GÜNIKON/EBIKON – Der Ebikoner Walter Kaumann, kurz Walt, findet die Sujets seiner Bilder als sensibler Beobachter in seiner Umgebung und verfremdet sie in abstrakten Formen und leuchtenden Farben.
Der eine Teil seines Ateliers für Werkkunst in der ehemaligen Käserei in Günikon im Seetal ist voller klein- und grossformatiger Bilder. Sie hangen an den Wänden, stehen aneinandergereiht am Boden. Walt holt die beiden grossflächigen Bilder (160/105 cm), die auf der diesjährigen Kunstkarte der Heimatvereinigung Wiggertal abgebildet sind und erzählt: «Die ersten Pinselstriche machte mein sechsjähriger Enkel Lenny, der wie die anderen Enkelkinder in meiner Werkstatt mit Farben experimentieren und nach Belieben malen und werken darf.» Es fasziniert ihn, wie unbekümmert und ohne feste Bilder im Kopf die Kinder ihren Eindrücken und Gefühlen beim Zeichnen und Malen in reduzierten Formen Ausdruck geben können.
Auch er möchte sich nicht von fixen Vorstellungen leiten lassen. «Meine Bilder entstehen schnell, spontan, aus dem Bauch heraus und sind Ausdruck von dem, was ich innerlich erlebe.» In diesem Sinne schuf Nonno Walter Kaufmann aus den Pinselstrichen seines Enkels die Bilder mit schmalen, von schwarzer Farbe unterteilten Flächen in Farben, die seine Verbundenheit zur Natur und den Elementen ausdrücken. Entsprechend tragen sie die indianischen Namen Avani (Erde) und Atsila (Feuer). Seit seiner Frühpensionierung im Jahre 2005 sind Malen und Gestalten sowie die Enkelkinder die Hauptinhalte seines Lebens, wenn er nicht gerade mit dem Camper unterwegs ist und «Freiheit pur» erlebt.
Weg vom Arbeiter zum Künstler
Wie ein roter Faden zieht sich das künstlerische Schaffen durch das Leben von Walter Kaufmann (1944). Lange Zeit konnte er seiner Leidenschaft allerdings nur am Rande nachgehen. Nach dem frühen Tod des Vaters musste er die Schule in der 3. Sekundarklasse vorzeitig verlassen und wie sein älterer Bruder in der Wauwiler Glashütte arbeiten. Gemeinsam trugen die Söhne zum Unterhalt der Familie bei. «Die Mutter hatte keine Rente und machte Heimarbeit. So mauserten wir uns gemeinsam durch. Einem Lehrer verdanken wir es, dass unsere Familie mit den sechs Kindern überhaupt beieinander bleiben konnte.» Trotzdem war es ihm möglich, später eine SBB-Beamtenlehre zu machen «weil dort der Lehrlingslohn am höchsten war.» Der vierfache Vater bildete sich stets weiter, absolvierte das Technikum und war am Schluss für 450 Mitarbeitende verantwortlich.
Wie im Beruf bildete sich Walter Kaufmann auch in der Kunst bei namhaften Künstlern weiter. Er begann auch plastisch zu arbeiten, lernte das Steinmetzen in einem Kurs bei einem Steinbildhauer, die Metallbearbeitung an einem Wintersemesterkurs an der Kunsthochschule Luzern und 2011 an der Europäischen Kunstakademie in Trier, Deutschland.
Kreatives Schaffen als Ausgleich
Obwohl ihn Ausbildung, Berufs- und Familienarbeit stark beanspruchten, fand Walt stets Zeit zum Zeichnen, Malen und Gestalten. Es entsprach seinem inneren Bedürfnis, war Antrieb, schwierige Lebenssituationen durchzustehen. Im künstlerischen Schaffen fand er Halt, Ruhe und Erholung, es war für ihn ein lebenswichtiger Ausgleich zu seiner technokratischen Arbeit. Schon als er 16 war, wurde seine erste Karrikatur im «Nebelspalter» veröffentlicht. Er entwickelte Logos, zeichnete Karrikaturen von Chefs und Kollegen und begann, Menschen als Clowns zu zeichnen. «Ob Kind oder Erwachsener, jeder Mensch erlebt lustige und traurige Momente und ist in seiner Art ein Clown», lacht er. Lange Zeit waren die Clowns sein Markenzeichen. Doch entwickelte er seine Malerei stets weiter.
Als sensibler Beobachter im Alltag macht er bei den verschiedensten Gelegenheiten Skizzen von Menschen in all ihren Emotionen und Fazetten, die er dann in seinen Bildern abstrakt verfremdet und teilweise schräg darstellt. Als Beispiel zeigt er ein surrealistisch anmutendes Bilde mit prallen Formen und satten Farben, entstanden aus der Skizze von einem stampfenden Enkelkind.
Durch die eigenwilligen, und doch harmonisch aufeinander abgestimmten Farbkontraste und das Zusammenspiel von gegenständlicher und abstrakter Gestaltung fand Walt zu seiner eigenen Bildsprache. Seine Bilder sind durchwegs von lebensfrohen starken Farben geprägt. «Dies entspricht meinem Naturell und soll die Menschen aufstellen. Ich freue mich, wenn etwas entsteht, das auch anderen gefällt.» Die Nachfrage nach seinen Bildern zeigt, dass diese bei den Leuten gut ankommen. Durch Zufall kam es 1991 zu einer ersten Ausstellung in Bern. Es folgten Ausstellungen in Zürich, Luzern, Zug, Genf, New York, Shangai, Beijing, Berlin, Hamburg, Luxemburg, Miami, seiner Wohngemeinde Ebikon usw..
Eine seiner Plastiken steht auf dem Kreisel in Buchrain. Walter Kaufmann freut sich auf die bevorstehenden Ausstellungen in der Galerie Katapult in Basel, im Medienzentrum des Bundeshauses in Bern und im August im Gasthaus St. Wendelin in seiner Heimatgemeinde Wauwil.
Text und Fotos: Monika Fischer
Einsatz für kulturelle Werte
mf. Mit der jährlich stattfindenden Kartenaktion «Häb Sorg zur Heimet» gibt die Heimatvereinigung Wiggertal zum einen Einblick in das Schaffen einheimischer Künstlerinnen und Künstler ausserhalb von Ausstellungen. Zum andern bildet sie eine der wichtigsten Einnahmequelle für das breite Wirken der Heimatvereinigung. Diese setzt sich in vielfältiger Weise für die kulturellen Werte des Wiggertales und des Luzerner Hinterlandes ein. Mit verschiedenen Aktionen und Projekten und der jährlichen Herausgabe der «Heimatkunde Wiggertal» möchte sie Vergangenes ins Bewusstsein zurückrufen, Heimat ideell erhalten und sichtbar machen. Eine Karte kostet inklusive Kuvert und Schutzhülle 3 Franken. Die Karten können direkt bei der folgenden Adresse bestellt werden: Josef Stöckli, Höhe 17, 6153 Ufhusen, 041 988 11 39, schosef.stoeckli@bluewin.ch
