Inwil bekam ersten Einblick in Geothermie-Kraftwerk

In diesem Gebiet bei der Autobahnraststätte St. Katharina will die CKW ein Geothermie-Kraftwerk bauen. Bild zVg.

Die CKW beabsichtigt, auf dem Inwiler Gemeindegebiet an der Reuss ein Geothermie-Kraftwerk zu bauen. Am Montagabend dieser Woche informierte das Unternehmen die Bevölkerung in Inwil über ihr Vorhaben.

Der Möösli-Saal in Inwil war am 23. Oktober bis auf den letzten Platz gefüllt. Wer spät eintraf, musste sich mit einem Stehplatz begnügen. Dies zeigt, dass das Projekt der CKW auf sehr grosses Interesse stösst, was auch die vielen Fragen im Anschluss an die Präsentation bestätigten. Etliche Antworten konnte die CKW noch nicht liefern, da das Projekt sich erst in einer frühen Phase befindet. Sowohl der Inwiler Gemeindepräsident Dominik Ulrich wie auch CKW-CEO Martin Schwab betonten jedoch, dass sie möglichst frühzeitig und transparent informieren wollen – auch in den Nachbargemeinden – und: «Das Projekt kommt nur zustande, wenn die Bevölkerung zustimmt.»

Zuverlässige und sichere Bandenergie

Wie sehen nun die genauen Pläne der CKW aus? Mit dem Abschalten der Kernkraftwerke entsteht in der Schweiz bis 2050 eine Versorgungslücke. Es werden rund 50 Terrawattstunden fehlen. Man habe zu lange mit der Vorstellung gelebt, dass der Strom einfach aus der Steckdose komme, führte Martin Schwab aus. Deshalb handelt die CKW und möchte die drohende Lücke mit möglichst viel erneuerbaren Energien füllen. Die Energieversorgerin setzt dabei auf verschiedene Technologien. Nebst Wind- oder Solarkraft befasst sie sich auch schon seit mehr als zehn Jahren mit der Geothermie. Im konkreten Fall soll 140 Grad heisses Wasser aus einer Bohrtiefe von rund 4‘100 Metern für die Strom- und Wärmeproduktion genutzt werden. Diese Art der Energiegewinnung hat viele Vorteile: sie ist umweltfreundlich, CO2-neutral, die Wertschöpfung findet in der Schweiz statt und sie ist unabhängig von Rohstoffen. Entgegen der Wind- oder Solarenergie handelt es sich bei der Geothermie um eine Bandenergie, deren Produktion auch im Winter, bei Dunkelheit und Windstille sicher und zuverlässig läuft.

Standort mit vielen Vorteilen

Nach der Evaluation verschiedener Standorte erwies sich das zu Inwil gehörende Gebiet bei der Autobahnraststätte St. Katharina aus unterschiedlichen Gründen als ideal, zum Beispiel dank der geeigneten Muschelkalkschicht in ausreichender Tiefe. Anders als in Basel und St. Gallen, wo die Bohrungen Erdbeben ausgelöst hatten, seien in Inwil keine Bruch- oder Störzonen bekannt, erklärte Jost Bucher, der bei CKW Projektleiter Neue Energien ist; auch sei das Grundwasser nicht gefährdet. Zudem stelle die Renergia einen regionalen Wärmeknotenpunkt dar, von dem aus fünf Fernwärmenetzt ausgehen. Das Vorhaben befindet sich zudem nicht in dicht besiedeltem Gebiet und soll dereinst einen eigenen Werkanschluss an der Autobahn bekommen, womit während der Bauphase keine Fahrten durch die Dörfer nötig sind. Ist die Anlage gebaut, verursacht sie keinen Verkehr, höchstens ein paar wenige Fahrten durch die Mitarbeitenden. Synergien ergeben sich zudem mit einer Aushubdeponie für die Autobahnumfahrung Bypass, die der Kanton unmittelbar neben dem Kraftwerk plant. Dominik Ulrich orientierte in seiner Begrüssung darüber und kündigte im Laufe der kommenden Monate eine separate Info-Veranstaltung an. Mit dem geplanten Kraftwerk kann Strom für ca. 4‘000 und Wärme für ca. 6‘500 Haushalte produziert werden.

Aufstrebende Technologie

Aktuell laufen beim Kanton die Vorabklärungen für den Bewilligungs- und Konzessionierungsprozess. Im kommenden Jahr sind die Projektierung und das Bewilligungsverfahren vorgesehen. Wie lange die Behörden für letzters brauchen, ist gemäss CKW unklar, da es sich um Neuland handelt. Vieles hängt jedoch davon ab. Geht alles nach Plan, findet 2026 die erste Bohrung statt, gefolgt von Tests und Auswertungen, und schliesslich die Inbetriebnahme im Jahr 2029/2030. Die Kosten für das Projekt liegen bei rund 70 Millionen Franken. Die Realisierung erfolgt Schritt für Schritt. Die Abstimmung in Inwil findet statt, wenn die Planungsphase abgeschlossen ist. Dies dürfte Ende 2024, Anfang 2025 der Fall sein.

Viele Fragen und noch nicht alle Antworten

Im Anschluss an die Präsentation hatten die Anwesenden das Wort. Sie konnten Fragen stellen, was rege genutzt wurde. Dabei kamen mehrfach die Sicherheit bezüglich des Untergrunds und die geologischen Gefahren der Technologie zur Sprache. Jost Bucher wies darauf hin, dass man seit Basel und St. Gallen viel gelernt habe und inzwischen neue Technologien entwickelt wurden. Überwachung und Frühwarnung sind perfektioniert worden. Auch schaut man über die Grenzen und profitiert von den Erfahrungen anderer Länder. Zum Beispiel seien Deutschland und Frankreich schon sehr weit mit Geothermie. Auf die Frage, wie es versicherungstechnisch nach der Fertigstellung aussehe, beschwichtigte der CKW-CEO und sagte, dass die Deckung auch nachher bestehe: «Es wird alles geregelt, bevor der erste Bohrturm steht.» Jemand aus dem Publikum wollte wissen, in welcher Form denn die Gemeinde Inwil profitiere. Zwar habe man dort noch kein Steuerdomizil, führte Martin Schwab aus, werde dies jedoch ändern. Darüber hinaus könne sich die Gemeinde am Projekt beteiligen und so profitieren. Es zeigte sich, dass die CKW-Vertreter zwar noch nicht auf alle Fragen eine Antwort hatten. Sie versprachen jedoch, dass alles vorliegt, wenn das Volk entscheidet. CKW nimmt auch nach dem Infoanlass über ihre Website Fragen aus der Bevölkerung entgegen und gibt aktuelle Auskünfte: www.ckw.ch/geothermie.

Sonja Hablützel

Infografik zur Tiefenerdwärmenutzung im Raum Inwil mit Bohr-Doublette in die Muschelkalkschicht in rund 4’100 Metern Bohrtiefe. Bild zVg.