EBIKON – Interview mit Alex Fischer, Co-Präsident «ebikon lebt» zur Planungsidee «Überdachung Kantonsstrasse»
Anfang Februar hat das Initiativkomitee «ebikon lebt» die Gemeindeinitiative «Attraktive Zentrumsgestaltung mit Überdachung der Kantonsstrasse» der Öffentlichkeit vorgestellt.
Inzwischen sind die benötigten Stimmen bereits beisammen, doch die Unterschriftensammlung geht noch bis Ende März weiter. Wir haben den Co-Präsidenten des Initiativkomitees, Alex Fischer, über die Beweggründe der Initianten befragt.
Herr Fischer, was genau fordert die Gemeinde-Initiative «Attraktive Zentrumsgestaltung mit Überdachung der Kantonsstrasse», die «ebikon lebt» kürzlich lanciert hat?
Es ist – bei Zustandekommen und Annahme der Initiative – der klare Auftrag an den Gemeinderat Ebikon, in Hinblick auf eine attraktive Zentrumsgestaltung das Projekt für eine Überdachung der Kantonsstrasse aktiv anzugehen. Er soll die Grundlagen für die technische Machbarkeit, eine Kostenschätzung mit Finanzierungskonzept sowie eine Mehrwertberechnung für die betroffenen Grundstücke erarbeiten.
Die Stimmberechtigten der Gemeinde Ebikon werden also zuerst einmal darüber abstimmen, ob der Gemeinderat diese Vorabklärungen überhaupt vornehmen soll oder nicht. Von welchem Zeitfahrplan gehen Sie aus, bis das Projekt allenfalls realisiert werden kann?
Wir von «ebikon lebt» gehen davon aus, dass der Gemeinderat die Vorlage im Herbst, spätestens aber innert Jahresfrist an die Urne bringen wird. Danach werden, eine Annahme vorausgesetzt, die geforderten Unterlagen erstellt. Ob der Gemeinderat – in Absprache mit dem Kanton – das Projekt letztlich dann realisieren will oder nicht, hängt nicht zuletzt von den gewonnenen Erkenntnissen ab. Schlussendlich ist es in dieser Phase dann ein politischer Entscheid.
Wann denken Sie, kann gegebenenfalls mit dem Bau begonnen werden?
Optimistisch geschätzt könnte das in etwa fünf Jahren der Fall sein, es kann aber auch einige Jahre länger dauern, bis alle Pläne und Verträge unter Dach und Fach sind. Für uns spielt das jedoch keine allzugrosse Rolle – wichtig ist nicht wann, sondern dass das Projekt realisiert wird! Es ist ein Zukunftsprojekt, von dem ganz Ebikon profitieren wird. Der Bau selber wird in relativ kurzer Zeit zu bewältigen sein.
Wie kommen Sie zu dieser Annahme?
Rein bautechnisch ist die Überdachung keine allzu grosse Herausforderung, sie kann im Tagbau erstellt werden und es braucht keine oder nur wenig Tiefbauarbeiten. Vergleichbare Projekte wurden bereits an mehreren Orten in der Schweiz ausgeführt, da hat man also Erfahrung.
Und wie steht es mit den Kosten – in Anbetracht klammer Kassen bei Gemeinde und Kanton?
Eigentlich müsste man mit den Bauarbeiten gleich morgen beginnen, denn jetzt ist für Infrastrukturprojekte sehr viel Geld auf dem Markt – und das ist praktisch zum Nulltarif zu haben. Wir gehen davon aus, dass sich das in naher Zukunft nicht wesentlich ändern wird. Zudem wird die Überdachung durch die zusätzlich nutzbare Fläche der Gemeinde auch wieder Geld einbringen. Wir haben Kostenvergleiche mit ähnlichen Projekten gemacht und kommen auf budgetierte Gesamtkosten von rund 20 Mio. Franken, die (von privaten Investoren) zu erstellenden Hochbauten davon ausgenommen. In Anbetracht des grossen Nutzens für die Gemeinde eine sehr lohnende Investition!
Worin läge denn der Nutzen für die Gemeinde Ebikon?
