Kabelsalat

EBIKON – In einer gemeinsamen Mitteilung an die Medien werfen die CVP, FDP, SVP und der Gewerbeverein Fragen zur vom Luzerner Verkehrsverbund  geplanten Verlängerung der Trolleybuslinie 1 zur Mall of Switzerland auf. Wir drucken den Text im Wortlaut.

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Der Verkehrsverbund plant die Buslinie 1 bis nach Ebikon/Mall of Switzerland zu verlängern. Dabei sollen die elektrischen Oberleitungen entlang der neuen Linienführung durch ganz Ebikon gezogen werden. Dass nicht nur die Oberleitungen sondern vor allem die Vielzahl der Masten, Befestigungsprofile und Spannseile ins Auge stechen werden, lässt sich bei Betrachtung des abgebildeten Planausschnitts kaum streitig machen.

Mit Hochdruck arbeitet die VBL an der Projektumsetzung

Als befürchte man, dass noch eine für die Gemeinde Ebikon opportune Lösung gefunden würde! Zahlreiche Bedenken von betroffenen Grundeigentümern scheinen die VBL nicht zu kümmern. Die Auflagefrist des Projektes ist vorbei und die betroffenen Grundeigentümer sehen einer Enteignung entgegen, während die diesbezügliche dringliche Anfrage von Gemeindepräsident Daniel Gasser vom Kantonsrat als «nicht dringend» taxiert wird.

Doch das zeitliche Argument zählt nicht

Die CVP hatte rechtzeitig auf die Thematik hingewiesen und in einem offenen Brief die Prüfung alternativer Möglichkeiten gefordert. Ob die durch die Mall erwartenden Pendlerströme beim ÖV auch wirklich eintreffen, ist äusserst fraglich und der Kapazitätsnachweis könnte schon in einem Jahr effektiv gemessen werden. Die gewonnene Zeit könnte genutzt werden, um von den Erfahrungen in Genf, wo derzeit ein neues System eingeführt wird, zu profitieren.

Kostenwahrheit?

Alles eine Frage der Betrachtung. Während die VBL auf ein 75-jähriges (!) System setzt und dabei die «guten Kostenkenntnisse» anpreist, hat Genf berechnet, dass neue alternative Antriebssysteme Einsparungen bei den Betriebskosten ermöglichen; nicht zuletzt, da die teuren Oberleitungen nicht benötigt und folglich nicht gewartet werden müssen.

Fortschrittliches Genf – konservatives Luzern?

Schon bald nach dem die Vertreter des Verkehrsverbundes in einer öffentlichen Informationsveranstaltung mitteilten, dass die Feldtests mit batteriebetriebenen Bussen abgebrochen würden und die Systeme nicht tauglich wären, ist in der NZZ zu lesen, dass in der Stadt Genf bereits ab Dezember 2016 Elektrobusse ohne störende Stromkabel vom Flughafen bis ins Industriequartier von Carouge verkehren werden. Die sogenannten Tosa-Busse werden alle 3 bis 4 Haltestellen sowie an den Endstationen neu aufgeladen, wobei sich die Haltezeiten nicht verlängern. Durch die «Zwischenladungen» können relativ kleine und leichte Batterien in die Busse eingebaut werden. Dazu sind gemäss NZZ die Betriebskosten um etwa 10% niedriger als bei den Trolleybussen, da die Unterhaltsarbeiten für die oberirdischen Stromleitungen wegfallen. Bemerkenswert ist, dass Schweizer Technologieunternehmen wie ABB SIG an der Entwicklung der sogenannten Tosa-Busse beteiligt sind.

Kompatibilität mit dem bisherigen System?

Das von der VBL und dem Verkehrsverbund vorgebrachte Argument, das neue System sei mit dem Trolleybusnetz nicht kompatibel, zählt nur bedingt. Muss unbedingt die Linie 1 verlängert werden, oder können die «neuen» Busse wie die bisherigen Linien 22/23 einfach bis zum Bahnhof fahren? Oder gäbe es allenfalls eine neue Linienführung von Ebikon nach Horw, dessen Buslinie bisher auch nicht elektrifizeirt ist? Auch die erste Trolleybuslinie vor 75 Jahren war ein Exot und wäre ohne die damalige Weitsicht nie gebaut worden.

Auch Luzern darf mutig sein

Die Ortsparteien der CVP, FDP und SVP, sowie der Gewerbeverein erwarten, dass die Ausganglage seriös analysiert wird und die Kostenvergleiche und Erfahrungen von anderen Städten in die Überlegungen einbezogen werden. Notfalls soll die Umsetzung der Elektrifizierung sistiert werden, bis die notwendigen Daten vorliegen und das sinnvollste System zum Tragen kommt. Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Es stellt sich einfach die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für die Umstellung gekommen ist. Es ist jedoch klar festzuhalten, dass sich die Parteien bewusst sind, dass die ÖV-Infrastruktur der Nachfrage angepasst werden muss. Es stellt sich deshalb nicht die Frage «ob», sondern «wie» dies geschehen soll.

CVP, FDP, SVP, Gewerbeverein