlichen Ausstrahlungen geht es hier nicht nur um das runde Leder, um Torchancen und Schiedsrichterentscheide. Denn wer hier zuschaut, in den Teller Pommes greift oder die Fajita beisst, unterstützt damit Hilfsprojekte für Kinder auf der ganzen Welt.

Es begann in Zug

Angefangen hat alles mit vereinzelten Konzerten in Zug, mit denen der Berufsschullehrer Martin Bucher Spenden sammelte, nachdem er 1999 bei einem Strassenkinderprojekt in Indien mitgearbeitet hatte. Als 2006 die Fussball-Weltmeisterschaft in Europa stattfand, kam ihm die Idee zum Public Viewing in Luzern – zu spät allerdings für eine Umsetzung in jenem Jahr. Also fasste er die EM 2008 ins Auge, die in der Schweiz und Österreich ausgetragen wurde, und gründete 2007, um rechtzeitig bereit zu sein, den Verein «Am Ball für Strassenkinder». Diesmal klappte es: Die Stadt stellte das Gelände zur Verfügung und Bucher spannte seine Pétanque-Clubkollegen als freiwillige Helfer ein. 40‘000 Franken kamen in der Ufschötti während der EM 2008 zusammen, 100‘000 Franken waren es bei der WM 2010 in Südafrika. Bucher, sein sechsköpfiges OK, der erweiterte Helferkreis und die zirka 100 freiwilligen Mithelfer hoffen auch dieses Jahr auf ein gutes Resultat.

Gleich selber Hand anlegen

Das hoffen auch die Organisatoren und Leiter der Hilfsprojekte, von denen einige gleich selbst in der Ufschötti Hand anlegen. Zum Beispiel Roger Glur, den seine Freunde «Rocco» nennen und der als Polizist oft für Ausschaffungen nach Westafrika gereist ist. Angesichts der Missstände, die er dort zu Gesicht bekam, begann er, bei seinen Reisen Kleider und andere Hilfsgüter mitzunehmen. Heute unterstützt sein Verein rocConakry – auch dank den Spenden aus dem Public Viewing in der Ufschötti – zwei Waisenhäuser in Conakry (Guinea) und Douala (Kamerun). Deshalb drückt er bei den Spielen neben der Schweiz den afrikanischen Teams die Daumen.

Geld geht an seriöse Projekte

Der persönliche Kontakt, das Wissen, dass man das Geld an seriöse Projekte weitergibt, das ist Martin Bucher und seinen Vereinskollegen von «Am Ball für Strassenkinder» wichtig. Besonders bei kleineren Projekten, die neben den grossen, zertifizierten Organisationen wie Caritas und Fastenopfer berücksichtigt werden. So haben denn Alba Prieto und Tobias Bisang, zwei Freunde und engagierte Mitstreiter in Buchers Sache, bei ihren Reisen in Südamerika einige der mitfinanzierten Projekte besucht und tatkräftig unterstützt. «Die Arbeit mit den HIV-positiven Kindern des Projekts Lacitos de Luz in Peru, zum Beispiel, war wirklich eindrücklich und bewegend», erzählt die Sozialpädagogin Alba und stellt in einer kurzen Arbeitspause Simone Dahli vor, die das Projekt gegründet hat und zurzeit ebenfalls in der Ufschötti an den Essens- und Getränkeständen steht.

Deshalb, wer hier dem Fussballfieber frönt und sich vom feinen Grillduft verführen lässt, kann sich – und WM-abstinente Freunde – damit trösten, dass es ja für einen guten Zweck geschieht.

Claudia Walder

Am Ball für Strassenkinder

Die Gelegenheit, den kleinen Final am Samstag und das grosse Finalspiel am kommenden Sonntag in bester Gesellschaft zu erleben! Public Viewing in der Ufschötti Luzern: Arena, die für 700 Gäste Platz bietet, zwei Grossleinwände, Öffnung jeweils eine Stunde vor Matchbeginn.  Vor Ort gibts eine Caipirinha-Bar, zwei Getränke-Bars, einen Wurst-Stand und kulinarische Leckerbissen vom Caterer «Tuck-Tuck». Der Reinerlös fliesst vollumfänglich an ausgewählte Strassenkinder-Projekte. Das OK und alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich. Einzeleintritt Fr. 5.–, Gönnerausweis Fr. 50.–. Infos: www.amballfuerstrassenkinder.ch