Fast 28 Jahre hat er im Inwiler Schulhaus gewirkt. Am 9. Februar hat Karl Rust seinen letzten Arbeitstag und tritt «gesund, fit und glücklich» seinen Ruhestand an. Sicher ein emotionaler Moment für ihn, der seine Aufgabe mit viel Herzblut erfüllt hat.
«Ich habe eine tolle Zeit gehabt», bilanziert Karl Rust – oder Kari, wie er sich vorstellt und wie ihn alle nennen – über seine Zeit als Schulhausabwart in Inwil. «Ich habe viel gegeben, aber auch viel bekommen.» Zu seinem Job kam der gelernte Schreiner nach einigen Jahren in seinem Metier, weil das eigentliche Schreinerhandwerk immer mehr durch Maschinen ersetzt wurde. Deshalb schaute er sich mit 37 Jahren nach einer neuen Herausforderung um. Ein Kollege aus der Männerriege Inwil machte ihn auf die ausgeschriebene Stelle als Schulhausabwart aufmerksam. Er bewarb sich – mit Erfolg: «Ich kam mit vier anderen Bewerbern in die engere Auswahl und bekam den Zuschlag.» Geholfen habe ihm vermutlich, dass er in der Gemeinde, in der er seit Geburt mit kurzem Unterbruch bis heute lebt, gut vernetzt ist: Turnverein, Fussballjunioren-Trainer, Lektor in der Kirche, Fasnacht, Kochclub etc.
Stete Entwicklung
Die neue Aufgabe hat Kari Rust mit viel Elan angetreten und hat sich mit Leib und Seele für ‚sein‘ Schulhaus eingesetzt. Auch am Abend oder an Wochenenden schaute er jeweils, dass alles in Ordnung war. Am Anfang musste er sich selbst organisieren, weil keine Vorgaben vorhanden waren. Mit der Zeit erarbeitete er ein Pflichtenheft, an das er sich hielt. Zwei Jahre habe es gedauert, erinnert er sich, bis alles so war, wie er es wollte. Der leidenschaftliche Hauswart kümmerte sich um alles, strich ausserhalb seiner eigentlichen Pflichten auch mal eine Wand oder schliff einen Parkettboden ab. Es gibt im Haus keinen Raum, der nicht seine Handschrift trägt. Dass er immer freie Hand gehabt hat, kam seinem umtriebigen Wesen sehr entgegen. Und so ganz nebenbei bildete er sich weiter und machte mit 53 Jahren noch das Diplom aus Hauswart. Sein Engagement endete aber nicht mit dem eidgenössischen Fachausweis. Typisch Kari wurde er auch noch Präsident des Luzerner Hauswarte-Fachverbands, auf dessen Website er nebst dem Präsidium auch als Vizepräsident und Presseverantwortlicher aufgeführt ist.
In den vergangenen knapp drei Jahrzehnten, seit Kari Rust seine Stelle am 16. Mai 1996 angetreten hat, hat sich viel verändert. Er sei mit der Gemeinde gewachsen, hält er fest. Es kam ein neues Gebäude dazu, und die Einwohnerzahl von Inwil hat sich fast verdoppelt, was sich auch in der Zahl der Schulkinder niederschlug. Entsprechend viel hat sich auch in Kari Rusts Werkstatt angesammelt, die vor dem Erweiterungsbau als Dusche für die Lehrpersonen gedient hatte. «Seit November bin ich am Aufräumen», erzählt er. Schliesslich wolle er seinem Nachfolger eine saubere Sache hinterlassen, denn bald naht der Abschied. Am 9. Februar ist es so weit: Kari geht in Pension. Er wird in jeder Klasse verabschiedet, was sicher sehr emotional werden dürfte, schätzt er.
Lachendes und weinendes Auge
Dass Kari Rust seine Aufgabe mit viel Leidenschaft erfüllt hat, schwingt in seinen Schilderungen und Anekdoten überall mit. Sicher wird er, der ein grosses Herz für Kinder hat, die Schülerinnen und Schüler vermissen. Vom Ruf der früheren Hauswarte als böser Mann ist der Inwiler nämlich weit entfernt. Autorität ist nicht sein Ding, auch wenn er grossen Wert auf Ordnung legt. Als sozial eingestellter Mensch hatte er einen guten Draht zu den Kindern und ist ihnen mit Verständnis begegnet, indem er das Gespräch mit ihnen suchte, wenn sie einen Blödsinn gemacht hatten. Diese Eigenschaft mag er wohl aus seiner eigenen Jugend mitgenommen haben, denn er sagt von sich: «Ich war immer der grösste Lausbub.»
Was kommt, was bleibt
Seiner Pension geht der langjährige Hauswart mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Glücklich habe ihn gemacht, dass er die Kinder über eine lange Zeit begleiten konnte. Bald sind nun seine drei Enkelkinder an der Reihe. Mit ihnen will er mehr Zeit verbringen, ‚brätle‘ oder Kanufahren gehen. Für letzteres hat er bereits vorgesorgt und ein Indianerkanu gekauft. Schon als Kind sei er ein ‚Zwaspel‘ gewesen, man habe ihn nie anbinden können, schmunzelt Rust. So wird es wohl auch in der Pension bleiben, obwohl er beteuert: «Dann wird es ruhiger um den Rust Kari.» Schliesslich sind da noch seine FCL-Saisonkarte, die er seit 20 Jahren besitzt, der Wohnwagen in Schüpfheim, die Männerriege, der Kochclub und nicht zu vergessen die Fasnacht. Er sei immer ein begeisterter Fasnächtler gewesen, räumt er ein, wahrscheinlich auch deshalb, weil er an einem Fasnachtsdienstag geboren sei. Dazu kommen Wanderungen in der geliebten Bergwelt oder gelegentliche Wellnessaufenthalte mit seiner Frau. Um seine Leidenschaft fürs Schreinern, das sein grosses Hobby und nach wie vor sein Traumberuf ist, vermehrt zu pflegen, würde sich Kari Rust gerne ein preiswertes ‚Büdeli‘ einrichten, wo er ‚fuschtä‘ kann. Vielleicht defekte Dinge reparieren oder Skulpturen und Dekoartikel kreieren. Mit seinen Kreationen geht er jeweils an den Weihnachtsmarkt in Hochdorf, wo er und ein paar Kindergärtnerinnen sogar schon einen ersten Preis für ihren Stand bekommen haben. Dabei, betont der kreative Schreiner, stehe nicht der Verkauf im Vordergrund, sondern die vielen Begegnungen mit den Menschen.
Doch bevor es an neue Projekte geht, steht der Abschied bevor und ein Fest auf dem Programm. Am 18. Februar lädt er seine Familie zu Spanferkel und Suppe in den Wald ein. Was im Schulhaus Inwil auch nach seinem Weggang an Kari Rust erinnert, sind die Skulpturen und Dekorationen aus Holz, mit denen er die Räume immer wieder verschönert hat.
Sonja Hablützel