«Es braucht Offenheit für Neues»

Peter Suter von der CKW setzt sich mit viel Herzblut für die erneuerbaren Energien ein.

Ende Mai dieses Jahres hatte die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) bekanntgegeben, dass sie in Inwil das grösste Solarkraftwerk der Schweiz plant. Vergangene Woche berichtete die «Neue Luzerner Zeitung», dass das Projekt zu scheitern droht. Der «Rontaler» wollte von Peter Suter, Leiter Neue Energien, wissen, wie es weitergeht.

Herr Suter, was sagen Sie zu den Einwänden gegen Solaranlagen auf Landwirtschaftsflächen?
Bei der Diskussion über Dach- und Freiflächensolaranlagen geht leider oft vergessen, dass es kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch ist. Anlagen auf Dächern werden zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 zahlreich kommen. Und wir unterstützen diese. Aber um uns auf die verstärkte dezentrale Stromversorgung vorzubereiten, brauchen wir eine Testanlage, mit der wir die Einflüsse der Solarenergie auf unser Netz erforschen können.

Verschwendet und zerstören Sie nicht unnötig Landschaft?
Nein. Im Kanton läuft aktuell eine angeregte Debatte über die sogenannten Fruchtfolgeflächen. Diese werden aber mit der Solaranlage nicht zerstört. Im Notfall haben wir die Anlage – ohne Schäden für die Natur – innert eines Monats zurückgebaut und das Land kann wieder für die Nahrungsmittelversorgung genutzt werden.

Wie geht es weiter, wenn Ihr Projekt in Inwil kein Grünes Licht bekommt?
Wir haben keinen Plan B. Mit viel Herzblut für die erneuerbaren Energien versuchen wir, die Gesellschaft und die Politik davon zu überzeugen, dass es gute, übergeordnete Gründe und ein öffentliches Interesse an dem Bau gibt. Ich wünsche mir, dass man mehr vom halb vollen statt vom halb leeren Glas spricht. Wir alle haben eine anspruchsvolle Energiewende vor uns. Da braucht es Offenheit für Neues.

Haben Sie alternative Standorte, wo etwas Vergleichbares möglich ist?
Wir haben bei den Vorbereitungsarbeiten verschiedene Standorte geprüft und den auf der Schweissmatt als bestgeeignet auserkoren. Er ist kaum einsehbar von rundherum, er liegt nah am bestehenden Netz, und das Land gehört CKW bereits. Das sind Kriterien, die es uns erlauben, Sonnenenergie zu einem ansprechenden Preis zu produzieren. Diese Testanlage auf mehreren fremden Grossdächern aufzustellen, würde für die Betriebe ungemütlich. Sie sind auf eine sichere Stromversorgung angewiesen. Da kann man die Anlage nicht zu Forschungszwecken einfach mal abschalten. Mit dem geplanten Anschluss ans Mittelspannungsnetz hätten wir diese Flexibilität.

Der Energieumbau in der Schweiz rückt erneuerbare Ressourcen stärker ins Zentrum. Was macht die CKW generell in diesem Bereich?
In der Tat. Deshalb haben wir in unserer neuen Strategie auch festgelegt, bis 2050 allein 2,4 Milliarden Franken in die erneuerbaren Energien zu investieren. Priorität hat das Inland, doch das Potenzial der erneuerbaren Energien bei uns ist begrenzt. Im Kanton Luzern arbeiten wir derzeit mit Hochdruck an sechs Projekten: drei Wasserkraftwerke, zwei Windenergieprojekte sowie das Solarkraftwerk in Inwil. Hinzu kommen kleinere Dachanlagen.

Wie stark ist Solarenergie zurzeit in Ihrem Unternehmen gewichtet?
Bis 2050 sollen 18% der Investitionen – also über eine halbe Milliarde – in den Solarbereich fliessen. Für die nahe Zukunft setzen wir auf die Sowohl-als-auch-Strategie: Freiflächenanlage Schweissmatt plus unzählige Dachanlagen. Die ersten Dachanlagen haben wir soeben auf Emmer Schuldächern gebaut.

Gibt es andere alternative Energiequellen, die für Sie aktuell sind oder die man besser nutzen könnte?
Wie gesagt, wir setzen neben der Solarenergie auf die drei Wasserkraft- und zwei Windenergieprojekte. Für die Geothermie ist es noch zu früh, hier steht der technische Durchbruch noch aus. Bei der Biomasse sehe ich noch ungenütztes Potenzial, speziell bei der Nutzung von Holz für die Strom- und Wärmeproduktion. Doch gilt für alle alternativen Energieformen: es braucht Kompromisse und Offenheit von allen Seiten.

Fragen: Sonja Hablützel

Peter Suter von der CKW setzt sich mit viel Herzblut für die erneuerbaren Energien ein.
Bild zvg