Zuerst einmal: Ebikon bekäme mit der Überdachung das, was sich viele schon lange wünschen, nämlich ein echtes Dorfzentrum, das nicht mehr von der Kantonsstrasse in zwei Teile getrennt ist. In der Kernzone mit Kirche, Pfarreiheim, Ladenzentrum und Schule/Mehrzweckhalle – evtl. in Zukunft auch mit einem Gemeindesaal/Begenungsraum – könnte eine für Ebikon ganz neue Symbiose von Leben, Arbeiten, Wohnen und Freizeit entstehen. Zudem hätte die Überdachung den Vorteil, dass für den motorisierten Verkehr vier, statt der im Masterplan vorgesehenen zwei Spuren zur Verfügung stehen würden.
Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass die angestrebte «Entwicklung nach innen» Ebikon die erhofften Impulse verleihen wird?
Die Schweizerische Vereinigung für Landesplanung hat 10 Aspekte identifiziert, die erfüllt sein müssen, damit die Chancen für eine qualitativ hochstehende Siedlungsentwicklung intakt bleiben. Das von uns vorgestellte, vom Ebikoner Architekten Roland Huwiler entwickelte Projekt erfüllt alle 10 der im Arbeitspapier aufgeführten Anforderungen (siehe Kasten).
Die Anzahl benötigter Stimmen für die Gemeinde-Initiative haben Sie bereits beisammen. Weshalb sammeln Sie noch bis Ende März weitere Stimmen?
Ja, die Initiative steht. Aber wir möchten mit möglichst vielen abgegebenen Stimmen den Gemeinde- und Kantonsbehörden deutlich aufzeigen, dass sehr viele Ebikonerinnen und Ebikoner sich (endlich) ein gute Lösung für ihr Dorfzentrum wünschen und dass sie die Idee einer Überdachung der Kantonsstrasse als dafür geeignet ansehen.
Wer noch unterschreiben will, kann das wo tun?
Wir sind an jedem Wochenende in der Ladengasse präsent. Da kann man sich informieren lassen und die Initiative unterschreiben. Zudem haben wir in einigen Ebikoner Quartieren Kästen aufgestellt, in die man die Initiativbögen einwerfen kann. Und dann gibts auch noch die Website www.ebikon-lebt.ch, von der das Unterschriftenformular heruntergeladen werden kann.
Herr Fischer, herzlichen Dank für das Gespräch!
Interview Guido Gallati
Initiativkomitee «ebikon lebt»
Co-Präsidium:
Fischer Alex, Geschäftsleiter UD Medien AG, Luzern, Mitglied Bildungskommission, Vorstand äbike helft
Walker Joachim, Kadermitglied Schindler Holding AG
Märchy Urs, Vorstand Kulturgesellschaft, Mitglied Gewerbe Rontal
Projektidee:
Roland Huwiler, Architekt
Mitglieder Initiativkomitee:
Bründler Karin, Beraterin öffentliche Verwaltungen (öV) / Non-Profit-Organisationen (NPO)
Bucher Thomas, Mitinhaber Bättig und Bucher AG, Ebikon
Burri Josef, alt Gemeindepräsident Ebikon, VR-Präsident, Kirchmatt Ebikon AG
Knapp Beat, Mitinhaber Druckerei Ebikon AG, Vizepräsident Gewerbe Rontal
Küttel René, Mitglied Planungs-, Umwelt- & Energiekommission (PUEK)
Lagger Ramona, Inhaberin Büro für Kommunikation «la boutique»
Lustenberger Herbert, Alt Gemeindeammann Ebikon
Mattmann Franz, Dr. iur., Rechtsanwalt, ehemaliger Kantonsrat
Rast Jeannette, Personalberaterin
Som Othmar, Partner der Reichmuth & Co. Privatbankiers, Luzern, Präsident CVP Ebikon
Straub Christian, Mitinhaber Fuchs & Straub AG, Ebikon, Präsident Planungs-, Umwelt- & Energiekommission (PUEK)
Ugolini Philippe, Vorstandsmitglied FDP Ebikon, Wirtschaftsstudent Uni Zürich, Dirigent
Zimmermann Thomas, Selbstständiger Fotograf
Die 10 Aspekte der Vereinigung Landesplanung
Die Vereinigung für Landesplanung VLP-ASPAN hat im Magazin für Raumentwicklung (4/2017) zehn Aspekte als Arbeitshilfe identifiziert, sind sie vorhanden, stehen die Chancen für eine hohe Siedlungsqualität gut. «ebikon lebt» sieht ihr «Leuchtturm-Projekt» sehr positiv im Vergleich mit diesen zehn Anforderungen.
