«Die Wassermassen waren unglaublich»

RONTAL – Die heftigen Gewitter am Sonntagabend sorgten im ganzen Kanton Luzern für grosse Verwüstungen und Überschwemmungen. Neben der Stadt Luzern war auch das Rontal besonders stark von den schweren Regenfällen betroffen.

Um 20.30 Uhr erreichten die ersten Regenfälle das Rontal und sorgten für mehrere überflutete Strassen, Keller und Tiefgaragen in Adligenswil, Udligenswil, Dierikon und Ebikon. Mehr als zwanzig Feuerwehren waren neben der Luzerner Polizei mit allen Hilfskräften im Einsatz: «Wir waren die ganze Nacht unterwegs und hatten fast 60 Einsätze», sagt der 19-jährige Adrian Schryber aus Adligenswil, «es war unglaublich, wie viel Wasser da kam. Der ganze Fuhrpark war mit sämtlichen Pumpen unterwegs, um gegen die Wassermassen anzukämpfen.»

 

Neben Tiefgaragen und Kellergeschossen von Privatpersonen wurde auch der Mehrzwecksaal Zentrum Teufmatt in Adligenswil überschwemmt: «Die Feuerwehr Meggen musste uns zusätzliches Material zur Verfügung stellen, damit wir gegen die Überschwemmungen ankommen konnten», schildert Schryber. Auch in Udligenswil hatte die Feuerwehr alle Hände voll zu tun, mehrere Keller, Garagen und Einstellhallen standen unter Wasser.

Gesperrte Strassen und Naturschäden

Im ganzen Kanton Luzern wurden weite Acker- und Feldstücke durch den starken Niederschlag auf die Strassen geschwemmt. Die Kantonsstrasse zwischen Udligenswil und Küssnacht war in beide Richtungen gesperrt. Auch andere Strassen waren wegen Sturmschäden nur beschränkt befahrbar. «Noch immer stehen Angehörige unserer Feuerwehr im Einsatz oder sind dabei, das Material zu retablieren», schreibt die Feuerwehr der Stadt Luzern am Montag.

Tiefe Bestürzung in Dierikon

Eine 32-jährige Mutter und ihre 5-jährige Tochter kamen in Dierikon ums Leben, als sie im Untergeschoss ihres Wohnhauses von der Wassermasse überrascht wurden. Die Feuerwehr konnte nach dem Auspumpen des Kellers nur noch den Tod der beiden feststellen. «Der Bach am Haus lief bereits kurz nach 21 Uhr über», schildert die 23-jährige Céline Steiner aus Dierikon, «der Gehweg war innert kürzester Zeit völlig überschwemmt, das Auto meines Freundes stand bis zur Hälfte im Wasser.» Viele Dierikonerinnen und Dierikoner hielten sich während des starken Unwetters draussen auf, sagt Steiner weiter: «Manche fotografierten und filmten das Ereignis, während andere in die Tiefgarage und den Garten eilten, um nach dem Rechten zu sehen. Die Stimmung war angespannt.»

Erst am nächsten Morgen wurde das ganze Ausmass der Schäden sichtbar: «Überall war Abfall und Dreck auf den zerstörten Strassen. Menschen räumten auf und versuchten zu reparieren, was noch zu reparieren war. Wir alle waren sehr betroffen, als wir erfuhren, dass eine Frau und ihr Kind in der Nacht ums Leben kamen.» Die Aufräumarbeiten im Kanton Luzern und im Rontal dauern weiter an.

Götzentalstrasse bleibt gesperrt

Die Götzentalstrasse zwischen zwischen Dierikon und Udligenswil ist wegen den Unwetterschäden gesperrt. Infolge starker Niederschläge sind bei den Böschungen Instabilitäten und Rutschungen entstanden. Da die Sanierung der Schadenstellen aufwendig ist, wird die Strasse bis am Freitag Abend, 12. Juni, für den Durchgangsverkehr gesperrt bleiben. Die Umleitungen über Rotkreuz – Udligenswil und Ebikon – Adligenswil – Udligenswil sind signalisiert. Dies teilt die kantonale Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (vif) mit.

 

Die Ludothek Adligenswil muss wegen des Wassereinbruchs vom Sonntagabend ab sofort geschlossen bleiben. Die Wiedereröffnung ist frühestens nach den Sommerferien. Weitere Informationen folgen auf der Website www.ludo-adligenswil.ch, meldet Bernadette Trefny von der Ludothek Adligenswil.

 

Rontaler helfen Rontalern

Die Aufräumarbeiten in der Gemeinde Dierikon sind in vollem Gange. Dank der Unterstützung des Zivilschutzes, der Feuerwehr, der Polizei und vielen Helfern. Eine Infoveranstaltung für alle direktbetroffenen Anwohner findet demnächst statt, teilt der Gemeinderat Dierikon mit. Bei solchen Schadenereignissen reagieren die Versicherungen in der Regel schnell, es entstehen aber immer auch Schäden, die nicht durch die Versicherung abgedeckt sind. Dafür hat der Gemeinderat Dierikon ein Spendenkonto bei PostFinance eingerichtet. Die Konto-Details lauten: IBAN: CH87 0900 0000 6178 1379 3, Konto PostFinance: 61-781379-3, Stichwort: Unwetter Dierikon. Rontalerinnen und Rontaler zeigen sich solidarisch – für jeden gespendeten Franken schon jetzt ein herzliches Dankeschön!