Welche Vorteile und Risiken hat ein künstliches Hüftgelenk?

Betroffene stellen sich – insbesondere bei akuten Hüftbeschwerden – die Frage, welche Vorteile und Risiken ein künstliches Hüftgelenk bringt.

Unter den OECD-Ländern ist Deutschland mit über 220.000 Eingriffen jährlich eines der führenden Länder für Hüftoperationen in Kombination mit künstlichem Gelenkersatz, sogenannten Endoprothesen. In der Schweiz werden jährlich rund 22.000 künstliche Hüftgelenke implantiert, was das Land nach Implantationen je Einwohner auf Platz 1 bringt. Für eine auf Hüftchirurgie spezialisierte Klinik stellen diese Eingriffe damit keine Seltenheit dar.

Wie ist ein Hüftgelenk aufgebaut?

Ein Hüftgelenk besteht aus Hüftkopf und Hüftpfanne, die von einer glatten Knorpelschicht überzogen sind. Dazwischen befindet sich eine Gleitschicht aus Gelenksflüssigkeit. Das sogenannte Labrum – ein Ring aus Faserknorpeln – dichtet das Gelenk am Rand der Hüftpfanne ab. Eine straffe Kapsel und ein kräftiger Muskelmantel umgeben das Hüftgelenk, das als Kugelgelenk vielfältige Bewegungen in nahezu alle Richtungen erlaubt. Zu den Hauptfunktionen des Gelenks zählt es, zur Stabilisierung des Oberkörpers beizutragen und die Last des Körpers möglichst gleichmässig auf die Beine zu verteilen.

Wieso kann es dazu kommen, dass man eine künstliche Hüfte bekommt?

In den meisten Fällen geht dem Ersatz eines geschädigten Hüftgelenks durch eine Prothese die Diagnose Hüftarthrose voraus, die mit starken Hüftschmerzen verbunden ist. Bei einer Arthrose der Hüfte ist der schützende Knorpelüberzug von Hüftpfanne und Hüftkopf abgenutzt. Die ursprüngliche Passform des Gelenks geht verloren und die Abriebteilchen des Knorpels können schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Neben Schmerzen begünstigen Einschränkungen der Beweglichkeit die Entscheidung für eine Operation. Die Ursachen für eine Hüftarthrose sind – neben altersbedingter Abnutzung – starke körperliche Belastungen, Unfälle, ungünstige Hüftkopf-Hüftpfanne-Formen und Erkrankungen.

Schenkelhalsfrakturen, bei denen die Durchblutung des Oberschenkelkopfes vermindert ist, führen in der Hüftchirurgie häufig zu der Entscheidung, den Hüftkopf durch eine Prothese zu ersetzen. Ein Oberschenkelhalsbruch hat zur Folge, dass genau der Teil des Beins gebrochen ist, der für die Verankerung des Beins im Hüftgelenk verantwortlich ist.

Was unterscheidet eine künstliche Hüfte von einer echten Hüfte?

Ein künstliches Hüftgelenk ist gegenüber einer natürlichen Hüfte weniger beweglich und flexibel. Als medizinische Prothese besteht eine künstliche Hüfte aus synthetischen Materialien, die nach der Art der Verankerung klassifiziert werden können:

  • Zementfreie Verankerung: Bei einwachsenden Hüftprothesen kommt vielfach eine knochenfreundliche Titanlegierung zum Einsatz.
  • Zementierte Verankerung: Hier ist der Oberflächenersatz häufig eine Cobalt-Chrom-Molybdän-Metalllegierung.

Alternativen bietet ein Oberflächenersatz auf Keramik-Basis. Hier liegen die Vorteile in einer knochensparenden endoprothetische Rekonstruktion des Hüftgelenks. Aufgeraute Oberflächenstrukturen in den Bereichen, die vom Knochen umschlossen werden, sollen es den körpereigenen Knochenzellen erleichtern, schneller anzuwachsen. Häufig ergänzen Laufflächen aus dem Kunststoff Polyethylen den Keramikkopf der Prothese.

Allen Materialien gemeinsam ist ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Korrosion und Verschleiss. Ist eine künstliche Hüfte beschädigt, kann sie sich nicht wie ein natürliches Hüftgelenk selbst regenerieren, sondern muss bei starker Beschädigung oder einer Lockerung erneuert werden. Die Lebensdauer einer künstlichen Hüfte beträgt – abhängig von Faktoren wie Belastung und Knochenqualität – mindestens 15 bis 25 Jahre. Sportarten mit starken Stop-and-go-Aktionen sollten nach einer erfolgreichen Implantierung nicht mehr ausgeübt werden.

Welche Risiken bringt eine künstliche Hüfte mit sich?

Wie jede Operation birgt auch eine Hüft-OP Gefahren für vielfältige Komplikationen – u. a. Verletzungen von Gefässen und Nerven, Blutverlust und Infektionen. Die durchschnittliche Operationsdauer liegt zwischen 60 und 90 Minuten. Patienten haben die Möglichkeit, eine Rückenmarks- oder Vollnarkose zu wählen.

Nach der Implantierung können Veränderungen im Bereich der Beinachse und Beinlänge auftreten, beispielsweise infolge einer Rekonstruktion des Hüftzentrums. Aus einer Totalprothese resultierende Unterschiede von ein bis zwei Zentimetern lassen sich durch orthopädische Schuheinlagen oder Absatzerhöhungen ausgleichen. Wird die Gegenseite zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls operiert, können sich einseitige Unterschiede in der Beinlänge wieder ausgleichen.

Verknöcherungen um das künstliche Hüftgelenk treten v. a. im Rahmen der Wundheilung auf. Die Folge ist eine Versteifung der künstlichen Hüfte führen und die Beweglichkeit massiv