1. Erkennbares, belebtes Orts-Zentrum, das als Treffpunkt, als Begegnungsort dient
Die bestehende Arkade entlang der Zentralstrasse erhält einen gegenüberliegenden Bogengang. Dies verspricht eine fussgängerfreundliche, städtebauliche Lösung. Die Begegnungszone lehnt sich an die Dorfstrasse an. Der unterirdisch geführte Mühlebach kann partiell freigelegt werden
2. Identität und Geschichte spürbar
Das Zentrum von Ebikon ist organisch und historisch entlang der Kantonsstrasse zwischen den Abzweigern Adligenswil und Buchrain entstanden. In neuerer Zeit haben sich die Ladengasse und die Wydenhofüberbauung eingefügt. Das Projekt «Ebikon lebt» ermöglicht eine abgeschlossene Zentrumsentwicklung und das Wachstum am organisch gewachsenen Ort. Zudem entsteht am richtigen Ort die bis dato fehlende Symbiose, die ein Dorf ausmacht.
3. Aussen-, Frei- und Grünräume, z.B. öffentliche Plätze und Pärke
Ungenutzte, unbrauchbare steile Hanglagen mitten im Zentrum von Ebikon werden zu attraktiven Freiräumen umgestaltet.
4. Verkehrsberuhigte Räume, z.B. Tempo 30 oder Begegnungszonen
Das ganze Gebiet wird vom Strassenlärm befreit und wird wie schon die Dorfstrasse zur Begegnungszone mit Tempo 20.
5. Nahversorgung möglich, z.B. Lebensmittel, Apotheke, soziokulturelle Angebote
Dies ist in den umliegenden Liegenschaften bereits alles vorhanden und kann sinnvoll ergänzt werden.
6. Baukultur und Ästhetik erlebbar
Wie bei Punkt 2 beschrieben ist die Identität und Geschichte spürbar.
7. Bevölkerungsmix, z.B. Alt und Jung, In- und Ausländer
Familienwohnungen sind bereits vorhanden. In den Neubauten sind altersgerechte Kleinwohnungen und entlang der Dorfstrasse Familienwohnungen denkbar.
8. Nutzungsmix, d.h. nahe Räume für Wohnen, Arbeit, Einkaufen, Freizeit
Zu 100% erfüllt. Ladengass (einkaufen), Pfarreiheim (Freizeit), Wydenhof und Kantonalbank (wohnen und arbeiten) sind in nächster Nähe, zudem können auch die neu geschaffenen Gebäude mit diesem Nutzungsmix ergänzt werden.
9. Immissionsarme Räume, d.h. wenig Lärm, wenig Abgase
Nur eine Überdachung der Strasse ermöglicht diese qualitativen Begegnungs- und Wohnräume ohne Lärm und Abgase, davon profitieren auch die Bewohner der Kantonalbank- und Wydenhof-Überbauung. Im Gegensatz zum Vorschlag des Masterplans, sitzt man hier auf einer Bank am Mühlebach und nicht an einer stark befahrenen Hauptstrasse!
10. Attraktive Fuss- und Velowege
Veloweg führt in Fahrtrichtung Zürich über die Begegnungszone (Tempo 20), Fahrtrichtung Luzern über die Dorfstrasse oder südöstlich der Kirchenmauer bis zum Kirchenplatz/ Dorfstrasse. Durch öffentlich zugängliche Lifte können auch behinderte und ältere Personen von der neuen Bewegungszone direkt in die Dorfstrasse gelangen. Dies ist heute nur über den Umweg via Sonnenplatz möglich.